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SEKA-Rundbrief Mai 2018

G. Müller
G. Müller wrote on 28-05-2018

Liebe SEKA-Freundinnen und Freunde, Liebe LeserInnen,

wieder einmal ist es Zeit für den SEKA-Rundbrief über die aktuellen SEKA-Aktivitäten der letzten zwölf Monate (April 2017 – bis April 2018).
Das letzte Jahr ist für uns wie im Flug vergangen. Das SEKA-Team war in diesen zwölf Monaten aktiver denn je:

Regelmäßige Angebote im SEKA-Haus für die lokale Bevölkerung:
Der Schwerpunkt der SEKA-Arbeit lag wie auch bisher auf den (trauma-) therapeutischen, psycho-edukativen und pädagogischen Angeboten für die lokale Bevölkerung des Kantons Goražde. Das regelmäßige SEKA-Programm beinhaltete in den vergangenen zwölf Monaten:
· Therapeutische Einzel- und Gruppenarbeit mit Frauen / Traumatherapie (Gabriele Müller, Mevlida  Rovčanin)
 · Gruppen- und Einzelarbeit mit Kindern (Emina Delahmet)
· Gruppenarbeit mit jugendlichen Mädchen (Emina Delahmet)
· Projektarbeit und  kreative Workshops mit Kindern (Emina Delahmet)
· Offene Termine für Frauen: Möglichkeit, zwanglos die SEKA-Arbeit kennen zu lernenund sich mit anderen Frauen zu treffen (Mevlida Rovčanin, Vera Dacić)
· Parallel dazu: offene Termine für Kinder (Emina Delahmet)
· Arbeit mit Familien (Gabriele Müller, Mevlida Rovčanin)
· Supervision für KollegInnen anderer Einrichtungen (Gabriele Müller)
· Regelmäßige Fall-Supervision und interne Fortbildungen mit den Kolleginnen des SEKA-Teams (Gabriele Müller); externe Teamsupervision (Edita Ostojić)
· Einzelarbeit / Traumatherapie mit Veteranen des Klubs ʹSvjetlost Drineʹ bzw. mit männlichen Klienten (Gabriele Müller)
· Supervision mit dem Team des Veteranenprojekts ʹSvjetlost Drineʹ (Gabriele Müller)
· Beratung und Unterstützung bzgl. Organisation, Fundraising und politischer Lobbyarbeit für die Goražder Selbsthilfegruppe der ‚Frauen – Opfer des Krieges‘ – Überlebende von Kriegs-vergewaltigungen (Gabriele Müller, Mevlida Rovčanin, Esma Drkenda)
· Wir freuen uns, dass seit Anfang April unsere Kollegin Amina Sarajlić aus der Elternzeit zurück ist und wieder die therapeutische Einzel- und Gruppenarbeit mit Kindern und Jugendlichen übernimmt.

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Neben den regelmäßigen Angeboten fand in den vergangenen zwölf Monaten außerdem eine Vielzahl von weiteren Aktivitäten statt:
·         Im Mai und im September 2017 organisierte das SEKA-Team in Zusammenarbeit mit der 'Internationalen Organisation für Migration'  zwei Seminare für VertreterInnen von Opferorganisationen zum Thema 'Fundraising', da diese Organisationen mit großen finanziellen Schwierigkeiten kämpfen und kaum über Kenntnisse in Fundraising verfügten.
·         Ende Juni 2017 besuchte Lars-Gunnar Wigemark, Chef der EU-Delegation und EU-Sondergesandter für Bosnien-Herzegowina mit seinem Team das SEKA-Projekt. Wir hatten eine intensive Diskussion über die SEKA-Arbeit und die aktuelle Situation in Bosnien-Herzegowina.
·         Anfang Juli organisierte SEKA in Kooperation mit der OSZE-Vertretung Foća ein eintägiges Seminar zum Thema 'Gerechte Gesellschaft – Prävention von Ausgrenzung und Diskriminierung von marginalisierten Bevölkerungsgruppen'
·         In der zweiten Juliwoche fand das 9. Seminarder Fortbildungsreihe ʹTraumatherapie mit der Methode Psychodramaʹ statt (Leitung: Gabriele Müller und Edita Ostojić). Im Oktober wurde die dreijährige Fortbildungsreihe dann mit einem Kolloquium abgeschlossen. Finanzierung: Weltgebetstag der Frauen, Deutsches Komitee.

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·         Ende Juli wurde das von UN Women geförderte Projekt ‚Ökonomisches Empowerment für Frauen‘ erfolgreich abgeschlossen. Wir berichteten bereits über das Projekt: 24 Frauen, die aufgrund verschiedener Faktoren (Alter, Behinderung, Krankheit, Traumatisierung u.a.) keine Chance auf eine reguläre Beschäftigung haben, hatten die Gelegenheit Weben zu lernen und nahmen an psycho-edukativen Workshops teil. Alle Teilnehmerinnen schlossen den 6-monatigen Kurs erfolgreich ab und bekamen einen kleinen Webstuhl für den eigenen Gebrauch. Sie haben nun die Möglichkeit, Auftragsarbeiten für eine Firma in Sarajevo zu übernehmen. Außerdem haben einige der Instruktorinnen des Projekts – mit tatkräftiger Unterstützung von UN Women und SEKA das Facebook-Profil ‚OVA‘ kreiert, durch das Frauen ihre hochwertigen Arbeiten in Zukunft auch über das Internet verkaufen können: https://www.facebook.com/ova.bih/  und https://www.instagram.com/ova.bih/
·         Im Juli 2017 und im März 2018 nahmen Emina Delahmet und Esma Drkenda für SEKA an Treffen des informellen Netzwerks für die Durchsetzung des Schutzes und der Rechte von Kindern teil.
·         Im September 2017 organisierte Emina Delahmet in Zusammenarbeit mit der Grund- und Hauptschule Ustikolina einen Workshop für Kinder zum Thema ‚Spiele einst und heute‘, der die Kinder im Zeitalter von Smartphone, Tablet und Co. zum „Spielen live“ motivieren sollte und bei den Kindern erfreulicherweise auf großes Interesse stieß.
·         Ende September 2017 besuchten VertreterInnen des bosnisch-herzegowinischen Friedensnetzwerks SEKA. Wir tauschten uns über realisierte und geplante Aktivitäten aus.
·         Ende Oktober 2017 nahm SEKA-Therapeutin Mevlida Rovčanin auf Einladung der Organisation ‚Lotos‘ an einer Podiumsdiskussion in Tuzla zum Thema ‚Gewalt gegen behinderte Frauen - Hilfe und Prävention‘ teil.
·         Seit Oktober 2017 (bis September 2018) führt SEKA in Partnerschaftmit der Goražder Mittelschule ‚Enver Pozderović‘ und unterstützt vom Regionalen Umwelt-Zentrum Bosnien-Herzegowina das Projekt ‚Durch Bildung die Zukunft gestalten und die Welt verändern‘ durch. Durch das Projekt sollen die Lernbedingungen und die Möglichkeiten zum aktiven Lernen insbesondere für Schülerinnen und Schüler verbessert werden.
·         Im November 2017 und im März 2018 vertrat Esma Drkenda SEKA auf zwei Konferenzen der Agentur für Gleichstellung der Geschlechter in Sarajevo zum Thema ‚Durchsetzung der Istanbul Konvention auf regionalem und nationalem Niveau – Multidisziplinärer Ansatz in der Prävention von Gewalt in der Familie‘.
·         Anfang Dezember 2017 nahmen Esma Drkenda, der Premier des Kantons Goražde und ein Vertreter der Islamischen Gemeinde Goražde an einem Treffen in Foča (Republika Srpska) mit Vetretern des Stadtrats, von Jugendorganisationen, dem Bürgermeister und Vertretern des OSZE teil zum Thema ‚Hassverbrechen – Strafverfolgung und Prävention‘.
·         Ebenfalls Anfang Dezember organisierte das SEKA-Team gemeinsam mit dem Goražder Jugendrat in Goražde die Kampagne ‚Drahtlos, unsichtbar aber schmerzhaft‘. Dabei wurde über Internet und mit einem Infostand in Goražde über das zunehmende Problem der Gewalt durch elektronische Medien (SMS, Soziale Medien etc.) informiert. Außerdem sammelten wir Unterschriften für eine Petition, die die Spezifizierung dieses Straftatbestands im Strafrecht fordert. Die Kampagne fand koordiniert vom Zentrum für Frauenrechte in Zenica in insgesamt 13 Städten Bosnien-Herzegowinas statt.
·         Mitte Dezember 2017 nahm Esma Drkenda als SEKA-Vertreterin an der Konferenz des Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) in Sarajevo zur Planung des UNFPA-Programms für Bosnien Herzegowina teil.
·         Ende Dezember 2017 feierten wir – wie es schon SEKA-Tradition ist – Weihnachten / Neujahr mit Kindern und Müttern – und dem obligatorischen Besuch des ʹDjeda Mrazʹ (ʹGroßvater Frostʹ). Auch diesmal konnte dieser die Kinder mit Geschenken überraschen – dank der großzügigen Spenden einiger SEKA-UnterstützerInnen.
·         Am 14. Februar 2018 organisierte SEKA bereits zum sechsten Mal die Goražder Aktion im Rahmen der globalen Kampagne gegen Gewalt gegen Frauen und Mädchen ʹOne Billion Risingʹ - diesmal zusammen mit mehreren Jugendorganisationen und zwei Grund- und einer Mittelschule.
·         Im März 2017 nahm Mevlida Rovčanin am Runden Tisch zum Thema ‚Kostenlose Rechtsberatung‘ der Organisation ‚Eure Rechte‘ teil.
·         Zusätzlich beteiligte sich SEKA an einer Vielzahl von Treffen mit der Kantonsregierung bzw. einzelnen Ministerien, der Stadtverwaltung sowie anderen Institutionen und Organisationen zu unterschiedlichsten gesellschaftlichen Themen und Problemen, die unsere KlientInnen betreffen.
·         Darüber hinaus informierten SEKA-Mitarbeiterinnen regelmäßig durch Fernseh-, Radio- und Zeitungsinterviews über die regelmäßige SEKA-Arbeit, über aktuelle Projekte und nahmen zu verschiedenen Themen Stellung (insbesondere zum Thema ‚Gewalt‘).

‚Das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben frei von Gewalt‘
Wie bereits im letzten Rundbrief berichtet, arbeiten wir seit Anfang 2017 intensiv an der Umsetzung der Istanbul-Konventiondes Europarates zur ‚Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt‘ (beschlossen 2011 in Istanbul und  2013 von Bosnien-Herzegowina ratifiziert) auf der lokalen Ebene des Kantons Goražde. Das Projekt, das mehrjährig angelegt ist und intensives Engagement auf unterschiedlichsten Ebenen und insgesamt einen ‚langen Atem‘ benötigt, zielt zum einen darauf ab, die Hilfsangebote für Opfer von Gewalt zu verbessern und wirkungsvoller zu machen. Dies geschieht durch eine bessere Koordination und Zusammenarbeit aller beteiligten Institutionen und Behörden und durch multidisziplinäre Fachseminare und Supervision für die MitarbeiterInnen aller zuständigen Behörden, Institutionen und Organisationen. Zum anderen haben wir durch eine umfangreiche Studie, die SEKA gemeinsam mit dem Zentrum für Sozialarbeit und der Polizeibehörde für den Zeitraum von 2012 – 2017 durchführte, zum ersten Mal konkrete und differenzierte Daten bzgl. der registrierten Fälle von Gewalt in der Familie erhoben. Durch diese Studie konnten wir u.a. insbesondere die Probleme und Hindernisse identifizeren, die Betroffene davon abhalten, Hilfe zu suchen, bzw. eine Anzeige zu machen. Anhand dieser Probleme erarbeitete das multidisziplinäre Koordinationsteam konkrete Vorschläge und Forderungen an die Politik, über die wir Ende März 2018 bei einem Runden Tisch mit den zuständigen Regierungsvertretern. Die Reaktionen der Politik waren durchaus positiv. Allerdings gilt es jetzt, Zusagen zu konkretisieren und einzufordern, sowie kurz oder mittelfristig umzusetzen. Das Projekt wurde von Mai 2017 – April 2018 finanziell von Medica mondiale, Köln, gefördert. Vor ein paar Tagen wurde von Medica nun auch unser Folgeantrag bewilligt. Darüber sind wir sehr glücklich! Einen ausführlichen Bericht über die Aktivitäten und die Erfolge des Projekts werden Sie dann  Ende November hier lesen können.

Gegen Stigma und Diskriminierung
Opfer sexualisierter Gewalt (im Krieg), aber auch Opfer anderer Formen von Gewalt müssen nicht nur mit ihren Traumata leben, sondern sind häufig zusätzlich mit diskriminierenden und stigmatisierenden Reaktionen ihrer Umgebung konfrontiert. Dies erleben sie leider auch im Gesundheitswesen oder in anderen Einrichtungen und Behörden, die eigentlich Hilfe leisten sollten. Oft hält diese Diskriminierung und Abwertung Betroffene davon ab, Hilfe zu suchen bzw. ihre Rechte als Opfer in Anspruch zu nehmen. Unterstützt von UNFPA (s.o.) führte SEKA daher gemeinsam mit dem lokalen Gesundheitszentrum und einer Goražder Jugendgruppe von Oktober 2017 bis März 2018 ein erstes Projekt zum Thema „Gesellschaftliche Stigmatisierung von Überlebenden von Gewalt – Sensibilisierung und Prävention“durch. Zum einen fanden zwei Vorträge und Diskussionsrunden mit den Beschäftigten des Gesundheitszentrums Goražde und mit den Beschäftigten der Stadtverwaltung Goražde statt – als Einstieg in ein weiteres Programm zu deren Sensibilisierung. Zum anderen wurde das Thema in drei Veranstaltungen sowohl mit Jugendlichen, als auch mit Eltern und außerdem mit einer Veteranengruppe diskutiert. Die Veranstaltungen stießen auf ein positives Echo, zeigten aber auch, dass weitere Bewusstseinsarbeit zu diesem Thema sehr nötig ist. 

„Frauen verändern sich selbst und die Welt um sich herum!“
Anfang 2016 begann SEKA mit einem speziellen Programm für Frauen in ländlichen Gemeinden. Adressatinnen des damaligen Projekts zum Empowerment und zur Förderung der politischen Mitbestimmung ‚Wir erheben unsere Stimme‘ (Finanzierung: Frauenstiftung filia, Hamburg) waren Frauen aus drei Dörfern des Kantons Goražde. Nach dem sehr erfolgreichen Abschluss des Projekts baten die Frauen um eine Fortsetzung der Workshops – allerdings eher zu psycho-edukativen Themen. Diesem Wunsch konnten wir (mit Unterstützung der Ökumenischen Fraueninitiative, Omiš, EIZ) im Jahr 2017 durch das Folgeprojekt „...dass wir jetzt unser Leben selbst gestalten!“ entsprechen. Die Workshops können wir nun – auf Wunsch der Frauen und mit erneuter Förderung durch EIZ – auch im Jahr 2018 mit Frauen aus insgesamt vier Dörfern fortsetzen. Inzwischen finden alle Workshops im SEKA-Haus statt, da hier Atmosphäre und Ausstattung optimal sind. Wir organisieren für alle Gruppen Fahrdienste. Den Frauen bedeutet diese Möglichkeit der Gruppenarbeit unglaublich viel. Alle Frauen sind (oft mehrfach) traumatisiert. Die meisten haben zum ersten Mal in ihrem Leben eine solche Möglichkeit zur psychischen Entlastung und Arbeit an persönlichen Themen. 

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Finanzen
Trotz intensiven Fundraisings und zahlreicher zusätzlicher Projekte, die das SEKA-Team neben der regulären therapeutischen Arbeit durchgeführt hat (s.o.) befindet sich SEKA derzeit in einer schwierigen finanziellen Situation. Die Spendeneinnahmen von SEKA Hamburg e.V. haben sich leider auch im Jahr 2017 weiter verringert. Die Rücklagen früherer Jahre sind fast aufgebraucht. Seit April 2015 haben wir keine Förderung mehr für die therapeutische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen und müssen diese völlig durch Privatspenden finanzieren. Auch für die Finanzierung der therapeutischen Arbeit mit jugendlichen Mädchen, mit Frauen, Familien und Veteranen haben wir im Moment nur noch eine teilweise Förderung. Ob Anträge, die wir für diese Angebote gestellt haben, auch bewilligt werden, ist noch völlig unklar.Die regelmäßige (trauma-)therapeutische Arbeit müssen wir so auch 2018 zu einem großen Teil durch Privatspenden finanzieren. Wir möchten Sie daher bitten, dass Sie auch in diesem Jahr an unserer Seite bleiben!Sie können SEKA auch online unterstützen, z. B. über die betterplace-Plattform hier, aber auch  über  die Plattform 'Gut für Hamburg': http://www.gut-fuer-hamburg.de/projects/255Hier werden 100 % der Spende an das Projekt weitergeleitet.Oder für das Veteranenprojekt über: http://www.betterplace.org/de/projects/587
Weitere Unterstützungsmöglichkeiten finden Sie unter:http://www.seka-hh.de/unterstuetzung.htm

Wir danken allen unseren FörderInnen und UnterstützerInnen von Herzen für ihre Begleitung und oft langjährige Unterstützung!  

Mit herzlichen Grüßen 

Gabriele Müller und Kolleginnen des SEKA-Teams Goražde


Fuer die therapeutischen Angebote sind wir ueberwiegend auf Privat-Spenden angewiesen.