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Ressourcenarbeit: 'Die Quellen meiner Kraft'

G. Müller
G. Müller wrote on 18-02-2014

Liebe Freundinnen und Freunde, liebe LeserInnen,

hier nun eine weitere Fortsetzung unseres Berichts ueber die Gruppenarbeit mit den Muettern waehrend des therapeutischen Erholungsaufenthalts.

Herzliche Gruesse

Gabriele Mueller

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Gruppenarbeit mit den Müttern

Die Morgenrunde zu Beginn der Gruppenarbeit des dritten Tages zeigte, dass die Frauen am Vortag noch viel über die Themen der Gruppenarbeit und über ihr Leben nachgedacht hatten.

In der Erwärmungsübung ‚Drei meiner positiven Eigenschaften’ hatte dann jede die Aufgabe, drei ihrer positiven Eigenschaften zu benennen. Wir wählten diese Übung als Einstimmung auf die Ressourcen-Arbeit, die wir als Nächstes geplant hatten. Den Frauen fiel es fast durchgehend sehr schwer, sich ihrer positiven Eigenschaften / Stärken zu erinnern und noch schwerer, über diese zu sprechen, da die traditionelle patriarchale Erziehung ‚Selbstlob’ insbesondere bei Frauen als negativ und unerwünscht wertet. Dies hat große Auswirkungen auf das eher negative und überkritische Selbstbild vieler Frauen. „Wenn ihr mich nach meinen Schwächen fragen würdet, da könnte ich euch gleich zehn aufzählen… aber meine positiven Eigenschaften – da will mir nichts einfallen – eigentlich ist das doch alles selbstverständlich!“

In einer kleinen theoretischen Einheit erklärten wir den Frauen, wie wichtig es ist, dass wir uns nicht nur unserer Schwächen sondern gerade auch unserer Stärken und Ressourcen bewusst sind; denn „diese helfen uns in schwierigen Situationen und ein gesundes Selbstwertgefühl lässt uns leichter und glücklicher durch’s Leben gehen“. Schließlich gelang es doch jeder, drei ihrer Stärken zu identifizieren und zu benennen. Dabei half ihnen die ‚Beobachter-Technik’: wir boten den Frauen an, sich selbst aus der Rolle einer ‚besten Freundin’ zu betrachten: Was würde die an positiven Eigenschaften an ihnen entdecken?

In der anschließenden Pause ereignete sich eine Situation, in der sich zwei Frauen indirekt angegriffen fühlten. Da es um das Thema indirekte Kommunikation ging, boten wir nach der Pause die Übung ‚Nonverbale Kommunikation – Auf den Rücken der Nachbarin schreiben’. Durch diese Übung wurde den Frauen bewusst, wie Mangel an direkter Kommunikation (wenn wir voraussetzen, wir wüssten, was andere denken) zu Missverständnissen und Konflikten führen kann. Es gelang ihnen, über die betreffende Situation offen zu reden. Dadurch konnten sie die Meinungen und Bedürfnisse der jeweils anderen Seite verstehen und akzeptieren. Das Missverständnis war dadurch ausgeräumt.

Zum Thema ‚Ressourcen’ leiteten wir dann die psychodramatische Symbolarbeit ‚Die Quellen meiner Kraft’ an. Durch diese Übung können die Teilnehmerinnen sich klar werden, welche Ressourcen (innere oder in ihrem Umfeld) ihnen Kraft geben, bzw. ihnen ermöglichen, schwierige Situationen zu meistern, oder aber auch Ressourcen, die ihnen helfen, ein glückliches Leben zu führen. In einer psychodramatischen Symbolarbeit stellten sie dann diese ‚Kraftquellen und Ressourcen’ mit Hilfe von Steinen, Muscheln bzw. Murmeln als kleine Szene auf einem Blatt Papier dar. Die Frauen ließen sich sehr gut auf diese Übung ein und arbeiteten konzentriert.

An diesem Tag stellte A. ihre kleine ‚Skulptur’ vor und war sogar bereit, diese auf der großen Psychodramabühne darzustellen, indem sie andere Teilnehmerinnen zur Darstellung unterschiedlicher Rollen wählte. Nach der Inszenierung hatten die Frauen Gelegenheit zum ‚Rollenfeedback’, d.h. jede, die eine Rolle verkörpert hatte, gab der Protagonistin ihre Rückmeldung, wie sie sich ‚als diese Rolle’ gefühlt hatte. Anschließend gab es noch für alle Frauen der Gruppe die Möglichkeit, Gefühle und Erfahrungen auszudrücken, die durch die Szene aktiviert worden waren (Sharing).

Im abschließenden Blitzlicht wurde deutlich, welche starke Wirkung die Übung ‚Kraftquellen’ und insbesondere die Skulpturierung auf der großen Bühne für die Frauen hatte. A. fühlte sich sehr gut, weil sie den Mut gehabt hatte, als erste ihre Skulptur vorzustellen und dann auch noch auf der großen Psychodramabühne darzustellen. Alle hatten durch die Übung und die Inszenierung viel Stoff zum Nachdenken und Prozessieren. Die Übung ermöglichte außerdem, wie einige es formulierten, „einen neuen Blick auf mein Leben“.

In der Runde am Morgen des vierten Tages, zeigte sich, dass sich A. großartig fühlte, sie hatte gut geschlafen, fühlte sich entspannt und zuversichtlich, ohne Angst oder Unruhe, ja sogar neugierig auf das, was der Tag bringen würde. Sie merkte, dass sie nun auch viel mehr Geduld mit ihrer kleinen Tochter hatte. Auch die übrigen Frauen fühlten sich gut. Nur eine, B., äußerte Besorgtheit wegen der Beziehung zu ihrer Tochter, die sehr konfliktreich sei. Diese höre überhaupt nicht mehr auf sie. Sie fühle sich ratlos. Natürlich sei sie sich bewusst, dass ihre Tochter bereits in die Pubertät komme und das ein schwieriges Alter sei… Andere Mütter mit Kindern in der Pubertät teilten ihre eigenen Erfahrungen mit B. Diese beschloss, am Nachmittag alleine mit der Tochter etwas zu unternehmen und in Ruhe mit ihr zu reden.

Dann – nach der Bewegungs- und Imaginationsübung ‚Spaziergang durch unterschiedliche Landschaften’, die die Teilnehmerinnen sehr genossen, fuhren wir mit der Arbeit am Thema ‚Ressourcen’ fort.

Zwei weitere Frauen, C. und D., waren in dieser Gruppensitzung bereit ihre Skulpturen auf der großen Bühne darzustellen. Beide Szenen waren intensiv und lösten intensive Reaktionen auch bei den teilnehmenden Frauen aus, die diese in den Rollenfeedbacks oder Sharings mit der Protagonistin und der Gruppe teilten. C. nannte ihre Szene „Ich kann. Ich muss. Ich will!“ D. gab ihrer Skulptur die Überschrift „Meine kleine Welt, die ich beschützen muss“. Beiden Protagonistinnen hatte ihre jeweilige  Skulptur geholfen, wichtige Aspekte eines aktuellen Problems zu erkennen und eine Entscheidung zu treffen.

Im abschließenden Blitzlicht dieser Sitzung äußerten alle Frauen, dass sie sich erfüllt und entspannt fühlten und dass dies für sie der bisher schönste Tag des Erholungsaufenthalts sei.

Fortsetzung im naechsten Blog..




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