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Radfahren für obdachlose Menschen

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1500 km - Im Juni geht es weiter

J. Köttig
J. Köttig wrote on 10-05-2017

Nach einem Jahr Pause geht es für mich weiter. An dem Punkt der Strecke, wo ich im letzten Jahr abbrechen musste, soll es weitergehen. Das Ziel steht fest. Innerhalb von 4 Wochen möchte ich über 1500km vom 01.Juni an Santiago de Compostella erreichen.

Starten werde ich in Taizé, wo ich gute Freunde wiedertreffen werde und die Ruhe genießen kann, in der ich die Arbeit in dem Pflegezimmer der Ambulanz reflektieren kann. Gespräche, die ich während der Pflegemaßnahmen der Patienten führe und ihre tiefen Wunden im Innern und Außen deutlich wahrnehme.

So wie bei der Dame, die ich zuletzt begleitete. Mit 71 Jahren auf der Straße, kein Kontakt zu Verwandten und schon seit mindestens 10 Jahren an das Straßenleben gewohnt.

Vor einigen Wochen kam sie zunächst in die Ambulanz. Verwahrlost und erkennbar am beißenden Geruch. Sie ließ sich schon dort trotz Bemühungen nicht zur Körperpflege und anschließenden Behandlungen überreden – sie blieb stur. Aus Scham oder aus Angst – irgendwas hielt sie davon ab, sich helfen zu lassen. So verließ sie die Ambulanz ohne die nötige Behandlung wieder. Auch ein Nein müssen wir akzeptieren – so schwer es manchmal ist.

Eine Woche später kam sie wieder. Nach einem längeren Gespräch ließ sie sich letztendlich doch von uns helfen und in das Pflegezimmer vermitteln. Nach wiederholtem Widersetzen und der Ablehnung gegenüber der Wundversorgung im Pflegezimmer, ließ ich sie zunächst allein und in Ruhe schlafen. Das, was die meisten machen, wenn sie in unser Pflegezimmer kommen. Erst einmal ordentlich ausschlafen.

Nachdem ich am nächsten Tag erneut mit ihr ins Gespräch kam und ihr aufmerksam zuhörte, fasste sie schließlich Vertrauen zu mir und ließ sich versorgen. Während der Behandlungen in der Ambulanz und im Pflegezimmer sah man, dass diese wirklich wichtig und notwendig waren. Viele offene und entzündete Wunden an den Beinen, die große Schmerzen bereiteten.

Ab diesem Tag saß sie pünktlich zu meiner Ankunft schon fertig am Bett, auf mich wartend.

Sie nutzte die Zeit im Pflegezimmer gut. Die Mobilen Einzelfallhelfer arbeiteten eng mit ihr zusammen und sie konnten gemeinsam wichtige Termine wahrnehmen. Nach vier Wochen konnte sie das Pflegezimmer gestärkt verlassen und kam an anderer Stelle unter. Die Arbeit mit der Mobilen Einzelfallhilfe ging weiter.

Geduld ist eine der wichtigsten Instrumente in der Pflege. In dieser Pflege möchten wir ihnen ein Stück Würde zurückgeben und das Gefühl für ihren Körper. Das weckt häufig ungeahnte Kräfte und Motivationen zu neuen Schritten.