Dead2Red – „Ich laufe für syrische Studenten“
Maram ist eine von 10 Läufern, die beim Dead2Red Marathon 242 km durch
die Wüste rennen. Ihr Grund dabei zu sein: “Ich laufe für syrische
Studenten.”
Vor drei Jahren studierte ich Wirtschaftswissenschaften an der
Universität von Damaskus. Für mich war das die schönste Zeit meines
Lebens. Ich denke es ist überall auf der
Welt gleich: Wenn wir die Schule abgeschlossen haben entscheiden wir uns
für ein Studium, das uns interessiert, lernen neue Leute kennen, fangen
an auf eigenen Beinen zu stehen und uns auf unsere Zukunft
vorzubereiten. Diese Erfahrung wurde mir genommen.
Damals fühlte ich mich, als würde mir die Welt zu Füßen liegen, als
könnte ich alles schaffen. Ich fühlte mich wie ein freier Vogel, der
überall hinfliegen konnte wo er wollte. Dann begann der Krieg und ich
floh mit meiner Familie über Ägypten nach Jordanien, wo ich jetzt lebe.
Mehr als zehn Millionen Syrer benötigen dringend Hilfe. Sie haben weder
genug zu essen, noch das Geld um die Miete oder medizinische Versorgung
zu bezahlen. Natürlich ist es am wichtigsten, zuallererst diese
Grundbedürfnisse zu decken. Ohne Nahrung und ohne medizinische
Versorgung können wir nicht überleben. Aber was kommt danach? Was ist
mit all den Studenten wie mir, die ihren Abschluss nicht machen können?
Was ist mit all meinen Freunden in Damaskus, die jeden Tag ihr Leben
riskieren, um etwas über die Welt zu erfahren und sich auf ein Leben
nach dem Krieg vorzubereiten?
„Du bist unsere Stimme“
Am 13. März, rund drei Jahre nach dem Ausbruch der Syrien-Krise,
werde ich vom Toten zum Roten Meer durch die Wüste Jordaniens laufen.
Gemeinsam mit CARE Mitarbeitern aus Deutschland, Jordanien, dem Libanon
und Kenia sowieanderen syrischen Flüchtlingen lege ich 242 Kilometer
zurück. Das klingt nach einem langen Weg, aber der Weg meiner Freunde
zur Universität in Damaskus ist wesentlich länger. Im letzten Jahr traf
eine Bombe das Universitätsgebäude. 17 Studenten starben. Wenn meine
Freunde zur Universität gehen, hören sie Bomben krachen und Schüsse
pfeifen. Aber das Versprechen von Bildung und die Hoffnung auf ein
besseres Leben nach dem Krieg, übertönen den Lärm der Waffen. Jeden Tag
riskieren sie ihr Leben, weil sie nicht zulassen wollen, dass der
Konflikt ihre Träume zerstört. Wenn wieder Frieden einkehrt in Syrien
werden sie es sein, die das Land wieder aufbauen. Die Träume meiner
Freunde sind auch meine Träume. Ich vertrete die syrischen Studenten.
Syrien wird qualifizierte Menschen brauchen und ich möchte einer von
ihnen sein. Jeden Tag schickt mir meine beste Freundin Nour Whatsapp-
oder Facebook-Nachrichten, um mir zu berichten, was sie gelernt hat.
Einige meiner Freunde studieren zusammen mit ihr. Andere sind gestorben,
wurden inhaftiert, vertrieben oder sind geflohen wie ich. Nour ist sehr
stolz auf mich und unterstützt mich. Aber sie legt auch alle Hoffnung
in mich: „Du bist unsere Stimme. Du bist die Stimme der Studenten, die
in Syrien geblieben sind“. Ich kann sie nicht enttäuschen.
Ich laufe für syrische Studenten. Ich möchte die Welt wissen lassen, dass Syrer nicht nur auf humanitäre Hilfe angewiesen und Opfer des Krieges sind. Syrer sind intelligent, hoch qualifiziert und kämpfen mit aller Kraft für ihre Bildung, auch wenn das bedeutet, dass sie ihr Leben dafür riskieren müssen.