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Mit Corona steigt die Gewalt gegen Mädchen und Frauen

B. Hahn
B. Hahn schrieb am 22.04.2021

Nur 55 Prozent der Frauen in Ländern mit mittlerem und niedrigem Einkommen können nach dem im April 2021 veröffentlichten Weltbevölkerungsbericht der Vereinten Nationen (UNFPA) selbst entscheiden, ob sie Sex haben, verhüten oder Gesundheitsversorgung in Anspruch nehmen. „Hunderte Millionen Frauen und Mädchen besitzen ihre eigenen Körper nicht. Ihr Leben wird von anderen bestimmt", sagt UNFPA-Sprecherin Natalia Kanem. Der Bericht zeigt einen starken Zusammenhang zwischen Bildungsniveau und Entscheidungsmacht der Frau.

Die Corona-Krise führt nach Angaben der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung zu einem Anstieg der geschlechtsbasierten Gewalt. Geschlossene Schulen und ausgesetzte Dienste für sexuelle und reproduktive Gesundheit im Zuge des Lockdowns erhöhen das Risiko für Mädchen, Gewalt ausgesetzt zu sein. Viele Familien stehen schlechter dar, aufgrund wirtschaftlicher Not ziehen Eltern die Verheiratung ihrer Tochter als finanzielle Rettung in Betracht. Weibliche Genitalverstümmelung markiert in Sierra Leone den Übergang ins Erwachsenenleben und gilt als Voraussetzung für die Ehe, selbst wenn das Mädchen – wie in sehr vielen Fällen – minderjährig, manchmal sogar erst 12 Jahre, alt ist. Je jünger ein Mädchen beschnitten wird und heiratet, desto höher fällt oft der Brautpreis aus, den seine Eltern erhalten. Der menschenrechtsverletzende Eingriff wird durch die unzureichende Gesundheitsversorgung in der Pandemie noch riskanter.

Während der Ebola-Krise 2014 – 2016 war das bereits genauso. Sierra Leone hat zwar Lehren gezogen und Maßnahmen zum Schutz von Mädchen und Frauen vor Gewalt ergriffen, wie z.B. die Kampagne „Hands Off Our Girls!“ der First Lady Fatima Maada Bio, die sich v.a. gegen Kinderheirat und sexualisierte Gewalt richtet. "Ein Kind gibt keine Einwilligung zum Sex. Wenn man ein Kind in einem sehr frühen Alter zur Heirat zwingt, legalisiert man damit Vergewaltigung", so Maada Bio, die in ihrer Jugend selbst vor einer Zwangsverheiratung aus Sierra Leone nach Großbritannien geflohen war.

Dennoch sind nach wie vor sehr viele und in der Pandemie noch mehr Mädchen und Frauen in Sierra Leone von Gewalt betroffen. Aufklärung, Bildung und berufliche Zukunftsperspektiven könnten die Gewaltrate senken und Mädchen und Frauen ermöglichen, selbstbestimmt zu leben und die Gesellschaft mitzugestalten.  

Derzeit spenden die meisten Menschen für die Eindämmung des Coronavirus. Das ist gut und nachvollziehbar. Andere wichtige Projekte bekommen so aber nicht genug Aufmerksamkeit und Spenden, was ihre Umsetzung verzögert oder verhindert. Gerade jetzt brauchen wir eure Unterstützung mehr denn je! Mädchen und Frauen in Sierra Leone benötigen dringend verlässliche Zukunftsperspektiven! Nur so können Frühehen, Gewalt und weibliche Genitalverstümmelung langfristig verhindert werden.


   



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