Zum Hauptinhalt springenErklärung zur Barrierefreiheit anzeigen
Deutschlands größte Spendenplattform

Jahresbericht 2017

D. Renner
D. Renner schrieb am 28.02.2018

Bereits in siebter Saison öffnete der Gemeinschaftsgarten im Jahr 2017 in der Zeit vom 08. April bis 07. Oktober. Die offenen Gartentage unter der Woche sowie die regulären Wochenendtermine mit dem offenen Gartencafé ermöglichten dabei verschiedensten Gruppen ein Kennenlernen und Nutzen des Gemeinschaftsgartens: langjährige und neue GemeinschaftsgärtnerInnen, Kinder, SchülerInnen, StudentInnen, BesucherInnen sowie die anwohnende Nachbarschaft kamen im Garten zusammen und wirkten rund um die Angebote der Saison 2017 mit. Insgesamt fanden in diesem Jahr über 5000 Menschen den Weg in die Zschochersche Straße 12.

Mit dem Abschluss der Renovierungsarbeiten an der angrenzenden Stadtteilbibliothek und der feierlichen Wiedereröffnung dieser gewann der Garten einen starken nachbarschaftlichen Partner zurück. Die beruhigte Baustellensituation und die modernisierten Zufahrtswege sorgten auch wochentags im Gemeinschaftsgarten für einen rege gartenbauliche Aktivitäten, auf den in der Saison 2016 vermehrt verzichtet werden musste. Bildungsangebote, Workshops und kulturelle Veranstaltungen konnten auf diese Weise neben Wochenendterminen auch wieder innerhalb der Woche stattfinden, was die Gemeinschaft stärkte und die Anzahl der Gartentermine erhöhte.

Die Organisation der Saison und Angebote wurde an offenen Dienstagstreffen von den fünf Arbeitsgruppen „Infrastruktur“, „Kultur/Veranstaltung“, „Bildung“, „Gartenbau“ und „Kommunikation“ vorstrukturiert. Gemeinsame Gartenbau-Aktionen zu diesem regulären Gartentag, Abendessen aus gemeinsamer Ernte und Austausch begleiteten den Planungsprozess.In einem monatlichen Plenum wurden unter der Beteiligung von bis zu 25 Ehrenamtlichen die Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen vorgestellt und der weitere Saisonverlauf diskutiert und geplant. Zudem erfolgte in diesem Jahr ab April der Umzug des Projektes „Interkultureller Garten“ in den Gemeinschaftsgarten. Jeweils mittwochs, zusätzlich zum Gemeinschaftsgarten-Dienstag, war der Garten im Rahmen des Projektes geöffnet. Menschen mit und ohne Fluchtbiographie nutzten den grünen Ort gemeinsam. Umfangreiche Gartenarbeiten konnten auf diese Weise an zwei aufeinanderfolgenden Tagen realisiert werden, was für einen großen Austausch innerhalb der Freiwilligen-Gruppen sorgte.

In den Januar startete die Gartengemeinschaft mit einer eintägigen Klausur zu Fragen der Organisation, Kommunikation und den Vorhaben der Saison 2017. Die hierbei konstituierten Arbeitsgruppenteams trafen sich in den Monaten Februar bis April regelmäßig, um das Gartenjahr vorzubereiten: Erste Kulturveranstaltungen wurden geplant, der Garten und die Sommerküche in Vorbereitung auf die Saisoneröffnung gemeinschaftlich in Stand gesetzt. Die Jungpflanzenanzucht erfolgte komplett in den Haushalten der Freiwilligen sowie unter Nutzung des Gewächshauses im Garten. Erste Hochbeete wurden bepflanzt, Werkzeuge repariert und ausgetauscht, neue Freiwillige wurden begrüßt und aufgenommen.

Mit einem großen Fest am 08. April wurde der Saisonstart gefeiert. In den Frühjahrswochen nach dieser Auftaktveranstaltung erfolgte der systematische Austausch von Hochbeeten. Bereits alte, verwitterte Beete wurden unter Anleitung des Gartenbau-Teams abgebaut und gegen neue Paletten-Aufbaurahmen-Konstruktionen ersetzt. Gemeinsam versetzten wir das Gewächshaus in Richtung der Flanke an der Felsenkellerstraße. Es folgte das Umsetzen des Kompostes samt Holzgerüst, wobei die freigearbeitete Fläche ausgehoben und fachgerecht geebnet wurde. Auf den neu geschaffenen Raum wurde ein Hochseecontainer gehoben, der der Gemeinschaft als sicherer Aufbewahrungsort für Werkzeuge, Küchenequipment und Wertgegenstände dient. Mit allen Gartengruppen und neuen Freiwilligen fand ein Wissensaustausch rund um die Themen: „Vermehrung mehrjähriger Kräuter“, „Hochbeetpflege und -bepflanzung gemäß Kulturen und Fruchtfolge“ sowie „Vorbereitung kleinerer Bodenflächen für den Gemüseanbau“ statt. Die jährlich zur Sommersonnenwende stattfindende Fête de la Musique war auch in diesem Jahr zu Gast im Garten. Vorhaben der Fête de la Musique ist es, Musik europaweit an öffentliche Orte zu bringen: so lud der Garten gemeinschaftlich mit dem DJ-Kollektiv IO zu Tanz und elektronischem Musikgenuss ein. Anfang Juli erfolgte der Startschuss für eine Reihe von Gemeinschaftsgartenkonzerten in unterschiedlichen Formaten. Die vielköpfige Modern-Jazz-Combo „Koerper“ bespielte die Freiluftbühne mit Mort Garson’s „Plantasia" als passendes Thema für die Gewächse der Hochbeete. Konzerte wie beispielsweise von Bill Dodger‘$ schlossen sich im Sommerverlauf an. Als Veranstaltungsort der ANNALINDE-Workshopreihe „Wildwuchs“ versammelte der Garten Menschen zu unterschiedlichen Themen wie: „DIY-Naturkosmetik“, „Kräuterrallyes, Mundraubtouren und -Verarbeitung“, „Kräuterapotheke“ „Anfertigen von Seifen“ oder „Herstellung fermentierter Limonaden, Kraut und Kimchi mit dem Zentrum für Fermentation“.

Die Frage von ressourcenschonendem Anbau von Lebensmitteln und der Verwertung dieser beschäftigte den Garten über die gesamte Saison hinweg – so lud die Gemeinschaft am Sommerende zum traditionellen Gartendinner ein und bewirtete 100 Gäste unter anderem mit dem in der Gärtnerei produzierten Gemüse. Zusammen mit dem interaction Leipzig e.V. und HABeaTUS konnte das Interkulturelle Sommerfest des Gartens gleichzeitig zur Auftaktveranstaltung des Seanaps-Festivals am 07. September stattfinden. Zu diesem Anlass musizierten neben einer syrischen Live-Band zwei Französischen DJ’s-Acts. Die Gäste verköstigten wir mit syrischer Pizza, parallel präsentierte eine Ausstellung mit Fotoaufnahmen des Interkulturellen Gartens den zahlreichen Besuchern Eindrücke aus der Projektarbeit.

Eine weitere Ausstellung im Garten schloss sich in der Zeit vom 23. September bis 07. Oktober an: "Entfaltungsräume für die urbane Agrikultur " war der Titel des von der Hochschule Osnabrück entwickelten Formats. Die Untersuchungen der Forschungsperspektive Stadt- und Freiraumentwicklung wurden dabei auf wetterfesten Planen präsentiert: vorgestellt wurden urbane Gärten, agrarwirtschaftliche Betriebe und Initiativen, die ein besonderes Verhältnis von Stadt und Lebensmittelproduktion aufbauen. Ein Kurzvortrag zur Frage „Wie viel Freiraum braucht die wachsende Stadt?“ durch die für die Ausstellung Verantwortliche Professorin der Hochschule Osnabrück bot am 28. September den Anknüpfungspunkt für eine rege Podiumsdiskussion im Gemeinschaftsgarten zu der auch VertreterInnen aus dem Amt für Stadtgrün und Gewässer Leipzig sowie dem Amt für Umweltschutz und dem Umweltinformationszentrum geladen waren. Parallel dazu beteiligte sich die Arbeitsgruppe Bildung des Gemeinschaftsgartens an der Organisation des Agrarforums Leipzig. Was hat Landwirtschaft mit Klimawandel zu tun, wie entsteht struktureller Hunger, wer verfügt über Zugang zu Land und wer nicht? All diese Fragen wurden in der Zeit vom 22. September bis 07. Dezember im Kontext der Veranstaltungsreihe „Zukunftsfelder“ an unterschiedlichen Orten Leipzigs diskutiert.

Am 07. Oktober ließen die Freiwilligen die Gartensaison mit einem Abschlussfest ausklingen. Mundraubausflüge in den Leipziger Westen und eine Weihnachtsreihe zur Naturkosmetik vervollständigten das Gartenjahr 2017. In einer gemeinsamen Aktion wurde der Garten ende November zuletzt winterfest gemacht.