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Begonnen hat alles mit einer Schublade.

(Gelöschtes Mitglied)
(Gelöschtes Mitglied) schrieb am 23.03.2012

Die Schublade befand sich zwischen viel Gerümpel auf dem Speicher eines Hauses in Leipzig. Das Haus wurde von vielen verschiedenen Menschen bewohnt, unter ihnen ein Akademiker und ein Handwerker. Der Akademiker bastelte gern, und der Handwerker machte sich viele Gedanken. 

 

Eines Tages trafen sich der bastelnde Akademiker und der nachdenkliche Handwerker zufällig auf besagtem Speicher, beide auf der Suche nach verwertbaren Gegenständen. So stießen sie auf die Schublade, die zwei entscheidende Eigenschaften besaß: Sie war sorgfältig aus festem Holz gefertigt. Und ihr fehlte der richtige Rahmen. Ein Schrank. Eine Kommode. Sie war nur noch Lade, ihr fehlte der Schub.

 

Wer von beiden die Schublade zuerst entdeckte, wissen sie heute nicht mehr. Aber sie erinnern sich daran, dass sie ihr ein neues Zuhause geben wollten, denn es war eine gute Schublade. Und so entstand ihr erstes Produkt - ein neues Zuhause für heimatlose Schubladen.

 

Der bastelnde Akademiker und der nachdenkliche Handwerker waren zufrieden mit dem Ergebnis. Aber sie wollten mehr. Sie hatten Feuer gefangen für das Konzept des Upcyclings. Für die Idee, aus Reststoffen, aus Weggeworfenem und Ausrangiertem, neue Dinge entstehen zu lassen. Sie sahen das Potential dieser Idee. Doch sie sahen auch, dass noch irgendetwas fehlte. 

 

Nach einem langen Arbeitstag, den der bastelnde Akademiker und der nachdenkliche Handwerker damit verbracht hatten, einen Hocker aus altem Palettenholz zu bauen, saßen beide noch ein wenig zusammen. Erschöpft vom anstrengenden Tagewerk sahen sie plötzlich, was noch fehlte - Unterstützung. 

 

"Wie wäre es...", setzte der nachdenkliche Handwerker unter dem Eindruck seiner Erfahrungen in der Entwicklungshilfe an, "...wenn wir unsere Produkte mit Leuten bauen, die wie unsere Schubladen nirgendwo reinpassen?" "Du meinst, außer ins Gefängnis?" entgegnete der bastelnde Akademiker, den Kopf voller Reststoffe. "Eigentlich dachte ich an Hartz-IV-Bezieher, aber jetzt wo du's sagst..."

 

Das Produkt, merkten sie plötzlich, stand zwar im Zentrum ihres Unternehmens. Aber drehen sollte sich alles um Menschen. Menschen, die eine weitere Chance verdient haben. Die - ein bisschen wie die Schublade, mit der alles begann - den richtigen Rahmen und ein wenig Schub brauchen, um ihr Potential entfalten zu können. 

 

 

Seitdem arbeiten ein bastelnder Akademiker und ein nachdenklicher Handwerker daran, mit benachteiligten Jugendlichen und Freigängern Upcycling zu betreiben - um sie aus der Schublade zu bekommen, in der sie stecken.