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Förderung für unsere Studenten

Nicky Mügge-Bruckert
Nicky Mügge-Bruckert schrieb am 16.10.2018

                                                                 Nasca,  30. September 2018 

Liebe Pachamama-Helfer,
 ...Unsere „Provinz-Kinder“ sind nun seit dem 13. und 20. August 2018 „richtige Studenten in einer richtig großen Stadt von bald 13 Millionen Einwohnern“..... 2 Wochen waren wir mit ihnen unterwegs:... Von ihrer neuen Unterkunft zur Universität - und dann nochmals Universität zum neuen Zuhause.... Üben, üben, täglich, damit sich der Weg einprägt, welche Route man fährt und wo man um- und aussteigen muss.... Und bloß nicht die Abfahrt verpassen...das wird dann schon schwieriger. So geschah es Yuliza, einer unserer neuen Studentin, die sich plötzlich an einem Ort befand, den sie nie gesehen hatte - und schleunigst den Bus verließ. Ihr Fußmarsch dauerte 1 Stunde und 15 Minuten bis sie sich dann endlich an eine bekannte Straße erinnerte und ihr wurde bewußt, dass ihr dieses nicht noch einmal passieren sollte. Ja, so lernt man dann mit den neuen Gegebenheiten in einer riesigen Stadt umzugehen.
Bis heute hat das staatliche Stipendium BECA 18 noch nicht gezahlt. Aus Erfahrung wissen wir, dass diese Zahlung sicher verzögert. Insgesamt ist die Geldmenge des Staates äußerst knapp berechnet. Ohne Hilfe wäre das Studium an einer privaten Uni undenkbar, denn der monatliche Beitrag NUR für die Universität ist sehr hoch. Das BECA 18 zahlt den Beitrag der Universität direkt. Das Geld, welches für Unterkunft, Essen, Extras des persönlichen Lebens und Arbeitsmaterialien während des Studiums bereitgestellt wird, reicht kaum.
Ihr fragt warum eine private Uni? Die ausgesuchten Jugendlichen, die durch vorherige Examen das Stipendium erhalten haben, konnten ausgewählte Noten vorweisen, und der Staat möchte solche Kinder an privaten Universitäten fördern, an denen sehr viel verlangt wrd. Das BECA 18 macht Prüfungen, um zu sehen, wo der Student lebt und welche Auslagen er hat. Die Preise in Lima sind unterschied-lich,  je nachdem in welchem Stadtteil man wohnt, doch hat allgemein eine immense Erhöhung der Lebenshaltungs-
kosten stattgefunden. Ein  Student, der generell mit wenig Geld planen kann, muß sich überlegen, wie er seine Ausgaben steuert. Alles muss über Rechnungen nachgewiesen werden. Das BECA 18 überprüft nach dem ersten Halbjahr erst die Noten der Stipendiaten. Sind diese im Bereich der Anforderungen, bekommen auch sie ein Laptop. Andere Studenten, welche finanzielle Unterstützung ihrer Eltern erhalten, arbeiten bereits damit.
Es ist eine Herausforderung für Kinder aus Albergues (wie Pachamama) oder den Provinzen, sich nicht aufgrund ihrer Herkunft verstecken zu müssen – speziell im Vergleich zu „besser gestellten“ Studenten. Das ist enorm wichtig, und unsere Psychologin fährt daher monatlich ein bis zweimal nach Lima, um unsere Kinder-Studenten weiterhin zu betreuen.  Das Stipendium des Staates erfordert höchste Konzentration, denn die Forderungen sind enorm hoch und das Ziel sind gleich-bleibende Noten im höheren Bereich. Sollte man diese nicht erreichen, wird das Stipendium annulliert. Durch Erfahrung der vergangenen Jahre mit dem staatlichen Stipendium BECA 18 wissen wir um die Schwierigkeiten der
„Provinz-Kinder“ in Lima, so daß das beabsichtigte halbjährliche Ausgleichs-programm vor Studium-beginn notwendig ist. An dem Problem des unterschied-lichen Wissensstandes scheiterten bereits einige BECA 18 Auserwählte, da das Grundwissen in manchen Fächern fehlte. 
Tja, und nun kommt eine neue Überraschung des Staates, womit wir nicht rechnen konnten - das genau dafür vorgesehene Halbjahr der „Nivellierung“ an der Uni wurde gestrichen!! 
Das warf die Frage auf: Was nun? Wir stehen in engem Kontakt mit unseren Kindern, die uns berichten, wie es seit Beginn ihres neuen Studiums abläuft.
Sehr gut, aber es fehlt in Chemie und Mathematik. Wir wissen, daß für diejenigen. welche nicht in der Hauptstadt zur Schule gingen, das BECA 18 eine Art Nachhilfe/ Ausgleichsstunden in der Uni dafür bezahlt. Leider überschneiden sich diese Stunden oft mit Unterrichtszeiten der Universität, so daß wir gezwungen sind,  private Nachhilfestunden zu bezahlen. Vielleicht hat der eine oder andere von Euch noch „einen oder mehrere lose €uro“ in der Tasche und spendet diese für die Nivellierungsstunden?
Der lange Weg, den die Kinder bis zu diesem Punkt geschafft haben, ist faszinierend, ihre immense Willenskraft -  beachtenswert!! 

Und nun schlagen wir das Kapitel unserer Gründungsidee der Asociacion Pachamama auf: Kindern aus bedürftigen Verhältnissen den Weg zu einem besseren Dasein zu ebnen, indem sie die Schule besuchen und bei guten Abschlüssen die Gelegenheit eines Studiums erhalten, um so einen Weg aus der Armutsspirale zu finden...
Als wir vor 30 Jahren Pachamama gründeten, war die Idee, Not leidenden Menschen Hilfe zukommen zu lassen und besonders Kindern eine Möglichkeit der Bildung zu geben sowie ein Zuhause für diejenigen, welche keine Eltern hatten noch familiäre Unterstützung erhielten. Den meisten fehlte es an genügender
und ausgewogener Ernährung - sofern sie überhaupt etwas zu essen bekamen.
Wir waren über die Zustände, die damals in Peru herrschten, besonders erschreckt.
Speziell in den ländlichen Gegenden war die Bedürftigkeit der Familien gravierend. Es fehlte nicht nur an Essen und an Bildung, sondern auch an Unterstützung der örtlichen Behörden. Zu viele Kinder in den einzelnen Familien ließen keine Entwicklung zu, denn
jeder mußte ums Überleben kämpfen. 

Dennoch hat sich in den letzten 30 Jahren einiges entwickelt, und man sieht es an der Tatsache, dass Peru heute nicht mehr in die Kategorie der ärmsten Länder eingestuft wird. 
Die Agencia Peruana de Cooperación Internacional (APCI), bei der Pachamama seit Jahren eingetragen ist und wir über diese Einrichtung Hilfssendungen ins Land einführen dürfen, gab uns bei einem Seminar erneut Aufschluss über Möglichkeiten der Hilfe an Bedürftige; sei es Kleidung, Schulmaterial, Spielzeug und andere Gegenstände des täglichen Lebens. Medizinische Ausrüstung und Maschinen, die auf Herstellungsdatum und ihre Funktionen frühzeitig geprüft werden müssen, dürfen ausschließlich an staatliche Institutionen abgegeben werden (z.B. Dialysegeräte, Feuerwehrautos und Feuerwehrzubehör, Ambulanzen, Müllwagen und andere öffentiche Gerätschaften.) Manche Teile dürfen erst gar nicht nach Peru eingeführt werden, denn längst weiß man hier, daß einige  Länder ihre „Spende“ in Form von überholten und veralteten Teilen in einem „Drittland“ entsorgen möchten.
Es gibt auch Angebote von Stipendien für peruanische Jugendliche, - wenn der Antragsteller der englischen Sprache mächtig ist -  und das sind leider sehr wenige, da die unterrichtenden Lehrer in den Schulen selbst oft keine ausreichende Ausbildung in Englisch genossen haben, und ihr Unterricht somit nur klägliche Spuren bei den jungen Leuten hinterlässt. 

Es ist nicht nur die Asociacion Pachamama, welche jetzt Probleme hier im Land hat ...denn bei den meisten Leuten bleibt nur dieser Satz bestehen:
.... Peru gilt nicht mehr als eines der ärmsten Länder....
Das mag die Statistik zeigen, doch die Realität sieht ganz anders aus.
Weiterhin wird in diesem Land Hilfe dringend benötigt – wir sehen es jeden Tag vor Ort, Hilfsaktionen haben nur Erfolg, wenn man sie richtig kanalisiert. 
Im Gespräch mit Peruanern zeigen sich diese entsetzt, wenn sie hören, dass Peru nicht mehr zu den ärmsten Ländern zählen soll. Menschen, die Hilfsorganisationen hier im Land leiten, sind der Ansicht, dass gerade die Unterstützung von reicheren Ländern hier gut angebracht ist. Aktive Partner von APCI waren lange Zeit Belgien und Norwegen. Beide Länder haben sich aus den Sozialprogrammen zurück-gezogen. 

Die GTZ (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit) in Eschborn ist der stärkste Partner von APCI, denn Deutschland hat sich gerade in Peru mit technischer Zusammenarbeit und  sozialer Hilfe einen Namen gemacht. Deutschland ist in Peru sehr angesehen und gilt als starker Förderer dieses Landes.   

Als wir vor 30 Jahren mit unserem Hilfsprojekt anfingen, war der Gedanke klar: „Not und Elend in der Welt zu reduzieren, kann nur gelingen, wenn sich der Einzelne engagiert“.
Das ist seit damals unser Leitsatz, den wir nicht vergessen haben und weiterhin praktizieren. Mit Herz, Engagement und Leidenschaft für dieses Land und seine Leute kann man vieles bewirken.
Das haben wir gesehen und auch gelebt. 
Mittlerweile haben mehr als 192 Kinder unsere Bildungsklassen besucht, und von ihnen können heute die meisten nicht nur eine Ausbildung, sondern auch einen Beruf vorweisen.  In unserem Flyer erwähnen wir gern, daß auch kleinere Beträge der Asociación helfen. 

Es gibt viele Möglichkeiten: 
Eine Spende statt : .....Geschenke oder Blumen;
Eine Spende statt:  .....Weihnachtskarten.....Geburtstagen.....Jubiläen
                                  ....Beerdigungen 
Eine Spende statt:  .....mit Anlass oder ohne 
Es hat sich nichts verändert - doch mehr als zuvor: 
JEDER EURO ZÄHLT und hilft Pachamama!!!  

Peru ist erstmalig seit seiner Gründung am 28. Juli 1821 in eine Situation geraten, die man vorher nicht kannte: Das Land hat bisher fast eine Million Flüchtlinge aus Venezuela aufgenommen, die teilweise sogar, nach Erreichen der Grenze Ecuadors, weiter zu Fuß nach Peru marschierten. Sie haben nichts außer ihrem persönlichen Gepäck, die Angst, in Venezuela zu verhungern und den Mut und die Hoffnung, dieses Land als Überlebenschance zu nutzen. Sie haben meistens keine Pässe, kein Geld, kein Essen (an den Grenzen helfen viele Peruaner aus eigenen Mitteln, damit die Menschen etwas zu essen bekommen). 
Ein Marshallplan existiert nicht, aber es gibt persönliche Initiativen, damit die Flüchtlinge nicht verhungern. und man ist immer wieder erstaunt, dass es viele uneigennützige Menschen gibt, die fremden Menschen helfen. 
In diesen Tagen mußte ich bei der Betrachtung verschiedener Berichte der Flüchtenden schlucken und diese Familien bewundern, welche alles hinter sich lassen, ohne zu wissen, was auf sie zukommt
....allein mit der Hoffnung auf Verbesserung. 
Fleißig sind sie alle, und wir lernten einen Hochschulprofessor auf der Straße kennen, der eine Leckerei verkaufte, dessen Rezept von seiner Mutter stammte. Und er war fröhlich! Was soll ich machen? fragte er. Ich lebe!! 
Und vielleicht brauchen eines Tages die Peruaner einen Hochschul-
professor...... und lächelte. Gefühle aus dem Leben gegriffen. 
Wir gaben ihm unser zum Abendbrot eingekauftes Brot. Mehr hatten wir nicht dabei.  
Ja, helfen macht Spaß. 
Wie oft sind wir nach einem langen Tag aus entlegenen Dörfern in der Wüste zurückgekehrt und waren körperlich erledigt, aber glücklich. 
Ja, helfen macht Spaß.  

In diesem Sinne                                             

Eure  

Nicky Mügge-Bruckert 
 







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