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Ein BOS-adäquates Einsatzfahrzeug ist kein „Busle“!

A. Rossi
A. Rossi schrieb am 08.06.2020
„Neu oder gebraucht? Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht“, berichtet die Staffelleitung im Zuge des Gesprächs über die geplante Anschaffung eines Einsatzfahrzeugs.


„Um Menschen, Hunde und Material in den Einsatz zu bringen, brauchen wir ein Fahrzeug“, erklärt Gertrud Fucker. Das kann allerdings nicht irgendein „Busle“ sein. Vielmehr gelten hier die Vorgaben der BOS, abgekürzt für „Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben“, wieder Sammelbegriff für Einrichtungen lautet, die mit der Abwehr von Gefahren betraut sind. Sie definieren den Verwendungszweck eines sogenannten „Sonderfahrzeugs Rettungshunde (SoFz-RH) / Kennung 77“ wie folgt:„Das Fahrzeug ist geeignet und dazu bestimmt, Einsatzkräfte, Einsatzhunde und alle erforderlichen Einsatzmaterialien, verkehrs- und betriebssicher, unter Beachtung aller gesetzlichen Bestimmungen und Richtlinien, an den Bestimmungsort zu transportieren.“

Darüber hinaus gilt es, die entsprechenden Ausstattungsrichtlinien für die Fahrzeuge der jeweiligen Bereitschaften einzuhalten. Sie beschreiben beispielsweise genau den Fahrzeugtyp, die Mindestanzahl der Sitzplätze, die Standards für die Kommunikation, die Technik und das mitzuführende Verbandsmaterial sowie den Umfang der Materialien für die Rettung und die Vorbereitung für den Transport von Verletzten.


„Leider ist unser aktuelles Fahrzeug nun in die Jahre gekommen, die Spuren sind trotz guter Pflege nicht zu übersehen.“ Bei dem Fahrzeug handelt es sich um einen Sprinter des Baujahrs 1998 mit zwischenzeitlich 200.000 Kilometern auf dem Tacho, und der TÜV gewährt ihm den Betrieb nur noch bis Januar 2021. Insofern ist es also ohne Übertreibung höchste Zeit für einen Ersatz. Denn: „Wohin uns unser nächster Einsatz führt, und ob wir dann ein Kind, ein Unfallopfer, eine verwirrte Person suchen, oder ob wir nach einer Explosion Gebäudetrümmer durchsuchen müssen – keiner weiß es.“  Sicher ist jedoch, dass die Staffel nicht mehr eingesetzt werden könnte, wenn sie über kein entsprechend brauchbares Fahrzeug verfügen würde. Da alle Mitglieder der Bereitschaft verantwortungsbewusste Menschen sind, die mit beiden Füßen auf dem Boden stehen, verlief die Diskussion darüber, ob ein Neu- oder Gebrauchtwagen angeschafft werden soll, äußerst professionell. Trotzdem sei die Entscheidung nicht leicht gewesen, berichtet Staffelleiter Bernd Weireter. „Eine klassische Gegenüberstellung mit allen Für- und Wider-Kriterien, bei denen auch die Erfahrungen mit den letzten beiden aus zweiter Hand angeschafften Fahrzeugen berücksichtigt und gewertet wurden, ergab schließlich den Beschluss: Wir investieren diesmal in einen Neuwagen.“



Um zudem den besonderen BOS-Bestimmungen Folge leisten zu können, reicht ein Fahrzeug im „Rohzustand“ allein allerdings nicht aus. „Zu den Anschaffungskosten in der Grundausstattung, die etwa 45.000 Euro betragen, kommen weitere 10.000 Euro für den Ausbau dazu“, erläutert Fucker. Diese umfassen die Installationen für die Funkgeräte, die Sondersignal- und Klimaanlage, die Standheizung, die Hundeboxen sowie die Materialverlastung. „Damit sind wir bei einem Gesamtinvestitionsvolumen von 55.000 Euro. Weil wir die vergangenen Jahre fleißig und sparsam waren, können wir jetzt zwar unsere Rücklagen in Höhe von 30.000 Euro einsetzen, es bleibt aber trotzdem noch eine Differenz von 25.000 Euro, die wir jetzt aufbringen müssen.“


Der ursprüngliche Plan, den erfahrungsgemäß durchaus realistischen Betrag von ca. 8.000 Euro bei Aktivitäten, wie beispielsweise Straßensammlungen und Charity-Shopping, sowie an verschiedenen Aktionstagen zu beschaffen, und den restlichen Fehlbetrag von 17.000 Euro über Zuwendungen hier auf der Plattform zusammenzubekommen, wird wegen der Corona-Krise, deren Einschränkungen und Folgen wohl nicht aufgehen. „Stattdessen werden wir nun noch mehr auf Spenden angewiesen sein“, bedauert die Bereitschaftsleitung. Insofern hoffen sie jetzt auf viele Wohltäterinnen und Wohltäter, denn: „Jeder noch so kleine Betrag zählt und hilft uns.“ Wobei dies gleichbedeutend ist mit einer Hilfe, die auch anderen hilft.


Die Staffel besteht bereits seit 1996. „Zurzeit sind wir etwa. 25 aktive Hundeführer mit Hunden in unterschiedlichem Ausbildungsstand – vom unerfahrenen Junghund bis zum einsatzerprobten Althund.“


Die Hauptaufgabe der aus Mensch und Hund bestehenden „Teams“ ist die Suche nach vermissten Personen in meist unwegsamem Gelände im Rahmen einer sogenannten „Flächensuche“. Diese betrifft die meisten Einsätze.


„Es kommt immer wieder vor, dass Leute in unseren schönen Heidenheimer Wäldern unterwegs sind, dann aber aus unterschiedlichen Gründen orientierungslos oder verletzt sind und sich selbst nicht retten können.“


Aber auch zu „Trümmersuchen“, bei denen nach eingeschlossenen oder verschütteten Menschen gesucht wird, können die ehrenamtlich tätigen Mitglieder über die Leitstelle Ostalb alarmiert werden.


„Eine solche Suchaktion kommt allerdings seltener vor. Eine der spektakulärsten Trümmerlagen, zu der wir gerufen wurden, war die im Sommer 2013 nach einer Gasexplosion in einem Wohnhaus direkt in Heidenheim.“ Eine andere dramatische Suchaktion betraf die entführte Bankiersgattin Maria Bögerl im Frühjahr 2010. Doch sind solche medienwirksamen Fälle eher die Ausnahme.


In der Regel sind die Teams ganz unspektakulär unterwegs – ob auf dem Härtsfeld, im Heidenheimer Stadtgebiet oder in Niederstotzingen genauso wie in Steinheim oder bei Zang. So suchen sie, von der Bevölkerung meist unbemerkt, bei Nacht im Wald, und unterstützen auf diese Weise in ihren Einsatzbereichen die Polizei bei deren Aufgaben.


„Die Rufbereitschaft besteht dauerhaft: 365 Tage im Jahr, sieben Tage die Woche, 24 Stunden am Tag, also immer. Rund um die Uhr. Dabei ist unser Einsatz für die Polizei und die Betroffenen übrigens kostenlos“, erklärt Fucker.

Ihre Einsatzgebiete beziehungsweise Primäreinsätze hat die Staffel in ihrem Landkreis Heidenheim, jedoch kann sie auch zu Sekundäreinsätzen in angrenzende Landkreise gerufen werden, oder in ganz Süddeutschland zu einer Überlandhilfe.


Wird eine vermisste Person gefunden, besteht die Rettung darin, sie entweder selbst soweit wie möglich aus dem Gefahrenbereich zu bringen oder, falls dies nicht möglich ist, eine Rettung durch andere Spezialkräfte, wie zum Beispiel Feuerwehr oder Bergwacht zu veranlassen.


Im nächsten Schritt werden bei Bedarf lebensrettende Sofortmaßnahmen durchgeführt, bevor die betreffende Person schließlich an den Rettungsdienst übergeben wird.

Um dieses anspruchsvolle Aufgabenspektrum erfüllen zu können, wird zweimal wöchentlich vier bis fünf Stunden in Wäldern oder auf dem eigenen Übungsgelände in Hohenmemmingen sowie auf unterschiedlichen Abriss- oder Firmengeländen trainiert.

Die Schulungen der Hundeführerinnen und Hundeführer erfolgen zum einen im sanitätsdienstlichen Bereich im Rahmen der allgemeinen Ausbildungen des Kreisverbandes Heidenheim sowie zum anderen an gesonderten Theorieabenden oder Schulungswochenenden in weiteren Bereichen, wie Einsatztaktik, Orientierung oder Funkausbildung.


„Abgesehen von all diesen Tätigkeiten unterstützen wir auch andere örtliche Bereitschaften bei Sanitätswachdiensten, führen Blutspendetermine durch, gestalten Schülerferienprogramme, besuchen Kindergärten und Schulen mit unseren Hunden, und, und, und“, zählt Fucker auf. „Umso wichtiger ist es zu wissen, dass sich bei dieser Beschäftigung, die wirklich weitaus mehr als nur ein Freizeitspaß ist, niemand bereichert. Allenfalls findet die Bereicherung in den Idealen statt: Die Arbeit mit unseren Hunden in einer Gruppe, um Menschenleben zu retten, und dabei Freude zu haben – das ist unser Lohn. Dafür sollte jedoch auch ein Höchstmaß an Sicherheit beim Equipment – also bei der Ausstattung und unserem Fahrzeug – vorherrschen. Das sehen hoffentlich unsere potenziellen Spenderinnen und Spender genauso und unterstützen uns dementsprechend bei unserem Vorhaben.“

(Fotos: privat)
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