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Wir haben 58,50 € Spendengelder erhalten

Vera Kannegießer
Vera Kannegießer schrieb am 14.07.2022
Liebe Unterstützerinnen und Unterstützer von United4Rescue,
“Es ist unglaublich wichtig und bestärkt uns in unserer Arbeit, breite zivilgesellschaftliche Bündnisse hinter uns zu wissen.” Maike Röttger, Geschäftsführerin von SOS Humanity, freut sich über die neue Zusammenarbeit mit United4Rescue: Im August wird ihre Organisation unser erstes Bündnisschiff übernehmen, die jetzige Sea-Watch 4.

Kaum zwei Jahre ist es her, dass die Sea-Watch 4 zum ersten Mal Richtung Mittelmeer auslief. Seitdem hat unser Bündnisschiff fast 1.900 Menschen vor dem Ertrinken gerettet. Und das, obwohl die Behörden mit allen Mitteln versuchten, uns daran zu hindern. Monatelang wurde die Sea-Watch 4 aus politischen Gründen festgehalten und durfte den Hafen nicht verlassen.

Künftig wird unser Bündnisschiff als Humanity 1 im Einsatz sein. Die Aufgabe bleibt gleich: Leben retten im Mittelmeer. Und auch für United4Rescue ändert sich nichts. Wir bleiben weiter mit an Bord und berichten von den Einsätzen an der tödlichsten Grenze der Welt. Das Bündnisschiff bleibt Bündnisschiff! Die ersten Einsätze der Humanity 1 wollen wir ganz konkret unterstützen. Treibstoff, Proviant, Rettungsmittel und Medikamente müssen vor jedem Auslaufen neu beschafft werden. Hilf mit deiner Spende, das Schiff in den Einsatz zu schicken! Egal, ob groß oder klein – jeder Beitrag zählt.
 
Hier für den Einsatz des Bündnisschiffes spenden

Außerdem erfahrt ihr in dieser Schiffspost Neues zum Gerichtsprozess gegen die 21 Seenotretter:innen in Italien. Ihnen wird Beihilfe zur illegalen Einreise vorgeworfen. Am 21. Mai fand nun die ersten Anhörung statt. Wir haben für euch mit Kathrin Schmidt, eine der Angeklagten, gesprochen. Was sie erzählt, lest ihr weiter unten.

Alles Gute wünscht
Euer United4Rescue-Team

Sea-Watch 4: Zwei Wochen sind 14 lange Tage Ende April lief die Sea-Watch 4 wieder einmal zum Einsatz aus. Bei zwei Rettungen nahm sie insgesamt 145 Menschen aus Seenot auf – darunter 44 Minderjährige, von denen viele alleine auf der Flucht waren. Doch es dauerte zwei Wochen, bis die geretteten Menschen endlich in Augusta/Sizilien an Land gehen konnten. 14 lange Tage voller Hoffnung und Verzweiflung, in denen die Menschen auf dem offenen Schiffsdeck ausharren mussten – oft traumatisiert von den Erlebnissen ihrer Flucht, auch körperlich verletzt und entkräftet.

Die 14 Tage Wartezeit auf hoher See sind eine zusätzliche Pein und kein Zufall. Sondern staatliche Zermürbungstaktik: Die zuständigen Behörden reagieren absichtlich nicht oder nur sehr langsam auf die Anfragen der Rettungsschiffe nach einem sicheren Hafen. So werden die Rettungseinsätze in die Länge gezogen und die Rettungsschiffe daran gehindert, rasch erneut in den Einsatz zu fahren. Zugleich ist es ein Signal an die Geretteten, dass sie in Europa nicht willkommen sind.

SEA-EYE 4: Blockaden durch Malta Die Crew der SEA-EYE 4 erlebte bei ihrem Einsatz im Mai ebenfalls blockierende Behörden. Ein deutsches Containerschiff der Hapag-Lloyd fand ein überfülltes Holzboot mit 43 Menschen. Sie hatten bereits mehrere Tage auf See verbracht. Obwohl sich das Boot in der maltesischen Such- und Rettungszone befand, weigerte sich die dortige Rettungsleitstelle, Hilfe zu schicken. Schließlich schaltete sich die deutsche Seenotleitung in Bremen ein und rief die SEA-EYE 4 zur Hilfe.

Bei einem weiteren Seenotfall war ebenfalls ein Handelsschiff als erstes vor Ort, wurde aber von der maltesischen Behörde angewiesen, nicht zu helfen. Obwohl jedes Schiff verpflichtet ist, Menschen in Seenot zu retten! Zum Glück war die SEA-EYE 4 in der Nähe und konnte die Menschen an Bord nehmen – aber was wäre gewesen, wenn nicht?
 
 Mitte Mai lief die SEA-EYE 4 schließlich mit insgesamt 58 Überlebenden an Bord in Pozzallo auf Sizilien ein.
 
 Beide Schiffe sind nach einigen Tagen Pause wieder Richtung offene See gestartet und haben in den letzten Tagen erneut hunderte Menschen gerettet.
SOS Humanity stellt sich vor Wie sehen die ersten Monate der künftigen Humanity 1 aus? Was bedeutet das Bündnisschiff für SOS Humanity? Und wie wird man eigentlich Seenotretter:in? Dies und mehr erzählt Maike Röttger, Geschäftsführerin von SOS Humanity, im Interview auf unserer Webseite.

Hier das Interview mit Maike Röttger lesen
"Das ist eine total verkehrte Welt" Kathrin Schmidt war 2016 und 2017 Einsatzleiterin auf der Iuventa, dem Rettungsschiff von Jugend Rettet. Jetzt steht sie zusammen mit 20 weiteren Seenotretter:innen in Italien vor Gericht – weil sie Menschen aus Seenot gerettet hat.

Mit uns spricht sie im Interview darüber, was hinter der Anklage steckt, was der Prozess für die Seenotrettung bedeutet, und dass eigentlich Geflüchtete selbst am stärksten von der Kriminalisierung betroffen sind. Uns hängen seitdem besonders folgende Sätze nach: “Was hier eigentlich verhandelt wird, ist das Recht auf Leben. Das Recht, sich selbst in Sicherheit bringen zu dürfen. Das ist, was verhandelt wird – und was in Europa Menschen auf der Flucht nicht zugestanden wird.”

 Hier das ganze Interview in unserem Logbuch lesen

Es handelt sich um den bislang größten und umfangreichsten Prozess gegen die zivile Seenotrettung. Gemeinsam mit vielen anderen Seenotrettungsorganisationen und Unterstützer:innen waren wir am ersten Tag der Vorverhandlungen am 21. Mai 2022 in Trapani auf Sizilien vor Ort. Außerdem veröffentlichten wir eine Solidaritätserklärung mit unseren Partnern von der Sea-Eye 4. Wir halten euch weiterhin über den Prozess auf dem Laufenden!