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Oktober bis Juni in Clave de Sur

Simon K.
Simon K. schrieb am 20.09.2019

Ende Oktober 2018 endete der dritte Prozess des Jahres der Musikschule „Clave de Sur“ und mit Beginn des Neuen kamen wir, eine ziemlich große Gruppe neuer Freiwilliger, in das Projekt. Bevor es mit der Arbeit losging hatten wir noch zwei Wochen frei, die einige für eine Reise in den Urwald und andere einfach zum Ankommen nutzten.
Zu dieser Zeit waren auch Miriam (Geigenbauerin) und Moritz (Gitarrenbauer) bei uns im Projekt, die so manch heruntergekommenes und funktionsunfähiges Instrument wieder zum Leben erweckten.



Am 27.10. fand das Jubiläumskonzert von „Mi Cometa“ auf dem nahegelegenen Fußballplatz statt. Hierbei traten ein paar Bands der Musikschule auf und Vincent, dessen Zeit im Guasmo nun beinahe vorbei war, verabschiedete sich mit ein paar Liedern und Worten.

In der Woche darauf, am 3.11., ging dann endlich der vierte Prozess los und wir „Neuen“ konnten am eigenen Leib erfahren wie viel Mühe es kostet auf einer Sprache zu unterrichten, die man kaum spricht, aber auch welche Freude es bereitet, Dankbarkeit und Fortschritte bei den Schülern zu sehen. Neben dem Musikunterricht boten wir auch Tanz- und Sprachunterricht (Deutsch, Englisch, Französisch) an, was bei den Schülern auf Begeisterung stieß. Von Anfang an  arbeiteten wir auf unser Weihnachtskonzert Ende Dezember hin, bis zu dem gar nicht mehr so viel Zeit blieb. Einmal die Woche gab uns Gary – einer der ecuadorianischen Musiker – Spanischunterricht, in dem wir auch 
ein paar ecuadorianische Rhythmen und Lieder kennenlernten.

Ein weiteres Highlight des Prozesses war die Geigengruppe, geleitet von Geiger Paúl, die sich beim Konzert mit Tschaikowskys „danza de la hada de azucar“ (Tanz der Zuckerfee) präsentieren konnte.


Ende November fand die Integrationsfahrt nach Zhagal statt, bei der sowohl Freiwillige aus Deutschland (Musiker ohne Grenzen) als auch aus Frankreich (Une option de plus) und Ecuadorianer der Musikschule mitfuhren. Hier hatten alle die Möglichkeit, einander nochmal neu und intensiv kennenzulernen, Abstand von dem Alltag im heißen und lauten Guasmo zu bekommen und Orangen sowie Kakaofrüchte direkt vom Baum zu essen.

Einmal im Monat machten wir einen Ausflug ins Kinderkrankenhaus von Guayaquil, wo wir einen Tag lang auf diversen Stationen Kinderlieder spielten, tanzten und einfach mit und für die Kinder Spaß hatten. Diese Ausflüge waren sehr intensiv und berührend, konnte man doch bei jedem Kind Anzeichen von Freude erkennen, egal ob es einen gebrochenen Arm hatte oder, umgeben von zahlreichen Kabeln und Krankenschwestern, auf der Intensivstation lag.



Neben dieser Aktion gehörten Konzerte bei Messen, Festen und in Salsotheken mit in unseren Alltag. Je nach Anlass variierten wir die musikalischen Besetzungen sowie Musikrichtungen. Da wir alle auf unterschiedlichen musikalischen Gebieten geschult sind, machte dies das gemeinsame Musizieren umso interessanter.



Einmal pro Prozess, also viermal im Jahr, wird die Musikschule von Grund auf geputzt, teilweise neu gestrichen und repariert, woran auch wir Freiwilligen selbstverständlich beteiligt waren. Als Dank wurden wir, wie auch bei anderen Aktionen, mit einem gemeinsamen Chaulafan-Essen (Reis mit Hühnchen und Ähnlichem aus der Pfanne) belohnt.

Dann war es auch schon so weit – Weihnachten stand vor der Tür! Ganz anders, als wir es von zu Hause gewohnt sind und trotzdem irgendwie schön. Das Weihnachtskonzert fand im Centro Cultural Ecuadoriano-Alemán, in der Innenstadt Guayaquils, statt. Es war ein voller Erfolg. Schüler, Eltern und Lehrer waren stolz und beseelt von der schönen Musik. Auch ein Englisch- und ein Deutschkurs, geleitet von Freiwilligen, präsentierten sich mit einem Lied in ihrer neu erlernten Sprache. Die Tanzaufführung fand schon am Vortag am gleichen Ort statt, da es zu viel gewesen wäre, alles an einem Tag zu zeigen.

Nach dem Konzert begannen in der Musikschule die Ferien, die bis Mitte Februar, bis zum Beginn der „vacacionales“, des Ferienprogramms, andauerten. Nachdem wir Weihnachten und Neujahr mit unseren Gastfamilien verbracht hatten, nutzten wir die freie Zeit zum Reisen, Entspannen und Entdecken.

Die „vacacionales“ waren für uns alle ein anstrengender Prozess, da wir sehr viele Schüler hatten und wieder nur eine recht kurze Zeit bis zum Konzert. Fast alle Schüler begannen ganz neu ihr Instrument zu lernen. Es war für uns alle eine Herausforderung den Schülern, welche teilweise keine Lust oder keine Möglichkeit hatten zu üben und den Eltern, welche ihr Kind unbedingt auf der Bühne bewundern wollten, gerecht zu werden. Ein Highlight in diesem Prozess waren definitiv Sergio und Raquel, zwei sehr gute ecuadorianische Tänzer, die nicht nur die Kinder, sondern auch uns mit ihrer positiven Energie und Lebensfreude ansteckten.

Wir unternahmen eine weitere Integrationsreise, dieses Mal in die Küstenstadt Playas. Inzwischen hatte sich unsere Besetzung wieder sehr verändert, Samuel und Nesta waren abgereist und Freiwillige aus Frankreich und Brasilien dazugekommen.

Mit dem Ende des ersten Prozesses Ende April und dem Konzert, das unter dem Motto „Rock 70´s, 80´s & 90´s“ stand, war für die Meisten von uns Freiwilligen die Zeit in der Musikschule leider schon vorbei. Olivia und ich flogen bald zurück nach Deutschland, Robin und Maïa unternahmen noch eine Reise in Südamerika. Nur Jenny und Sarah blieben und unterrichteten nach den üblichen zwei freien Wochen fleißig weiter.

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