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222. Die Wagners am 6. November 2016 im Kirchl Obertsrot

Eckehard A. H.
Eckehard A. H. schrieb am 10.11.2016

Wie berichtet (Neuigkeit 221) kamen „Die Wagners“ am Sonntag zu einem Benefizkonzert zugunsten des Kirchls Obertsrot. Es war in diesem Jahr ihr dritter Auftritt hier, insgesamt der vierte an diesem Ort. Das Sextett der Eltern, Irina und Dominik, mit ihren Kindern Arrius, 14, Schlagzeug und Marimbaphon, Flavius, zwölf, Trompete, Gloria, zehn, Geige, und Gracia, sechs, Geige, Schellen, Triangel und Rassel, glänzte in den dunkelnden Herbst hinein mit klassischem „Cross Over“. Die aus verschiedenen Stilarten gut aufeinander abgestimmte Auswahl wurde von Dominik Wagner einfühlsam moderiert und auf seinem Instrument, einer Wurlitzer-Klarinette, mit künstlerisch bedeutsamem Leben erfüllt. Seiner Frau oblag am Piano die Begleitung fast aller Stücke.  Die gewiss nicht einfache Rolle, das Ensemble in den verschiedenen Alters- und Könnensstufen auf einen  einheitlichen Nenner zu bringen und es dort auch seit Jahren zu halten, spielte dabei unsichtbar mit, hörbar jedenfalls durch ihre glücklichen Bearbeitungen für die von der Familie genutzten Instrumente. Das Ensemble hatte außer der Zugabe vier gemeinsame Stücke. Es begann mit den bekannten, von Edvard Grieg für die Peer-Gynt-Suite gesetzten „Solveigs Lied“ und „Anitras Tanz“, rhythmisch vom Marimbaphon und melodisch von der Trompete dominiert. Die Geigen der Mädchen verschwanden dabei etwas hinter den Notenständern, die Vater Wagner danach tiefer setzte. Doch zunächst folgte von Mitchell „Seerefractions“, die Arrius virtuos auf Marimba spielte, nein: zauberte. Er hat dabei vier Klöppel in Händen und zelebriert damit eine impressionistische Klangfülle wie die eines kleinen Orchesters. Er hat mit diesem Stück zwar schon manche Hörer erfreut und zum Erreichen seines Bundessiegerpreises bei Jugend musiziert beigetragen. Doch an diesem Abend klang das so sensibel, als wollten die Töne einen Gesang von Meerjungfrauen anstimmen. Bei seinem zweiten Solo, dem „Little Prayer“ von Evelyn Glennie, das vor der Pause erklang, zeigte sich, wie tief er auf einem Schlaginstrument in die Melodik einzudringen versteht, das manchmal der Eindruck einer Saiteninstrument Begleitung entstand.

Sein Bruder Flavius, der bei Jugend musiziert auf Gitarre dieses Jahr den Bundes-Siegespreis davontrug, war hier mit Trompete dabei. In Gabriels Song von Morricone aus dem Film „Mission“ und, wie schon im Sommer, im Capriccioso von Jeanjean ertönte, begleitet von Irina am Piano, sein Ton  äußerst rein und perfekt in Geschwindigkeit und Dynamik den Anforderungen der Stücke voll gerecht werdend.  In den Tutti-Partien verstand er es vorzüglich, mit den anderen Stimmen zu harmonieren. 

Das Ensemble zeigte in zwei klassischen Medleys sein Gefühl für ausgewogene Darbietung. Da wurde vom Klaviersolo eines Bachpräludiums nahtlos übergleitet zum Brahms’schen Wiegenlied („Guten Abend, gute Nacht“) und Karel Svobodas „Drei Nüsse für Aschenbrödel“, wobei nacheinander alle Instrumentalgruppen ihre Solopartien hatten, wie man das aus Jazz-Kapellen kennt. Großartig arrangiert dann auch Stücke von Borodin und Tschaikowski mit russischen Tänzen und der Nussknacker Suite. 

Den Kindern eine Pause gönnten die Eltern mit dem kompletten dritten Satz aus Klarinettenkonzert A-Dur (KV622), das Dominik Wagner in hervorragend professioneller Art mit all den Mozart‘schen Schönheiten darbot und bei dem Irina Wagner am Klavier das Orchester genial ersetzte.

Mit zu den Höhepunkten des Abends gehörten die Geigensoli der Mädchen. Zuerst durfte die Jüngste mit einer Polka aufspielen. Gracias Standfestigkeit ist ja schon seit sie mitmacht bekannt, zur Taktfestigkeit, die sie in den rhythmischen Begleitinstrumenten im Ensemble mit kindlicher Anmut sicher zum Ausdruck bringt, gesellte sich bei ihr ein energischer Strich, mit dem sie der mütterlichen Klavierbegleitung wie selbstverständlich gewachsen ist. Ihre Schwester Gloria ergriff die Herzen mit John Williams‘ Melodie aus „Schindlers Liste“ und erspielte die Seele von Brahms‘ Wiegenlied. Nicht weniger energisch als ihre kleine Schwester hat sie ein starkes Gefühl für melodiös gehaltvolle Stücke. Ihre Sicherheit erlaubt ihr schon die große Violinliteratur mitzuspielen, wovon man sich am 23. November, 16 Uhr im Kurhaus Baden-Baden bei „Philharmonie am Nachmittag“, Leitung Judith Kubitz, einen Eindruck verschaffen kann.

Den Ausklang machte das Sextett mit dem neu einstudierten „Säbeltanz“ von Chatschaturjan, der den früher oft gespielten „Bolero“ abgelöst hat: Nicht weniger temperamentvoll und mit ausgefeilter Technik rasant präsentiert; hier wie auch in der Zugabe eines „Wiener Tango“ zeigte sich Flavius‘ Trompete von ausgezeichneter Tragekraft im Ensemble.

Gloria und Irina werden im Kirchl wieder zu hören sein, wenn am 16. Dezember das Jugendorchester unter Leitung von Karl Nagel mit einem Barockkonzert aufwartet. 

 

 

 

Siehe Neuigkeit 221 und frühere