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207. Die erste Serenade vom Jugendorchester Baden-Baden im Kirchl Obertsrot, Sonntag, 29. Mai 2016 mit Lisa Klotz, Viola (Bratsche), Xenia Dony, Flöte, Charlotte Reece, Solovioline, Irina Wagner, Cembalo, Dirigent Karl Nagel.

Eckehard A. H.
Eckehard A. H. schrieb am 14.06.2016

Diesmal kam als Eröffnung das schon an Weihnachten 2015 gespielte Lyrische Andante von Max Reger, dessen hundertster Todestag sich am 15. Mai d.J. ereignet hatte. Dem nur mit gedämpften Saiten gespielten Stück  hat die Reifezeit im Schoß des Jugendorchesters Baden-Baden gut getan und darf in seiner Ehrfurcht gebietenden Würde und in seiner dem Barock nahe stehenden Kompositionsweise als Alternative zu Händels Largo gelten. Besonders hervorzuheben ist das Violoncello, dessen Stimme das ariose Rückgrat des Stückes darstellt.

Ein doppelter Gipfel des Sonntag-Abends im Kirchl waren die Bratschenkonzerte von Georg Friedrich Telemann, C-Dur, und Carl Stamitz, D-Dur, auswendig gespielt „wie mit übergeschlagenen Beinen“, so Dirigent Karl Nagel, von Lisa Klotz, erstmalig mit dem Jugendorchester unterwegs und erstmals in der Obertsroter Festspielhäusel-Programmreihe. „Darüber braucht man gar nicht zu reden“, war sich der Dirigent sicher, und meinte den souveränenen Auftritt und die Art, wie diese junge Frau das Orchester zu höchster Geschlossenheit steigerte. Ihre überragende Größe mag ihr charaktervolles Spiel unterstreichen und mit dazu beigetragen haben, dass ihre Autorität ohne Allüren den musikalisch wertvollsten Ansprüchen genügte. Der Veranstalter war sich in seinen Abschlussworten sicher, sich an einen Abend im Dorfkirchlein von Saanen erinnert zu fühlen, wo er Jehudi Menuhin, Gründer des dortigen Sommerfestivals, selbst gehört hatte. Man darf Nagel dankbar sein, dass er immer so glänzende Talente in seinem von ihm seit einem halben Jahrhundert geleiteten Orchester auftreten lässt. Er habe Lisa Klotz nach der letztjährigen Flesch-Akademie in Baden-Baden „einfach angequatscht“ und ihre Zusage erhalten. Wenn alles so einfach ginge, was Qualität und Schönheit verbindet! Die Jugend war weniger im Parkett als vornehmlich im Orchester vertreten. Das Concerto grosso von Georg Friedrich Händel, G-Dur op.3/3 zelebrierte mit dem Silberstab und -klang ihrer Flöte Xenia Dony, die kurzfristig für Jannika Fritz eingesprungen war. Das für Oboe geschriebene Konzert hat das Jugendorchester schon wiederholt mit Flöte dargestellt. Charlotte Reece spielte dazu vom Konzertmeisterpult aus die Solovioline.

Am Ende überzeugte das vierzehnköpfige Kammerorchester mit Mozarts Divertimento Es-Dur, Köchel-Verzeichnis 113. Lisa Klotz nahm neben der einzigen Bratsche im Orchester Platz. Dieses „Unterhaltungsstück“ geriet fabelhaft differenziert. Die von Mozart auch gesetzten Englischhörner wurden von den beiden Hornisten bestens ersetzt. Dazu erklangen, auch doppelt besetzt, die vom Komponisten ebenfalls so geliebten Klarinetten. Das Ensemble gab das Menuett, den dritten Satz, als Zugabe, die sich der Dirigent aus dem Zuschauerraum anhörte, nachdem er sich mit „die können das auch ohne mich“ verabschiedet hatte.

Bleibt noch zu erwähnen, dass die Hälfte der „Wagners“ mit von der Partie waren: Gloria, zehnjährig, jetzt schon auf dem ersten Platz in der zweiten Geige, ohne Fehl und Tadel, ihre Mutter am tragbaren Cembalo im Telemann-Bratschenkonzert und Vater Dominik an der Klarinette.

Der Veranstalter, Eckehard Hilf, lud dazu ein, „die Wagners“ im Kirchl am 31. Juli mit ihrem Familienprogramm und am 7. August mit ihren Glanznummern [jeweils 18h30] zu hören: Ihre Söhne haben Bundessiege bei Jugend musiziert errungen und werden ihr Können in bester Vorbereitung präsentieren.

Am 17. Juli [18h30] werden Anja Schlenker-Rapke, Ernst Rapke und Holger Becker ein Konzert mit musikalisch romantischer Liebeslyrik bieten, eingebunden ist eine Uraufführung, die „Weidenbach-Sonate“ von Michael Lundt, von dem schon zwei Werke hier Premiere hatten, gespielt von zwei jungen Talenten von der Stuttgarter Musikhochschule, Klavier Alexander und Geige Eduard Sonderegger.

Bis zum 24. August wird ein Flügel im Kirchl zur Verfügung stehen. Am 21. August [18h30] erklingt er konzertant noch einmal in einem romantisch klassischen Überraschungskonzert. Das Jugendorchester tritt am 3. Juli [19h15] und 3. September [17h30] mit Serenade zwei und drei wieder in Erscheinung. Gernsbach-Obertsrot nähert sich Kirchl-musikalisch einem Sommerfestival für die Jugend!


Macht Urlaub in Obertsrot!