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206. Maximilian Mangold am 23. April 2016, Porgrammreihe Festspielhäusel, Kultur im Kirchl Obertsrot. Originalbericht von eah.

Eckehard A. H.
Eckehard A. H. schrieb am 24.04.2016

Es war ein Walzer (Nr.4 op.8) des paraguayischen Komponisten Augustin Barrios Mangorè, der den Abend als Zugabe zum schönen Ende kommen ließ, der als „Soirée Espagnole“ (wie berichtet) angekündigt war. Zuvor überzeugte Maximilian Mangold die Gäste der Programmreihe Festspielhäusel im Kirchl Obertsrot davon, dass Kunst auf Gitarre keiner Begleitung oder Verstärkung bedarf, um virtuos zu beeindrucken und um gleichwohl schön zu sein.

Mit dem eigentlich für die Renaissance-Gitarre „Vihuela“ komponierten Fantasien I, VII und X, sowie einer Pavana und Romanesca von Alonso Mudarra (1510-80) begann der von „Gitarre Aktuell“ als Ausnahmegitarrist gerühmte Künstler aus Leimen bei Heidelberg sein etwa anderthalbstündiges Debut im Kirchl: Einem für sein Talent und seine von zahlreichen internationalen Auftritten und Preisen, darunter der Guitar Foundation of America in Quebec (Kanada) ausgezeichneten Karriere ein eher ungewöhnlicher Auftrittsort. In den Variationen aus Mozarts Zauberflöte von Fernando Sor (1778-1838) offenbarte sich Mangolds Schwung und Musikalität, sodass das südlich spanische Anliegen als Lust an Temperament und artistischer Form in der Mozart‘schen Melodienwelt eine sensibel aufbereitete neue Heimat erhielt.

Die „Recuerdos (Erinnerungen) de la Alhambra“ von Francisco Tárrega (1852-1909) ließen das präludierende Spiel aufblühen. Wunderbar zu beobachten wie vier oberen Finger mandolinenhaft davon eilten und der Daumen das Thema als Akkord wie als zweite erfasste und sich Beides zu klangschönster Harmonie vereinigte. Zu solchen Erfahrungen ist der intime Konzertraum, in dem der Solist auf einer dezenten Empore gut sichtbar thronte, geeignet, und eine jüngere, im Unterricht noch beflissene Hörerschar wäre wohl sicher nicht fehl am Platz gewesen, um sich für eigenes Können zum denkbar günstigen Preis bei freiem Eintritt zu motivieren. Doch diese Chance wird noch einige Zeit publizistisch gefördert werden müssen, ehe sie bei Lehrenden und Lernenden die verdiente Aufnahme und Anwendung findet.

Von Federico Moreno Torroba (1891-1982) spielte Mangold „Pièces caractéristiques“, eine Folge von ganz unterschiedlich klingenden Impressionen, die laut Moderation des Künstlers, der „Zarzuela“, der spanischen Operette entlehnt, den Ansichten verschiedener Plätze an Stadttoren abgelauscht sein sollen. Man konnte in diesen zauberhaften Miniaturen die Charakteristik voneinander getrennter Orte und ihrer Geschehnisse zwanglos und deutlich vernehmen, Sehnsucht nach südländischem Urlaub mochte da und dort aufkommen.

Nach der Pause kehrte der mit energischem Beifall gefeierte Solist auf sein Podium zurück und ließ zehn „Canciones Catalanas“ (katalanische Volkslieder) aus dem für Gitarre arrangierten Zyklus von Miguel Llobet (1878-1938) in meisterhafter Manier erklingen. Mangolds Gitarre ließ in ihrer melodisch gespielten Weise keine Zweifel daran, dass diese Melodien wirklichen Gesängen entstammten. „Nit de Nadal“ klingt dabei wie ein Spottlied, „Testament d’Amelia“ wie eine das Schicksal befragende Witwe, „Noi de la Mare“ erinnert an kunstvolle deutsche Abendlieder oder das zuletzt gespielte  „Pastoreta“ an Geschichten, die man sich am Lagerfeuer erzählt.

Joaquin Rodrigo lebte von 1901 an 98 Jahre und war schon als Kleinkind durch Diphterie erblindet. Seine „Invocation et danse“, eine Hommage an seinen Kollegen Manuel de Falla, ließ die geballte Konzertanz dieses als größtem Spanischen Komponisten der neuen Zeit erklingen. Mangold folgte mit seiner meist geschlossenen Auges gespielten Gitarre diesen Intentionen. Das ganze Kolorit spanisch tänzerischer Akrobatik und schmissiger Akkorde in volkstümlicher Melodik wechselte mit experimentierender, reibungsintensiver Innerlichkeit, die das Ende des Vortrags mit einen kaum hörbaren Schluss markierte. Dem musste natürlich noch eine mitreißende Zugabe folgen, siehe oben.


Siehe Neuigkeit 201 und Galerie-Fotos 260, 264ff