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202. Kultur im Kirchl Obertsrot - verbindet Extreme zur mannigfachen Einheit

Eckehard A. H.
Eckehard A. H. schrieb am 22.03.2016

Zwei Mal Amerika im Kirchl, wie es unterschiedlicher kaum sein kann: Am Freitag (11. März 2016) stellten Wolfgang Lang und seine Frau Elisabeth in einer perfekt gestalteten Bilderschau ihre zweite Alaskareise vor; am Abend danach (12. März) entführte Arline Faller mit ihrer Combo „Bossa Nossa“ das Publikum ins musikalisch heiße Brasilien. Entsprechend verschieden innerlich angezogen waren auch die Gäste. Kein Platz blieb verschenkt! So war immer für dichte, gemütliche Atmosphäre gesorgt.

Die Langs waren Sommer 2014 und 2015 mit dem Wohnmobil im nördlichsten US-Staat unterwegs. Die monumentale Weite dieses spärlich besiedelten Landes birgt außer verlassenen, an tibetische Tempelburgen erinnernden Ex-Bergwerkstädten eine durch Nationalparks für den Tourismus erschlossene Wildnis. Ein Tipp von Lang: Immer eine Kamera „schussbereit“ halten, denn jederzeit können Elch, Bär oder Weißkopfadler in Sichtweite kommen. Die eisige Pyramide des Mount McKinley (Denali) wurde praktisch umkreist und diente als Orientierung in der Kulisse, die in einer Auswahl von knapp 700 Bildern in der Hauptsache Natur vom Schönsten und Größten präsentierte. Den größten Lacherfolg erzielten dabei freilich am Ende die Bären, die im Katmai-Fluss die Katarakte hinaufspringenden Lachse aus der Luft fingen. Und ihre Jungen, die auf und unter ihren Müttern herum tollten oder sich auf der Wiese vor dem sicheren Lodge eines Camps herumbalgten. Einen weiteren Lacher erzeugte ein nicht enden wollender Truck, der mit Anhänger aus einer Seitenstraße der Metropole des Nordens, Anchorage, beim Einbiegen gezeigt wurde, was eine Minute zur Ewigkeit werden ließ.

Für den südamerikanischen Teil der „Ferien im Kirchl“ brachten die dem brasilianischen Feuer im Murgtal huldigenden Musiker von Bossa Nossa die richtige Stimmung mit. Wie schon im Jahr zuvor konnte die aus Rio Stammende, Gernsbachs Staufenbergerin Arline mit ihrem perlenden Gesang und ihrer amüsant lehrreichen Moderation das Publikum von Anfang an blendend unterhalten und durch ein von Melodie und Rhythmus brodelndes Programm führen, das gegen Schluss noch an Intensität zunahm, und erst mit zwei Zugaben nach zwanzig Stücken enden durfte. Matthias Gruhn an Trommeln, Rasseln und Kuhglocken, Alex Stenzel an Bassgitarre und Kontrabass, Jürgen Kramlofsky mit Acoustic-Gitarre sorgten als Stammformation für den Lateinamerika-Klang, der schmeichelnd, wie zur Party im Freien, heiß wirbelnd wie zum Karneval oder klagend über das neben allem Glanz im Land herrschenden Elend auch die Molltöne zur Geltung kommen ließ.

Besonders gut und erstmalig waren die Gasteinlagen von Jörg Funk, Saxophon, der mit einem Solo das „How Insensitive“ von Jobim begann, dann von den Instrumenten sanft eingeholt wurde und schließlich wie ein Gesangsduett mit der Stimme von Arline harmonierte. Seine Fähigkeit, auf Stimmung und Akustik präzise einzugehen zeigte sich auch beim letzten Stück vor der Pause, „Desafinado“, wo auch der Bass mit einer Koloratur wie eine Singstimme zu glänzen verstand.

Ntürlich durfte (nach der Pause) „Garota de Ipanema“ nicht fehlen. Aber auch andere als Jobim kamen „zu Wort“,  so das wie letztes Jahr auch zelebrierte „Besa me mucho“ vom Mexikaner Velázquez, „A Novidade“ von G.Gil und als erste Zugabe das berühmte „Tico-Tico“ von Abreu und Oliveira. Zuletzt war in Jobims „Corcovado“ auch wieder das Saxophon mit Jörg dabei und die Aufnahmebereitschaft wäre noch für mindestens eine Stunde mehr gut gewesen, doch die Musiker hatten ein großartiges Pensum exzellent vollbracht, das auch als neue CD (Aquarela do Brasil) zu erwerben war. Siehe http://bossanossa.de/#start. Eine zweite soll es nur geben, „wenn Jörg mitmacht“, so Faller.

Was macht nun diese Musik so attraktiv? Die eingangs gespielten Stücke waren Samba, was als Basis der bekannten brasilianischen Tanzmusik gelten darf. Bossa Nova entwickelte sich daraus Anfang der Fünfziger Jahre und gelangte nach der Machtergreifung der Militärs 1964 durch zahlreiche Auswanderer in die Staaten. Dort begann seine Vermählung mit dem Jazz, wozu auch Ella Fitzgerald beitrug. Die Stücke sprechen, singen und tanzen das Schicksal der Menschen und tragen es, vornehmlich durch den Karneval von Rio weit verbreitet, herum. So blieb es nicht aus, dass die Kritik an den Zuständen im Lande musikalisch im Volk Resonanz fand und nicht nur die Liedmacher ins Exil treiben konnte. Doch wie immer im Leben: Kritik ist das Eine, Humor das Andere, Musik verbindet Beide zu einem göttlich lehrreichen Geschenk.

 


Hören und Sehen, was Natur aus Kamera und Bossa Nova macht!