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198. Badische Neueste Nachrichten | Rastatt/Gaggenau | KULTUR IM MURGTAL | 01.03.2016 Publikum quietschte vor Vergnügen Max Ruhbaum im „Kirchl“ als hyperaktiver Vater und Seelentröster für Paare

Eckehard A. H.
Eckehard A. H. schrieb am 03.03.2016


MAX RUHBAUM: Mit dem zahnenden Sohn Oskar auf dem Arm, den Seelentröster für den Freund spielend. Foto: Dürr

Baden-Baden erst für ein Bundesland gehalten

Max Ruhbaum, der „hochbegabte“, schlaksige Theaterschauspieler aus Baden-Baden hat sein Metier verinnerlicht. Sein Leben ist die Bühne, auch im Alltag verbeugt sich der Stand-Up-Comedian schon mal in seinem Wohnzimmer, wenn der Regen an sein Fenster klatscht. Auf Regen brauchte Max im „Kirchl“ in Obertsrot nicht zu warten. Schon in den ersten Minuten, hatte der aufgeregte Entertainer mit Anzug und Turnschuhen seinem Publikum klargemacht: „Es wird heute Abend spannend und aufregend, denn es wird sich alles um mich drehen“. Der von der Schauspielschule Ernst Bloch in Berlin „geschädigte Prominente“ gab temporeich Applausanweisungen und den Text sinniger Zwischenrufe an sein Publikum vor, das er gern mit einbezog, ohne es ganz ernst zu nehmen. Dieses lachte und quietschte vor Vergnügen bei so viel holpriger Quirligkeit. Das Leben des Schauspielers geriet vollends aus den Fugen, als Max seinen ersten Oskar bekam. Die Geburt des Sohnes war fast vollkommen, hätte nur seine Frau Moni in Vollnarkose hinter dem Vorhang bei der „Kaisershow“ im Krankenhaus nicht gleich den ersten Drehtag von Oskar verpasst. Seither hat sich das Leben des hyperaktiven Vaters mit Allmachtsfantasien – das ist, wenn einer alles macht – vollkommen verändert. Jetzt wird nur noch „ohne mit“ gekocht, denn jedes gesunde Kind hat eine Allergie. Mit dem zahnenden Kind auf dem Arm telefonisch den Seelentröster für alle trennungswilligen Paare im Freundeskreis zu mimen, treibt den gestressten Max schier an den Rand des Nervenzusammenbruchs und in die Arme diverser Selbsthilfegruppen und Heiler, die mit Produkten aus subtiler Energie und Amaranth seine Aura wieder ins Gleichgewicht bringen wollen. Dazu kam noch der Umzug nach Baden-Baden, einer Stadt, die der Westberliner früher für ein Bundesland gehalten hat. Mit einer Innenstadt, die nur aus Hotels und Apotheken zu bestehen scheint und wo man beim Einparken in eine enge Parklücke sofort mehr Zuschauer hat als abends im Theater. Hier tragen die Chihuahuas die gleichen Mäntel wie ihre Besitzer und man wünscht sich einen „Schöner Tag“. Daher wollte Max eigentlich den Abend hinter dem „Klingele“ für die Zuschauer schlicht gestalten, verrät der Comedian dem Publikum, das vor Lachen beim aberwitzigen Spiel des Selbstinszenierers um Schein und Sein, dem schmalen Grad zwischen Theaterspielen und Verrücktsein, gar nicht mehr zum Verschnaufen kam. Einen Teil des tosenden Applauses, der diesen Abend an den umwerfenden Comedian Max Ruhbaum ging, darf man auch getrost an den Verein Kultur im „Kirchl“ für seine Programmgestaltung weitergeben. Susanne Dürr


Mehr über den Schauspieler: www.max-ruhbaum.de