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176. Anne Frick und Dominik Wagner mit dem Jugendorchester und Karl Nagel, Sonntag, 15. März 2015 im Kirchl Obertsrot

Eckehard A. H.
Eckehard A. H. schrieb am 17.03.2015

„Alles Mozart“ war eine Verlegenheitserfindung für dieses Konzert, das zuvor schon im Florentiner Saal zu Baden-Baden erklungen war. Sonst kommen die Mozart-Serenaden in drei Folgen erst im Sommer ins Murgtal. Auch für dieses Jahr hat das Jugendorchester am Samstag 13. Juni, Sonntage 26. Juli, 6. September und 4. Oktober das Kirchl in seinen Spielplan aufgenommen. Die Anfangszeiten sind wegen der S-Bahn-Ankünfte auf „Halb“, Sechs oder Sieben gelegt, Genaueres wird rechtzeitig bekannt gegeben. Auch unter der Ägide des am 12. Januar gegründeten Vereins „Kultur im Kirchl Obertsrot“ bleibt die eintrittsfreie Regelung für die Programmreihe Festspielhäusel in Takt, wie der Verantwortliche Eckehard Hilf in seiner Anfangs- und Endansprache mitteilte. Er dankte sowohl dem Jugendorchester für seinen Beitrag zum Bekanntwerden dieser Musik-Bühne als auch dem Publikum für sein „qualifiziertes Zuhören“.
Das Konzert selbst war wieder eine große Feier. Es ist der Jugend und der mit ihr verbundenen Erwachsenen in diesem Klangkörper gelungen, die Musik, gerade in der intimen, immer noch weihevoll anmutenden Atmosphäre der einstigen Dorfkirche zu etwas ganz Persönlichen werden zu lassen.
Dazu trägt auch Karl Nagel bei, der die Leitung des Orchesters seit über einem halben Jahrhundert innehat, und seine Solisten und die besonders hervorzuhebenden Orchestermitglieder in einer offenen, herzgewinnenden Art vorstellt.
Anne Frick fuhr als Kind aus Michelbach schon zur Schule zum Heiligen Grab und den Orchesterproben nach Baden-Baden. Sie zelebrierte nun mit ihrem glockenreinen Ansatz das Konzert für Violine und Orchester A-Dur, KV 216. Hier dauert es mehr als eine Minute bis die Geige solistisch zum Einsatz kommt. Diese Spannung kam durch Fricks sensibles Beginnen in größter Harmonie mit dem Orchester zur Auflösung. Von dem Moment an führte sie, wie immer im Kirchl, hinter dem Rücken des Dirigenten, souverän durch all die kunstvollen und doch so anmutigen Klangfiguren, bis in die meisterlich dargebotenen Kadenzen, die daran denken ließen, wie sie schon im November letzten Jahres ein höchst anspruchsvolles Konzert ganz allein hier bestritten hatte. Auf die orientalischen Momente im dritten Satz wies Karl Nagel besonders hin: Sie hätten schon Anregungen zur Begleitung mit Trommeln und Triangeln ausgelöst. Alles ist möglich bei diesem Ensemble.
In der 6. Sinfonie, KV 43, erlaubte sich Mozart, die Oboen im zweiten Satz durch Flöten zu ersetzen. Auch erfreute der langsame Satz durch seine fein auf die Klangfarbe des Orchesters abgestimmten Pizzicati in den Bass- und Cellostimmen.
Dominik Wagner gehörte schon vor 30 Jahren zum Stamm des Jugendorchesters, worin er damals bereits als Solist aufgetreten war. Bei Prof. Wurlitzer studierte er dann in Würzburg Klarinette. Seine beruflichen Wege lagen dann außerhalb der dargestellten Musik, bis ihn seine Verpflichtung als Nachtchef von Brenner’s Parkhotel in seine Heimatstadt Baden-Baden zurück holte. Hier hat seine Familie als Die Wagners bereits musikalische Auftritte gefeiert, mit der er zusammen am 12. Juli im Kirchl zu hören sein wird. Dieses Mal brachte er mit seiner Wurlitzer A-Klarinette und dem Jugendorchester Mozarts Konzert A-Dur, KV 622, zu Gehör. Im Orchester, am Pult der zweiten Geigen, seine achtjährige Tochter Gloria, wie der Dirigent am Schluss mit Genugtuung bekanntgab. Sie ist seit Silvester 2014 ständiges und an Lebensjahren jüngstes Mitglied der jugendlichen Klangfamilie aus der Kurstadt. Die Soloklarinette ihres Vaters begeisterte durch sein engagiertes und sensibles Spiel, das durch die souverän beherrschten Großintervalle dieses besonders im zweiten Satz sehr alpenländisch klingenden Partien Ferienstimmung aufkommen lässt. Mozart zeigt im dritten Satz in diesem seinem vorletzten Werk, wie schön der Jubel der Musik auch in Moll zum wünschbaren Ausdruck kommen kann, was Wagner mit seinem Spiel gekonnt hörbar werden ließ.
Ein in seiner Länge diesmal einmaliges und wertvoll zusammengestelltes Konzert, das mit Bravo-Rufen unterstützten, lang anhaltenden Beifall bekam. 

Siehe Neuigkeit 173.





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