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News im Monat Oktober

S. Groth
S. Groth schrieb am 25.10.2022

Der 1. November steht vor der Tür. Für viele ein Tag wie jeder andere auch. Für Menschen auf der Straße ein Tag, an dem sich entscheidet, ob sie in der "Lotterie" einen der begehrten Plätze in einem Wohncontainer gewinnen konnten oder diesen Winter leer ausgehen.
 
So ist es dann auch für die meisten ein Tag der Enttäuschung. Denn die Plätze sind rar und nur wenige haben das "Glück" diesen Winter nicht vor der allnächtlichen Wahl zwischen den menschenunwürdigen Bedingungen in Massenunterkünften des Winternotprogramms oder der eisigen Kälte auf der Straße zu stehen.
 
Für jeden vernünftigen Menschen ist klar, so kann das nicht weiter gehen. Ja, auch das EU-Parlament war sich da einig. Obdachlosigkeit soll es in Europa bis 2030 nicht mehr geben!
 
Endlich wurde das Ziel klar ausgesprochen, was fehlt, ist nur noch der Plan, wie wir das erreichen können.
Und selbst den gibt es bereits, die Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege hat vor sechs Monaten einen ausführlichen Plan veröffentlicht (Link).

Aber nein, die Hamburger Regierung ist sich sicher, so etwas wie einen Masterplan braucht die Stadt nicht.

So langsam fragt man sich: Wie absurd kann es denn noch werden? Glaubt unsere Sozialsenatorin Frau Leonhard ernsthaft, dass Obdachlosigkeit in Hamburg bis 2030 von alleine verschwindet?

Anders können wir uns das nicht wirklich erklären. Diese Ablehnung wurde dann auch noch mit der lapidaren Aussage, dass jährlich 3000 wohnungslose Haushalte aus Unterkünften in regulären Wohnraum vermittelt würden, untermauert. Das mag sein, aber wie viele Tausende leben auf der Straße? Wie viele Wohnungen werden täglich geräumt? Wir sind fassungslos. In welcher Realität lebt jemand, der so argumentiert? (Hinz & Kunzt Artikel)

Daher unser Vorschlag an all die Politiker, die der Meinung sind, dass in Sachen der Obdachlosenpolitik in Hamburg alles in bester Ordnung ist:

Einfach den Dienstwagen stehen lassen, mit der Bahn fahren und ein bisschen durch Hamburgs Straßen gehen. Fragen Sie dann doch mal die vielen obdachlosen Menschen, die Sie dort treffen werden, wie glücklich sie mit der Politik sind...

Es sind Menschen, um die es geht. Menschen, die auf der Straße verelenden und sterben. In Bezug auf Pandemie und weitere Krisen wird sich die Zahl derer, die durch das soziale Netz fallen, noch erhöhen. Präventiv gegen Wohnungsverlust vorgehen und ein Paradigmenwechsel in der Obdachlosenpolitik - DAS muss JETZT sofort passieren!


Veranstaltungen

Die unglaublich wichtige Frage, „Obdachlosigkeit bis 2030 beenden - Wie geht das?“ ist auch der Startschuss unserer "Hamburger Dialoge über Obdachlosigkeit", die im November endlich wieder losgehen.

Um 19 Uhr am Freitag, den 18. November im Lichtwarksaal, Neanderstraße 22, 20459 Hamburg, empfängt Susanne Groth unseren Referenten Johan Graßhoff, Straßensozialarbeiter der Diakonie Hamburg, zu diesem brisanten Thema. Wir freuen uns auf Euch! (Link zur Veranstaltung)

Die Veranstaltungsreihe beinhaltet insgesamt fünf Termine, die jeweils an einem Freitag in den Monaten November 2022 und Januar 2023 bis April 2023 durchgeführt werden. Mit je einem Gast aus professionellen Einrichtungen der Obdachlosenhilfe werden brisante Themen wie „Straßenkinder und junge Obdachlose“, „Obdachlose Frauen – unauffällig und besonders gefährdet“ „Gut Leben ist anders- Drogen, Sexarbeit und Obdachlosigkeit“ und „Obdachlosigkeit und Migrationshintergrund“ erörtert.
 

Kiezgeschichte -  Diebstahl auf der Straße

Auf der Straße zu leben bietet weder Privatsphäre noch Schutz.
Die wenigen Habseligkeiten, die obdachlose Menschen besitzen, liegen sichtbar auf ihrer Platte und sind für manche Menschen so lukrativ, dass sich ein Diebstahl lohnt.

Diese schmerzliche Erfahrung musste vor ein paar Tagen ein obdachloser Mann auf dem Kiez machen. Er verließ kurz seine Platte, um die nahegelegen Toiletten aufzusuchen. Als er zurückkam bemerkte er, dass sein Schlafsack und seine Isomatte gestohlen wurden. Leider ist dieses keine Seltenheit auf den Straßen Hamburgs.

Total verzweifelt stand er auf dem Gehweg. „Derzeit ist es so schwer, in den Kleiderkammern einen neuen Schlafsack zu bekommen, in allen Tagesstätten herrscht momentan ein Mangel an den Sachen, die man auf der Straße zum Überleben braucht“, weinte er.

Wir konnten ihm, gemeinsam mit einem Ladenbesitzer auf dem Kiez, helfen und ihm einen neuen Schlafsack, eine neue Isomatte und sogar noch eine Schlafdecke für seinen Hund sponsern.

Da überall in den Einrichtungen Winterkleidung, Schlafsäcke und Ähnliches wirklich Mangelware sind, wären Initiativen wie z. B. der Kältebus Hamburg, das CaFée mit Herz e. V. , Hanseatic Help und viele andere Tagesstätten für Spenden dieser Art sehr dankbar.


Vielen lieben Dank!

Immer mehr Menschen müssen den Gürtel enger schnallen, rasant steigende Preise treffen besonders die Ärmsten und Schwächsten unter uns. Aber auch in solchen Zeiten ist Eure Empathie und Hilfsbereitschaft überwältigend. Die Solidarität, die wir immer wieder erleben, lässt uns glauben, dass "Obdachlosigkeit bis 2030 abschaffen" nicht nur leere Worte sind. DANKE!

Das Team von Leben im Abseits e. V.