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Bericht unserer Thüringenreise.

J. Schenck
J. Schenck schrieb am 07.02.2020

Vom 23. bis zum 29. Januar war ich für das Projekt Verbrannte Orte in Thüringen unterwegs, um die dortigen Orte der NS Bücherverbrennungen für das Gedenkprojekt zu fotografieren. Wie immer, habe ich zusätzlich Veranstaltungen gemacht und mich mit Interessierten getroffen.

Die erste Station meiner Reise war Erfurt. Dort fand die Bücherverbrennung am 29. Juni 1933 vor der Cyriaksburg statt. In den Orginalquellen ist zu lesen, dass die Verbrennung nach einem Jugendsportfest stattfand. Daraus schloss ich das der heutige Ort nur oben im Bereich des EGA Geländes liegen kann. Nur dort ist eine Fläche vorhanden wo ein solches Fest stattgefunden haben kann. Heute befindet sich dort ein Skulpturengarten und es laufen die Vorbereitungen für die BUGA 2021. Ob es dann wohl eine Erinnerung vor Ort geben wird? Bisher gibt es keine Gedenkplatte oder ähnliches. Bis zum abendlichen Treffen mit interessierten hatte ich noch etwas Zeit und besuchte die Alte Synagoge. Ein Bau aus dem 14. Jahrhundert dessen Besuch sehr zu empfehlen ist. Abends in der Kneipe kam es leider zu Ortsmissverständnissen so dass nicht alle zusammen saßen. Trotzdem sind auch für Erfurt tolle Kontakte entstanden.

Am Freitag ging es nach Hildburghausen. Die dortige Bücherverbrennung fand am 22. Mai 1933 auf dem Marktplatz statt. Der Platz hat sich fast gar nicht verändert. Das fotografieren ging relativ schnell, so dass ich die verbleibende Zeit nutzte um mich im Regionalgeschichtlichem Bestand der örtlichen Bibliothek umzusehen. Auf den historischen Fotos aus dem Jahr 1933 ist zu sehen das sich der Platz kaum verändert hatte. 

Weiter ging es nach Saalfeld. Ein Zwischenstopp auf meiner Reise an dem es keine Verbrennung gab. Allerdings war ich ins Wahlkreis- und Jugendbüro der Linken Abgeordneten Katharina König eingeladen um über unser Projekt zu berichten. Eine kleine Veranstaltung mit 10 Besucher*innen und ein netter Abend mit den örtlichen Aktiven folgte. Die Gespräche haben mir wieder gezeigt, wie wichtig diese kleinen Orte sind damit sich alternative Jugendliche engagieren und organisieren können. In Saalfeld traf ich mich außerdem mit einem Redakteur des MDR für ein Interview.

Am Samstag brach ich zeitig nach Mühlhausen auf, da ich dort eine Verabredung mit einem Redakteur der Lokalzeitung hatte. Leider machte mir eine Autopanne einen Strich durch die Rechnung. Stundenlanges Warten, Abschleppen und Tauschauto waren die Folge. Alles in Allem hatte ich noch Glück und konnten meine Reise fortsetzen und schaffte es sogar noch zum verschobenem Treffen mit dem Redakteur. Im Gespräch tauchte die Frage auf, ob es in Mühlhausen wohl 2 Verbrennungen gegeben hatte? Er recherchierte im Nachgang zu unserem Gespräch beim Stadtarchiv und meldete sich vor ein paar Tagen mit den Ergebnissen zurück. Es gab in Mühlhausen keine 2. Verbrennung. Nur am 20. ;Mai 1933 fand eine Bücherverbrennung auf dem Blobach statt.

Kahla, meine nächste Station, ist eine besondere Geschichte. Eine der Bücherverbrennungen die uns nur durch Zufälle bekannt geworden ist. Bei unseren Recherche stießen wir auf einen Eintrag der Internetseite der Stadtbibliothek Kahla. Hier war zwar das Datum einer Verbrennung genannt, es fehlte leider jede zusätzliche Informationen. Ein Anruf bei der Bibliothek und das weiterreichen ans Stadtarchiv brachten den Kontakt zu einem Lokalhistoriker. Mit ihm traf ich mich am Sonntag Mittag in Kahla. Er hatte im Vorlauf etwas recherchiert so das wir auch den heutigen Ort der Verbrennung vermutlich recht genau lokalisieren konnten. Heute befindet sich dort das Freibad.Nachmittags traf ich mich mit einer Ehrenamtlichen des Demokratieladens. Am nächsten Vormittag folgte ein weiteres Treffen im Demokratieladen mit den Hauptamtlichen. Viele Ideen für eine gemeinsame Zusammenarbeit entstanden und ich denke ich werde sicherlich wieder nach Kahla kommen.
Am Montag den 27. Januar und somit dem 75 Jahrestag der Befreiung von Auschwitz war ich in Jena. Im Anschluss an eine Gedenkveranstaltung fand gemeinsam mit einem Lokalhistoriker eine Veranstaltung in der JG Stadtmitte statt, auf der ich das Projekt vorstellte. Auch in Jena gab es viele Ideen für gemeinsame Aktivitäten und so werde ich sicherlich auch dorthin nochmal kommen. Ich war sehr froh diesen Tag im Gedenken und Aktiv gegen Rechts gemeinsam mit anderen verbringen zu können.

Am Vorletzten Tag ging es nach Weimar. Genauer gesagt nach Niedergrunstedt bei Weimar, dort fand am 21. Juni 1933 die Bücherverbrennung statt. Durchgeführt vom Deutschen Handelsgehilfen Verband im Beisein eines Großteils der Niedergrunstedter Bevölkerung.Ich war dort mit einem ortsansässigem Lehrer, der sich mit der regionalen Geschichte beschäftigt hatte, verabredet und lies mir von ihm den Ort zeigen. Der genaue Ort der Niedergrunstedter Verbrennung ist unbekannt, so dass ich zum fotografieren den Ort des Gedenkbaumes gewählt habe. Dieser Ort wird auch zukünftig im Atlas verzeichnet sein.Abends gab es in Weimar ein Treffen mit Interessierten. Wie schon schon in Kahla und Jena entstanden dort viele gute Ideen für gemeinsame Aktionen.

Der letzte Tag der Reise bot nochmal volles Programm. Los ging es nach Hirschberg. Ein Ort mit einer Bücherverbrennung die wir vorher nicht auf dem Schirm hatten und auf die ich während meiner Reise hingewiesen wurden. Obwohl wenig Informationen existierten und ich nur ein historisches Foto der Verbrennung als Anhaltspunkt hatte entschied ich mich zu versuchen den heutigen Ort zu finden. Glücklicherweise ist Hirschberg recht übersichtlich und nach wenigen Metern hatte ich den Ort der Bücherverbrennung gefunden. Ich machte die Fotos und weiter ging es nach Altenburg.Dort angekommen parkte ich auf dem Parkplatz der am Ort der Bücherverbrennung liegt. Ich machte meine Fotos, guckte mich ein wenig um und machte mich auf dem Weg nach Hause.

Alles in Allem war der Thüringenbesuch eine tolle Reise. Ich habe viele aktive Leute kennengelernt und wir haben viele gemeinsame Idee entwickelt. Das die Finanzierung zu einem Großteil durch die Thüringische Staatskanzlei übernommen wurde machte diese Reise erst möglich.Besonders gefreut hat mich die Idee einer Vernetzung von Aktiven in Thüringen zum gemeinsamen Gedenken an die Bücherverbrennungen. Wir werden unser möglichstes tun um dieses Vorhaben zu unterstützen.Auch die Presseveröffentlichungen waren natürlich gut um die Bekanntheit unseres Projektes zu steigern. Eine Auflistung findet ihr auf unserem Blog.http://blog.verbrannte-orte.de/presse/

Ein paar Worte noch zur Finanzierung. Warum brauchen wir so "viel" Geld für eine Reise nach Thüringen? Eine Frage die uns auch für andere Bundesländer schon gestellt wurde. Hier ein paar Bestandteile unserer Kosten:Personalkosten und Honorare: Ein großer Teil unserer Projektarbeit findet ehrenamtlich statt. Mittlerweile hat unser Projekt eine Größe erreicht die es unmöglich macht dieses rein ehrenamtlich zu stemmen. Daher versuchen wir über Projektförderungen Personalkosten und Honorare zu finanzieren. Reisekosten: Auf unseren Rundkosten sind wir meistens mit dem Auto unterwegs, da wir einiges an Fotoequipment und Infomaterial dabei haben. Für die gefahrenen Kilometer rechnen wir 0,2€/km. Am Ende der Thüringenreise hatten wir 1567km auf dem Tacho. Unsere Routenplanung richtet sich leider nicht immer nach dem kürzestem Weg, sondern auch nach Terminen.Druck und Materialkosten: Von jedem Ort drucken wir Postkarten und Fotoprints für Ausstellungen. Außerdem müssen natürlich Filme und Laborkosten bezahlt werden.Für Thüringen fehlen uns aktuell noch 691€.

Helft uns diese Kosten zu decken.