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Ein weiteres Jahr Árbol de la Esperanza

Arne B.
Arne B. schrieb am 15.01.2020
Liebe Unterstützerinnen und Unterstützer,
Wir vom Árbol de la Esperanza blicken stolz und auch ein wenig wehmütig auf das vergangene Jahr 2019. Es ist mal wieder so unfassbar viel passiert...
In dieser Nachrichten möchten wir zwei sehr bedeutenden Ereignisse mit euch teilen: Das Wiederfinden von Juans leiblicher Familie, sowie den Umbau des unteren großen Hauses.

Das Wiederfinden von Juans leiblicher Familie
Gemeinsam mit den Jungen haben wir im Árbol 2019 persönliche Krisen durchgestanden, gelacht, gefeiert und geweint. Während einige neuen Jungen ihren Weg in den Árbol gefunden haben, haben andere ihre leiblichen Familien wiedergefunden. So beispielsweise auch Juan, welchen ich euch im Folgenden vorstellen will.

Juan ist vor über drei Jahren mit geschätzten 9 Jahren zu uns in das Kinderhaus Árbol de la Esperanza gekommen. Nach einem langen Kampf mit den Behörden konnten wir nach über einem Jahr Leben im Árbol de la Esperanza die Einschreibung ins Einwohnermeldeamt erwirken und Juan damit zum ersten Mal in seinem Leben eine Identität schaffen. Auch feierte Juan zum ersten Mal Geburtstag bei uns, lernte das Weihnachtsfest kennen, bekam zum ersten Mal Geschenke, ... Juan wurde eingeschult und lernte mit unserer Hilfe in wenigen Monaten (ca 5 Jahre später als gleichaltrige Kinder) das Lesen und Schreiben und besucht inzwischen als Klassenbester die 5. Jahrgangsstufe. Und trotz dieser Erfolge war uns allen immer klar, dass Juan einer der Jungen sein würde, der bei uns im Kinderhaus groß werden würde, war doch keine lebende oder interessierte Familie auffindbar. Er selbst litt unter dieser Realität: Der Wunsch nach einem Leben in einer Familie war immer da. Das Nichtaufgeben der vermeintlich vergeblichen Suche nach Familie durch die Kolleginnen und Kollegen unseres Fachteams hat Anfang diesen Jahres dazu geführt, dass wir eine Tante mütterlicherseits ausfindig machen konnten, bei der Juans sechs älteren Geschwister nach dem Tod der Mutter aufgewachsen waren. Nach nur wenigen Gesprächen wurde klar, dass es ein großes familiäres Netzwerk rund um die Tante gibt, das Juan immer wieder gesucht hat, um die Verantwortung für ihn zu übernehmen! Als seine Tante und seine Geschwister hörten, dass ihr kleiner Bruder und Neffe nur wenige Busstunden entfernt wohlauf in einer Heimeinrichtung lebt, konnten sie ihr Glück kaum glauben. Im Mai fand ein erstes Wiedersehen und Neu-Kennenlernen hier in unseren Räumlichkeiten statt, im Juli begleiteten wir Juan für mehrere Tage an die Küste, um das Haus der Tante kennenzulernen und die Familie vor Ort zu besuchen. Seit diesem Wiedersehen findet eine enge Familienarbeit statt und wir warten auf die Entscheidung des zuständigen Gerichtes, die Juan die Rückkehr in seine leibliche Familie ermöglichen soll und damit das Leben IN EINER FAMILIE, wie er sich all die Jahre so sehnlichst gewünscht hat. Für ihn und auch uns ein ganz besonderer Jahresabschluss war Juans Reise an die Küste Ecuadors, um das Weihnachtsfest mit seiner Familie zu verbringen.

Der Umbau des unteren, großen Hauses
Vor vier Jahren haben wir dem anstehenden Jahr noch voller existenzieller Ängste entgegen gesehen. Durch eure Spenden über die letzten Jahre hinweg hat sich diese Situation dahingehend verändert, dass wir uns getraut haben im Jahr 2019 einen schon lange von uns gehegten Herzenswusch zu erfüllen: Den Umbau der Wohngruppen im unteren, großen Haus. Um euch einen Eindruck davon zu vermitteln was dieser Umbau für unsere Arbeit vor Ort bedeutet, möchten wir im folgenden Sabine, eine unserer Erzieherinnen in Ecuador, zu Wort kommen lassen (Ausschnitt aus Rundbrief vom Dezember 2019):

 "In meiner letzten Nachricht an Euch habe ich von den Umbauten des unteren Wohnhauses, in dem sich die Räumlichkeiten von zwei Wohngruppe, aber auch die Büro´s und die Zentralküche befinden, berichtet. Heute, fast ein Jahr später, habe ich fast schon vergessen, wie das vor 12 Monaten war – zweieinhalb Monate Leben auf der Baustelle, Baulärm, Kälte durch offene Fenster, Baustaub, Weihnachten in improvisierten Räumlichkeiten. All diese zum Teil auch lästigen Erfahrungen sind vergessen durch das Glück über das neue, erweiterte Wohnhaus. Jede der zwei Wohngruppen besteht nun aus einem Gemeinschaftsraum (Wohn- und Esszimmer) und sechs Schlafzimmern, die in ihren Größen variieren (als Einzelzimmer oder Mehrbettzimmer geeignet). Die Notwendigkeit des Umbaus hatte sich aufgrund der Besonderheiten der Zielgruppe ergeben. Zum Schutz hatte am Ende bis zu drei Kinder im Erzieherzimmer schlafen müssen – eine Realität, die wir nun durch die geschaffenen Einzelzimmer entzerren konnten. Uns Kollegen wurde damit eine riesen Last genommen, die Kinder haben die Erfahrungen ihres eigenen Zimmers kennenlernen können und unser miteinander Leben und Arbeiten hat dadurch eine andere Dimension bekommen. Noch immer stehe ich manchmal in den neuen Räumlichkeiten und kann es kaum fassen, dass dieser Umbau durch Eure Spenden und Eure Unterstützung ermöglich wurde – manchmal fühlt es sich wie ein Traum an. In anderen Momenten kann ich mir gar nicht mehr vorstellen, wie die Wohngruppen vorher aufgebaut waren. Wenn ich die Jungs voller Begeisterung in die Wohngruppe rasen sehen und sie, weil es ihnen so wunderschön erscheint, rufen: „Wir sind Zuhause – zurück im Penthouse“ muss ich voller Dankbarkeit schmunzeln."
 
 
Aufgrund deiner Unterstützung blicken wir zusammen den Jungs im Árbol de la Esperanza voller Selbstvertrauen und Motivation auf das Jahr 2020. Dafür möchten wir dir ganz herzlich und nachdrücklich danken.
 
Abschließend möchten dir dich ganz herzlich dazu einladen Sabine und den Árbol persönlich kennenzulernen. Am 15.02.2020 wird Sabine im Rahmen einer Informationsveranstaltung mit anschließender Begegnung über das Leben und ihre Arbeit im Árbol de la Esperanza in Quito berichten
(15.02.2020 um 16.30 Uhr, katholische Pfarrhaus der Heilig Geist Gemeinde, Hagenstraße 1-3 in 16866 Kyritz) 
Vielen Dank für dein Vertrauen