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Jahresrückblick 2020

S. von Eichborn
S. von Eichborn schrieb am 30.01.2021



Was für ein Jahr! Corona hat die Welt vor neue Herausforderungen gestellt. Aber für viele Menschen war die Welt auch vor Corona nicht in Ordnung. Menschenrechtsverletzungen, Umweltverschmutzung, Klimakrise – all das war vorher da und wütete weiter während der Pandemie. Und viele Konzerne haben ihren Anteil daran.

Die Pandemie zeigt deutlich: Unsere Gesundheitssysteme sind nicht so belastbar, wie sie es sein müssten. Um so wichtiger, dass vermeidbare Krankheiten, die u.a. durch Tabakkonsum entstehen, stärker bekämpft werden. Raucher*innen riskieren durch den Konsum von Tabak eine höhere Ansteckungsgefahr und einen schweren Verlauf von COVID-19. Also besser jetzt mit dem Rauchen aufhören.

Währenddessen hat die Tabakindustrie getan, was sie immer in Krisen tut: Die Gelegenheit nutzen, um ihr ramponiertes Image aufzupolieren. Das nennen wir Crisis Washing – sie stellen sich in Krisen als Retter in der Not dar. Ernst zu nehmen ist das Charity-Gebaren der Industrie nicht, es dient eher Marketingzwecken. Wir haben ihre Aktivitäten dokumentiert und unsere Erkenntnisse auf der Deutschen Konferenz für Tabakkontrolle im Dezember vorgestellt.

Fokus Kinderarbeit
Das Thema Kinderarbeit und Lieferketten beschäftigte uns das ganze Jahr über. Als Mitglied der Initiative Lieferkettengesetz haben u.a. bei einer gemeinsamen Aktion 222.222 Unterschriften für das Gesetz an das Bundeskanzleramt übergeben. Noch immer blockiert das Wirtschaftsministerium dieses wichtige Gesetz.

Vor allem die Kinderrechte auf Gesundheit, angemessene Lebensbedingungen, Bildung, Freizeit und Schutz vor Ausbeutung bleiben im Tabakanbau auf der Strecke. Wie arbeitende Kinder im Kakaossektor der Elfenbeinküste und im Tabaksektor von Malawi von einem Lieferkettengesetz profitieren würden, diskutierten wir im Januar in Berlin und im September bei einem Online Seminar mit Leonard Rupp von der Kampagne Make Chocolate Fair, der Expertin für Menschenrechte und Tabakkontrolle Laura Graen und Maja Volland vom Forum Fairer Handel.

Kinderrechte am Weltnichtrauchertag
Zum Weltnichtrauchertag am 31.5.2020 forderten wir gemeinsam mit unseren Partner*innen aus dem Netzwerk Kinderrechte und Tabakkontrolle: Kinderrechte umsetzen, Tabakkontrolle stärken! Zusammen mit Ute Mons vom Deutschen Krebsforschungszentrum und Nina Ohlmeier vom Deutschen Kinderhilfswerk diskutierten wir in einem weiteren Online-Seminar, wie die Tabakindustrie Kinderrechte verletzt.

Da Deutschland verpflichtet ist, regelmäßig an die UN zur Umsetzung der Kinderrechte zu berichten und das WHO-Tabakrahmenübereinkommen zu erfüllen, reichten wir einen Alternativbericht beim UN-Ausschuss für Kinderrechte ein. Daarin mahnen wir unverzüglich stärkere Maßnahmen der Tabakkontrolle an, damit die Rechte von Kindern wirksamer geschützt werden.

In einem spannenden Projekt zu Kinderrechten und Tabak haben wir Berliner Schüler*innen einer Sprachförderklasse begleitet. Sie äußerten ihre Perspektiven im Film Wir wollen, dass Tabak nicht mehr verkauft wird, den sie zusammen mit einem Brief an das UN-Kinderrechtskomitee geschickt haben.

Inzwischen haben wir mit internationalen Partner*innen drei Filme zu Kinderrechten produziert und lassen so Kinder aus dem Globalen Süden ihre Sicht auf Tabak zeigen.

Der Preis des Tabakanbaus – Kinder werden um ihre Bildung gebracht
(UBINIG und Unfairtobacco, Bangladesch)
Auswirkungen der Tabakproduktion auf Kinderrechte in Sambia
(TOFAZA und Unfairtobacco, Sambia)
Rauchende Jugendliche und das Recht auf Gesundheit in Indonesien
(Katarana Productions und Unfairtobacco, Indonesien)

Frauenrechte und Tabakkontrolle
Tabakanbau und die Vermarktung von Tabakprodukten verletzen außerdem Frauenrechte. Deshalb haben wir im Januar gemeinsam mit neun weiteren Organisationen eine Eingabe an das UN-Komitee zur Frauenrechtskonvention (CEDAW) geschickt. Mit Erfolg: Das Komitee hat unsere Anliegen in den Fragenkatalog an die Bundesregierung aufgenommen.

Zur Arbeit von Frauen im Tabakanbau haben wir einen weiteren Kurzfilm in Bangladesch produzieren lassen: Tabakanbau – die Machtlosigkeit der Frauen. Die Regie führte Farida Akhter von UBINIG, die wir im Oktober zu einem Online-Gespräch einladen konnten. Sie sprach mit Gisela Burckhardt von FEMNET über die ausbeuterischen Zustände im Textilsektor und im Tabakanbau in Bangladesch.

Deutschlands Politik und Tabakkontrolle
Ein (Teil-)Erfolg ist das neue Tabakwerbeverbot, das über Jahre durch die CDU/CSU blockiert worden war. Das neue Gesetz tritt ab 2021 mit zehn Jahren Verspätung endlich in Kraft. Leider ist das Gesetz sehr lückenhaft - Plakatwerbung bleibt noch bis zu drei Jahre lang sichtbar und Werbung am Verkaufsort sowie Sponsoring sind weiterhin erlaubt.

Ein Grund dafür ist der offensichtlich immer noch große Einfluss der Tabakindustrie auf politische Entscheidungen. Dies zeigt sich im neuen Index zur Einflussnahme der Tabakindustrie in Deutschland, den wir gemeinsam mit zehn Organisationen herausgegeben haben. Der Bericht wurde von Laura Graen, einer der beiden Gründerinnen von Unfairtobacco, verfasst.

Apropos Laura! Ganz besonders gefreut hat uns, dass Laura dieses Jahr den 1. Preis der Young Professional Awards der Association of European Cancer Leagues gewonnen hat. In Deutschland ist sie die erste, die Tabakkontrolle zu einem Menschenrechtsthema gemacht hat. Sie hat außerdem das deutsche Netzwerk Kinderrechte und Tabakkontrolle gegründet und geformt.

Ein ereignisreiches Jahr – trotz Coronakrise ist vieles gelungen. 2021 kann kommen. Dann wollen wir unserer Vision noch näher kommen: Eine tabakfreie Welt bis 2040.

Wir danken euch für euer Interesse und eure Unterstützung! 
Bleibt gesund!


Unterstützt uns für eine tabakfreie Welt!