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Sauberes Wasser für die Insel

A. Fuß
A. Fuß schrieb am 31.07.2018
Weniger Infektionen dank Brunnenbau, Behandlung und Aufklärung 
Seit 2016 engagiert sich das Missionsärztliche Institut in einem Pilotprojekt zur Bekämpfung der heimtückischen Wurmkrankheit Schistosomiasis (Bilharziose) auf der Insel Ijinga im Viktoriasee in Tansania. Ijinga hat eine Größe von etwa sieben mal drei Kilometern und liegt etwa 45 Kilometer nordöstlich von Würzburgs Partnerstadt Mwanza. Dort leben rund 2000 Menschen, die überwiegend von Fischfang, Landwirtschaft für den Eigenbedarf und Viehhaltung leben. Untersuchungen zu Beginn des Projekts vor zwei Jahren zeigten, dass erschreckend viele Bewohner an Schistosomiasis leiden. Betroffen sind Kleinkinder ebenso wie alte Menschen.

Dank Aufklärung, Behandlung mit Medikamenten und Brunnenbau ist die Infektionsrate mittlerweile von 97 auf drei Prozent zurückgegangen. Dass die Versorgung mit sauberem Trinkwasser eines der wichtigsten Anliegen ist, zeigte sich schon bei den ersten Gesprächen mit der Dorfbevölkerung zum Start des Projekts „Schisto-Control“. Um die Krankheit nachhaltig zu bekämpfen, muss die Wasser- und Sanitärversorgung unbedingt verbessert werden. Nur dann kann die Behandlung mit Medikamenten den Infektionskreislauf unterbrechen und die Schistosomiasis von der Insel verschwinden. Das Projekt kombiniert daher Gesundheitsaufklärung, Behandlung und Überwachung des Therapieerfolgs mit Maßnahmen zur Verbesserung der Wasser- und Sanitärversorgung.

Infektionsrate ging stark zurück

Bei den ersten Untersuchungen war festgestellt worden, dass 97 Prozent der Schulkinder infiziert sind. Dies verwundert eigentlich nicht, denn die Schistosomiasis wird durch den Kontakt mit Wasser übertragen, in dem die infektiösen Larvenstadien des Parasiten vorkommen. Der See ist aber die Lebensgrundlage der Menschen und war bis dahin auch die einzige Trinkwasserquelle für die Bevölkerung. So bedeutet jeder Wasserkontakt beim Wasserholen, Waschen, bei der Körperpflege oder beim Spielen der Kinder am Seeufer ein fast unvermeidbares Infektionsrisiko.

Der starke Rückgang der Infektionsrate kommt auch daher, dass sich zuletzt 92 Prozent der Inselbewohner behandeln ließen – dank intensiver Gespräche und regelmäßiger Besuche durch unser lokales Team. Anfang März fand die fünfte Behandlungsrunde mit dem Medikament Praziquantel statt. Eine anschließende Untersuchung wird zeigen, ob es gelungen ist, das hochgesteckte Ziel zu erreichen und die Schistosomiasis weitgehend von Ijinga zu verbannen. Die Ergebnisse sind auch wichtig, um die weitere Behandlungsstrategie festzulegen, damit der Therapieerfolg gesichert werden kann. Wir gehen derzeit davon aus, dass dann eine Behandlung ein- oder zweimal im Jahr ausreichen wird.

Hauptanliegen sauberes Trinkwasser

Dank großzügiger Spenden konnte auch eines der Hauptanliegen der Menschen auf Ijinga angegangen werden: die Verbesserung der Wasserversorgung durch Regenwassersammlung und Brunnenbau. Unser Ziel war, für jedes der fünf Dörfer auf Ijinga wenigstens einen Brunnen zu errichten. Durch Spenden des Rotaryclubs Würzburg und der Firma Merck konnten 2017 insgesamt bereits vier Brunnen auf Ijinga gebaut werden. Ein fünfter Brunnen wurde durch eine großzügige Einzelspende einer Privatperson möglich. Er konnte Anfang des Jahres in Auftrag gegeben werden. Bei einem Projektbesuch im Februar wurde er gerade mit der Installation der Handpumpe fertiggestellt und in Betrieb genommen. Wir konnten uns von der Funktion und der Wasserqualität überzeugen.

Der Brunnenbau ist in gewisser Weise auch eine technische Herausforderung, die einerseits durch die isolierte Lage der Insel und andererseits durch die Bodeneigenschaften bedingt ist. Die großen Granitfelsen, die der Stadt Mwanza den Namen „Rock City“ eingebracht haben, prägen landschaftlich die Region und auch die Insel Ijinga.

Ijinga ist nur durch kleine Fährboote vom Festland aus zu erreichen. Da es nicht möglich war, schweres, fahrzeuggebundenes Bohrgerät nach Ijinga zu bringen, wurden die Brunnen von Hand gegraben und mit vor Ort hergestellten Betonringen gesichert. Einströmendes Wasser wurde mit einer benzinbetriebenen Motorpumpe herausbefördert. Den Abschluss der Brunnenschächte mit einem Durchmesser von 130 Zentimetern bildet eine massive Betonplatte mit einer Handpumpe.

Auf Granit gestoßen

Nicht immer konnten die Brunnen an der ursprünglich gewünschten Stelle gebaut werden, da Granitfelsen im Untergrund ein unüberwindbares Hindernis für das Erreichen der wasserführenden Bodenschicht darstellten. Der erste in Ufernähe errichtete Brunnen für das Dorf Kashishi lieferte bereits bei einer Tiefe von vier Metern Wasser. Leider ist es sehr salzhaltig, was wir durch einen Geschmackstest und eine elektrochemische Bestimmung des Salzgehalts bestätigen konnten. Uns war das Wasser zum Trinken zu salzig, so dass wir verstehen können, dass er vor allem als Brauchwasser für Haushaltszwecke genutzt wird. Verständlich ist die Bitte der Dorfbewohner nach einem weiteren Brunnen an einer anderen Stelle. Sobald die Mittel dafür zur Verfügung stehen, wollen wir den Bau in Auftrag geben. Die anderen vier Brunnen liefern erfreulicherweise Wasser mit niedrigem Salzgehalt, das gut schmeckt. Eine detailliertere Wasseranalyse wird beim nächsten Projektbesuch stattfinden.

Die Schule der Insel erhielt 2017 aufgrund der großen Dachfläche eine Regenwasseranlage mit einer Kapazität von mittlerweile 20.000 Litern. Ihren Funktionstest hat sie bereits hinter sich. Nach der Regenzeit waren die Tanks randvoll. Dennoch reicht die Kapazität nicht aus, um den Wasserbedarf der Schule mit 600 Schülern für die gesamte Zeitspanne zwischen zwei Regenzeiten zu decken.  Daher wird aktuell versucht, in der Nähe der Schule einen Brunnen Nummer sechs zu bauen. Ob sich dies realisieren lässt, muss abgewartet werden. Die erste Grabung stieß bei einer Tiefe von acht Metern auf Felsen, ein zweiter Brunnenschacht an einer alternativen Stelle ist in Arbeit. Die Schule liegt auf einer Anhöhe circa 20 Meter über dem Seeniveau und wahrscheinlich findet sich Wasser erst in größerer Tiefe. Sollte ein Brunnen dort technisch nicht möglich sein, käme als Alternative eine solarbetriebene Pumpstation in Frage. Der technische und finanzielle Aufwand dafür ist jedoch bedeutend größer.

Die Arbeiten werden von einem lokalen tansanischen Unternehmen ausgeführt, das in der Region bereits zahlreiche Brunnen gebaut hat. Für jeden Brunnen wurde ein Team von drei Leuten des jeweiligen Dorfs in die Wartung und Instandhaltung der Pumpe eingewiesen. Die erforderlichen Werkzeuge und ein Satz an Verschleißteilen werden zentral in der Schule der Insel gelagert und bei Bedarf zur Verfügung gestellt.
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