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Jahresrückblick 2019 – Was uns bewegt

Ilka H.
Ilka H. schrieb am 31.01.2020

2019 war ein bewegendes Jahr für uns. Als afrobrasilianisches Kulturzentrum bewegen wir uns gedanklich nah an der brasilianischen Realität und so galt unsere Aufmerksamkeit in diesem Jahr auch den aktuellen Geschehnissen in Brasilien. Und natürlich ist auch in Bezug auf Capoeira viel passiert :)



Im Mai hatten wir Mestre Irineu Nogueira in der Casa zu Gast, der einen ganz besonderen Tanzworkshop gab. Dies kombinierten wir mit einem Musiktraining und natürlich auch brasilianischem Essen.
Im Juli gab es dann einen Capoeira Workshop mit Mestre Cachaça aus Brasilien.

In der Capoeira spielt der Respekt vor dem Vergangenen und den Ältesten eine zentrale Rolle. Wir können Capoeira heute nur praktizieren, weil vor uns Menschen für ihre Existenz gekämpft haben – nicht selten gegen Widerstände in der Gesellschaft und die herrschenden weißen Eliten. Und so sollten wir unsere kulturelle Arbeit auch diesen Menschen widmen.

Einer von ihnen ist Mestre Moa do Katendê.



Capoeira Meister, Percussionist und führende Figur im Afoxé. Am Tag der Wahlen in Brasilien wurde er ermordet, weil er in einer Bar erzählte, dass er gegen den aktuellen Präsidenten Jaír Bolsonaro gestimmt hatte.

Anfang August, ein Jahr nach seinem Tod haben wir uns der Casa do Axé zusammengefunden, um die Dokumentation über den nicht nur in Salvador da Bahia geschätzten Mestre und sein erschreckendes Lebensende anzusehen. Dazu gab es noch eine Roda de Capoeira im Gedenken an ihn.





Wer gerne etwas über Mestre Moa, die Stadt Salvador, Afoxé und Capoeira lernen möchte, kann sich hier die Dokumentation „Mestre Moa do Katendê – A primeira vítima“ (= „Das erste Opfer“) ansehen:
 


(englische Untertitel können eingestellt werden)

August. Auch hier in Deutschland ist in den Nachrichten zu sehen: der Amazonas brennt. Ausgelöst durch Brandrodung, Abholzung und Bodenspekulation, angefacht von der saisonalen Trockenheit und ungehindert von der brasilianischen Regierung, die wie so oft die Interessen der Agrarindustrie vertritt. Die Rauchwolken kamen bis ins hunderte Kilometer entfernt liegende São Paulo, wo sich nachmittags auf einmal der Himmel verdunkelte...
Am Sonntag, den 25.08. veranstalteten wir in Hamburg am Hafen eine Straßenroda in Solidarität mit dem Amazonas, als Mahnung, dieses wertvolle Stück Natur zu bewahren. Mit dabei waren auch einige sich mit Brasilien verbunden fühlende Personen von außerhalb der Capoeira-Welt, das hat uns besonders gefreut.





Im September veranstalten wir ein kleines Capoeira Event in der Casa do Axé. Eingeladen war Gugu Quilombola, der sich in der Roda schneller bewegt, als wir gucken können, und von dessen Beweglichkeit im Spiel wir alle etwas lernen können. Es war ein sehr schönes Wochenende, bei dem auch Capoeiristas unserer Gruppen aus Berlin, Leer und Gießen zu Besuch kamen.

Im Oktober gab eine unserer Capoeira Schülerinnen, die auch professionelle Tänzerin ist, einen Tanzworkshop in der Casa do Axé. Im Anschluss fand eine offene Roda statt.

Im November schließlich begannen sich unsere Aufgabenlisten zu verdichten – unser großes Capoeira Festival rückte näher. In diesem Jahr, zum ersten Mal unter dem Namen Nos Jardins de Aruanda, hatten wir die große Ehre, den Grande Mestre João Grande bei uns zu Gast zu haben.
Mestre João Grande ist der älteste lebende Capoeirista der Welt und hat viele der alten Mestres, über die wir heute nur noch Geschichten hören, noch selbst erlebt. Sein fortgeschrittenes Alter hält ihn nicht davon ab, immer noch durch die Welt zu reisen und Capoeira zu unterrichten. So erhielten wir jeden Tag die Möglichkeit, Bewegungen und Musik von ihm zu lernen.



Außerdem waren noch viele weitere Gäste bei uns, die unser Event bereichert haben. Es war sehr viel Arbeit, aber in diesem Jahr gab es besonders wenig Reibereien und viele Besucher*innen, die mitgedacht und ihre Hilfe angeboten haben. Es wurden so viele Kordeln wie noch nie an die Schüler*innen unserer Gruppe verliehen und zum Schluss gingen alle mit mehr nach Hause, als sie gekommen waren.





Im Dezember gab es dann noch eine Abschlussroda, bevor alle in die Ferien gingen.
Über das Jahr haben wir viele neue Schüler*innen in unserer Capoeira Gruppe gewonnen, sodass bei manchen Trainings schon richtig voll wird in der Casa do Axé. Das freut uns sehr und wir hoffen, dass wir diese Energie ins neue Jahr mitnehmen können. Beim Kindertraining ist uns das noch nicht so gut gelungen, das bleibt also eine Herausforderung für 2020.



Wir danken allen, die uns im letzten Jahr unterstützt haben!!

Kultur entsteht und bleibt nicht von allein, sie muss gepflegt werden. Das haben wir nur mit eurer Hilfe geschafft. 

Axé