Zum Hauptinhalt springenErklärung zur Barrierefreiheit anzeigen
Deutschlands größte Spendenplattform

Pakistan: Nach zwei Fluten kehrt der Alltag zurück - langsam

A. Kurek
A. Kurek schrieb am 16.12.2011

Anhaltender Monsunregen sorgt seit Anfang August – ein Jahr nach der verheerenden Monsunflut von 2010 – erneut für großflächige Überschwemmungen in Pakistan. Am schwersten betroffen ist die Provinz Sindh im Süden des Landes. Die Behörden sprechen von fast neun Mio. Betroffenen, 450 Toten, 640.000 Obdachlosen und 500.000 zerstörten Häusern.

In zwei der am schwersten betroffenen Distrikten (Thatta, Badin) ist das DRK seit 2010 aktiv. Hier leistet es akute Nothilfe und arbeitet gleichzeitig am Wiederaufbau.

Familie Ramzan aus dem Distrikt Thatta hatte im vergangenen Jahr durch die Flut fast alles verloren - das Haus, in dem die 12-köpfige Familie gewohnt hatte, wurde komplett zerstört. Bauwoll- und Reispflanzen waren verdorben, der Weizen für die nächste Ernte im Frühjahr 2011 konnte nicht ausgesät werden.

Mohammad Ramzan (60) ist dennoch froh, denn er konnte seine Frau und die 10 Kinder in Sicherheit bringen - das jüngste war damals erst ein Jahr alt. Die ersten Monate haben sie unter Planen und Zelten auf höher gelegenen Dämmen verbracht. Ihr Dorf Allahdino Setho stand vier Monate lang unter Wasser. Sobald das Dorf wieder zugänglich war, haben sie aus Ästen und Gras eine kleine provisorische Unterkunft gebaut. Ein Teil der Familie musste jedoch weiterhin im Zelt wohnen.

Traditionell werden die Häuser in Südpakistan sehr einfach gebaut. Das Grundgerüst besteht aus einem Holzrahmen, dessen Wände mit einem Flechtwerk aus dünnen Ästen ausgefacht und mit Lehm verputzt werden. Die leichten Dächer kollabieren schnell bei starkem Regen, der auch in diesem Jahr wieder in weiten Teilen der Provinz Sindh für Zerstörung und Hochwasser sorgte.

Das DRK verteilt in der Provinz Sindh Lebensmittel-Pakete, gibt Baumaterial und Werkzeuge aus, mit denen sich Familien wie die Ramzans Notunterkünfte bauen oder ihre eigenen Häuser reparieren können. Zudem wurde eine Anlage zur Aufbereitung von Trinkwasser aufgebaut, die sicher stellt, dass die Bewohner der Region mit dem verunreinigten Flusswasser keine Krankheitserreger aufnehmen. Auch mobile Gesundheitsteams sind unterwegs und versorgen die vielerorts gestrandeten Menschen. Das DRK erreicht mit diesen Hilfsmaßnahmen bis zu 169.000 Menschen.

Im August wurde zudem mit der Verteilung von Reissetzlingen und Dünger Starthilfe für die nächste Erntesaison geleistet. Momentan sind die Dorfbewohner mit der Reisernte beschäftigt. Mohammad Ramzan und seine Frau Bachaye besitzen ebenfalls einen Hektar Land, auf dem sie Reis, Weizen und Sonnenblumen anbauen. Um ihren Lebensunterhalt zu sichern, arbeiten sie und ihre älteren Kinder außerdem auf dem weitaus größeren Land eines Großgrundbesitzers. Einen kleinen Anteil der erwirtschafteten Ernte des Grundbesitzers dürfen sie behalten.

Familie Ramzan ist überglücklich und sehr dankbar, endlich wieder ein festes Dach über dem Kopf zu haben und auch wieder ihre Felder bewirtschaften zu können. Sie wissen, dass viele Menschen in Deutschland Geld gespendet haben, um ihnen zu helfen. Sie beten für ein langes Leben der großzügigen Spender, sagt Mohammad Ramzan.