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Pakistan: Von der Nothilfe zum Wiederaufbau

A. Kurek
A. Kurek schrieb am 09.02.2011

erzählt von unserer DRK-Länderreferentin Birgit Velte aus Pakistan:

Von der Monsunflut besonders betroffen war auch der Distrikt Dadu im Süden des Landes. Im September stand dieser beinahe komplett unter Wasser. Die dort lebenden Familien mussten vor den Wassermassen fliehen und dabei ihr Hab und Gut zurück lassen. Bei ihrer Rückkehr finden sie ein Bild der Zerstörung vor: Auf einigen Flächen steht noch heute das Wasser, von den Häusern sind nur noch Ruinen geblieben – oder gar nichts mehr. Das Deutsche Rote Kreuz unterstützt in Dadu 9.000 dieser Familien mit dem Nötigsten zum Überleben.

Die Straße, auf der wir fahren, war vor zwei Wochen noch nicht passierbar. Überall liegt Schotter an den Straßenrändern, mit denen der Straßenuntergrund neu befestigt wird. Der Wiederaufbau hat begonnen!

Einige Kilometer weiter verteilen drei Teams Hilfsgüter und Lebensmittel. Regelmäßig besuchen die Freiwilligen vom Pakistanischen Roten Halbmond die Dörfer und registrieren dabei auch die neu zurückgekommenen Familien. Diese erhalten eine Registrierkarte, mit der sie beim nächsten Verteilungspunkt ihre Hilfsgüter abholen können. Heute erhalten sie an einer Ausgabestelle Lebensmittel und an einer anderen Eimer, Wasserkanister, Decken und Familienpakete mit Hygieneartikeln.

Über 200 Menschen warten schon vor dem Verteilungsplatz. Auf vier der landestypischen, bunt verzierten Lastwagen sind die Hilfsgüter hergebracht worden. Die Verteilungsteams haken jeden, der eine Registrierkarte hat, auf den Namenslisten ab. Statt einer Unterschrift setzen die Menschen auf die Liste einen Fingerabdruck. Auf diese Weise haben sie schon zuvor Lebensmittel, Hygienepakete, Küchenmaterialien, Zeltplanen, Werkzeug sowie Decken, Matratzen und Moskitonetze erhalten.

Ein Familienmitglied holt die Hilfsgüter ab, am Ausgang der Verteilungsstelle warten Freunde oder Verwandte, um beim Tragen zu helfen. Shawaz und Ali sind sehr stolz, dass sie den Anteil für ihre Familie abholen durften. Nun sitzen sie auf ihren Kisten und warten, bis ihre Brüder und der Vater mit dem Handkarren zu ihnen durchkommen. Seit einigen Wochen sind sie wieder in ihrem Dorf. Zuvor waren sie in einem Flüchtlingscamp und sind danach mit ihrem Zelt Stück für Stück, dem sinkenden Wasser hinterher, zurück in ihr Dorf gezogen. Wieder zu Hause wohnen Shawaz und Ali mit ihrer Familie immer noch in einem Zelt. Von ihrem Haus ist nichts übrig geblieben.

Die Freiwilligen vom Roten Halbmond haben ihre Familie bereits besucht und ihnen beigebracht, wie man Trinkwasser aufbereitet. Ali führt uns vor, wie er sich die Hände richtig wäscht, um Ansteckungen mit Krankheitserregern zu verhindern.

Endlich ist der Vater mit dem Handkarren da. Schnell laden sie die Pakete auf und winken uns zum Abschied. Die Nachbarn versuchen derweil, alle Pakete auf ein Motorrad zu laden – ein abenteuerlicher Versuch. Einige Familien aus dem Nachbardorf haben besser geplant, mehrere Familien teilen sich einen Eselkarren.

Die Verteilung wird noch einige Zeit dauern. Am anderen Ende des Dorfes werden Reis, Zucker und Öl verteilt. Lebensmittel sind noch immer knapp, von den überfluteten und verschlammten Feldern ist kaum Ertrag zu erhoffen. Seit Monaten finden jeden Tag Verteilungen in den verschiedenen Dörfern statt. In zwei Wochen wird ein Team hier sein, um Wasserfilter auszugeben. Teamleiter Moris geht davon aus, dass noch bis März Hilfsgüter verteilt werden müssen.

Für uns heißt es am Ende des Tages: Nothilfe ist immer auch Verwaltung. Berichte müssen verfasst werden, Bestellungen getätigt, Transporte organisiert und Rechnungen bezahlt. Ab jetzt geht es neben der Nothilfe auch um Wiederaufbau, und das bedeutet weitere Planung und Koordination. Wir wollen die Wasserversorgung langfristig wiederherstellen und die vielen obdachlosen Familien beim Wiederaufbau ihrer Häuser unterstützen.