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"Dem open.med-Arzt verdanke ich mein Leben"

(Gelöschtes Mitglied)
(Gelöschtes Mitglied) schrieb am 03.02.2014

open.med ist eine Praxis von Ärzte der Welt in München. Hier können sich Menschen ohne ausreichenden Versicherungsschutz medizinisch beraten und behandeln lassen – kostenlos und auf Wunsch auch anonym. Eine der Patientinnen ist Charlotte S. Mit ihr sprachen wir über schwierige Lebensumstände und die Unterstützung durch open.med.

Wie sind Sie auf open.med aufmerksam geworden?
Ich habe über das Fernsehen davon erfahren und war ganz überrascht, dass es noch andere Menschen gibt, die keine Krankenversicherung haben. Und dass es sogar eine Stelle gibt, wo jemand wie ich hingehen kann. Ich war dann etwa im Mai 2013 zum ersten Mal bei open.med. Dort hat man mich gleich gut aufgenommen, und seit langem hat mir mal wieder jemand richtig zugehört. Es ist einem ja so peinlich, keine Krankenversicherung zu haben. Seit 2009 bin ich schon nicht mehr bei einem Arzt gewesen.

Wie kam es, dass Sie nicht mehr versichert waren?
Früher war ich mal Maklerin, zuletzt habe ich in einem Reisebüro gearbeitet. Plötzlich ging das Büro pleite, und ich bin in ein Riesen-Loch gefallen. Ich bin wie gelähmt gewesen, hatte eine schwere Depression. Fast zwei Jahre habe ich mich kaum mehr aus meiner Kellerwohnung gewagt und alle um mich herum vergrault. Ein paar wenige Ersparnisse hatte ich noch, das reichte gerade für Essen und die Miete. Am größten war die Angst, die Wohnung zu verlieren. Rechnungen habe ich nicht bezahlt, weil ich einfach keine Post mehr geöffnet habe. Ich habe nur noch irgendwie überlebt. Als ich dann von open.med hörte, habe ich gedacht: Da wage ich es mal hinzugehen. Und das war gut so.

Wie konnte open.med Sie unterstützen?
Zunächst einmal untersuchte der Arzt mich, weil ich mich immer so furchtbar schlapp fühlte. Er schickte mich dann zur Blutabnahme in ein Labor, und es stellte sich heraus, dass ich viel zu wenige rote Blutkörperchen hatte. Parallel dazu wurde ich wegen meiner Krankenkasse beraten, und die open.med-Mitarbeiterinnen ermutigten mich, einen Antrag auf Hartz IV zu stellen. Eigentlich will ich ja gar kein Geld vom Staat, aber ich wusste wirklich nicht weiter. Mit Hilfe einer anderen Beratungsstelle bin ich jetzt Hartz-IV-Empfängerin, aber mit meiner Krankenkasse ist das immer noch nicht geklärt. Ich habe ruhende Leistungen. Das bedeutet, dass ich nur im Notfall Anspruch auf medizinische Versorgung habe.

Wie ging es weiter nach der Blutuntersuchung?
Beim nächsten Termin bei open.med stellte der Arzt einen weiteren Rückgang der roten Blutkörperchen fest. Er schickte mich sofort ins Krankenhaus, da es bereits lebensbedrohlich war, wie er sagte. Man vermutet, dass ich eine Auto-Immunkrankheit habe. Im Krankenhaus wollte man mich erst nicht aufnehmen. Sie wollten 200 Euro Pfand von mir, die ich aber nicht hatte. Der open.med-Arzt hat dann im Krankenhaus angerufen, und ich bekam ein Bett. Man untersuchte mich gründlich, gab mir Kortison und andere Medikamente. Nach zwei Wochen wurde ich mit guten Blutwerten wieder entlassen. Das muss jetzt aber genau beobachtet werden. Ohne den Arzt von open.med und seinem Beharren auf weiteren Untersuchungen wäre ich heute tot, da bin ich mir sicher! Wenn man allein in seinem Kämmerlein sitzt, dann spielt man allen etwas vor, dann hält man einen Schein aufrecht. Bei open.med musste ich das nicht mehr. Es hat mir auch von der Psyche her sehr geholfen. Hier bin ich aufgefangen worden.

Wie ist aktuell Ihre Situation mit der Krankenkasse?
Ich habe den Antrag gestellt, um wieder aufgenommen zu werden. Es gibt ja jetzt ein Gesetz, dass die Krankenkassen die Menschen, die rausgefallen sind, wieder aufnehmen müssen. Bisher habe ich aber noch nichts gehört, warte erst einmal ab. Falls nichts passiert, haben die open.med-Mitarbeiterinnen versprochen, mich bei dem weiteren Vorgehen zu unterstützen. Ich wäre sehr glücklich, wenn ich wieder normal versichert sein könnte.


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