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#WorldElephantDay: Konfliktsituationen, Tourismus, Zirkus... – Ist der Asiatische Elefant noch zu retten?

Maren Dallmann
Maren Dallmann schrieb am 18.08.2018
17. August 2018


Ob durch die Zirkus- und Tourismusbranche oder die Zerstückelung und Vernichtung von Lebensraum: Diese einfühlsamen Tiere sind ständiger Bedrohung ausgesetzt. So können Sie helfen.

Genau das, was Elefanten so besonders macht, bringt sie in diesem Moment an den Rand der Ausrottung.

Voller Bewunderung für das sanfte Wesen und die majestätische Statur der grauen Riesen, ist es heute Wunsch vieler Menschen, sie zu sehen, zu berühren und zu reiten.

Die unmittelbare Folge dieser „Nachfrage“: Viele Tausende Asiatischer Elefanten werden in der Zirkus- und Tourismusindustrie eingesetzt. Durch Schmerz und Einschüchterung gefügig gemacht, werden sie gezwungen, unnatürliche Kunststückchen vorzuführen und für ein kurzes Vergnügen als Reittier herzuhalten. Noch viel mehr von ihnen vegetieren in Zoos und Parks vor sich hin, die oft nicht einmal die Mittel haben, ihre Tiere vernünftig zu versorgen.

So verbringen diese Geschöpfe den größten Teil ihrer Zeit an den Füßen angekettet und in sozialer Isolation. Den fraglichen Einrichtungen ist es schlicht nicht möglich, ihren Elefanten Bedingungen bereitzustellen, wie diese Tiere sie brauchen, um ihr natürliches Verhalten auszuleben. Ihre körperlichen, sozialen und auch psychischen Bedürfnisse können in keiner Weise erfüllt werden.

In Ländern wie Vietnam leben nur noch ein paar wenige Elefanten in der Wildnis – doch selbst hier sind diese für den Erhalt der Population so wertvollen Tiere stärker als je zuvor in ihrer Existenz bedroht.

Die Flächen, die diese sanften Riesen brauchen, um auf ihren Wanderungen frei umherziehen zu können, verschwinden zusehends. Mit der fortschreitenden Entwicklung eines Landes nimmt auch seine Bevölkerungszahl zu – während der Lebensraum von Tier und Natur immer stärker beschnitten wird und verloren geht.

Zwangsläufig kommt es daher immer öfter zu Konflikten zwischen wilden Elefanten und Farmern, denn eine Herde, die über Felder oder Anpflanzungen trampelt, kann ganze Existenzen vernichten.[UL1] 

Man geht davon aus, dass heute nur noch weniger als 100 wilde Elefanten in Vietnam leben – eine Zahl, die bei Experten als unzureichend für die Sicherung des Überlebens der Art gilt. Innerhalb nur einer Generation könnte Gefangenschaft ihr einziger Lebensraum sein.

Gefangenschaft: eine trostlose Aussicht

Bereits heute leben in Vietnam fast ebenso viele Elefanten in Gefangenschaft wie in Freiheit. Mindestens 80 Asiatische Elefanten werden durch die Tourismus- und Entertainmentindustrie des Landes ausgebeutet – als Reit-, Zirkus- oder Zoo-Attraktion.

Das Wohl dieser bedauernswerten Dickhäuter ist schon lange (bestenfalls) zweitrangig.

Für die drei Elefanten im Zoo von Hanoi bedeutete der Mangel an Ressourcen und grundlegenden Pflegekenntnissen permanente Ankettung – trotz ihrer Unterbringung in einem vergleichsweise großen Gehege.

Dank der Zusammenarbeit zwischen Animals Asia und dem Zoo konnten die Haltungsbedingungen entscheidend verbessert werden: 2015 hat man sichere Zaunanlagen installiert, so dass die Elefanten endlich Gelegenheit bekamen, sich frei zu bewegen.

In privaten, gewinnorientierten Einrichtungen jedoch ist es für NGOs oft schwierig, genügend Einfluss auszuüben, um die Dinge zu verändern. Der Untersuchungsbericht von Animals Asia zur Zirkusbranche von Vietnam hat aufgezeigt, dass 19 % der Zirkusunternehmen Asiatische Elefanten einsetzen.

Dominiert und unter Kontrolle gehalten werden Elefanten mithilfe sogenannter „Bullenhaken“ – langen Stäben mit spitzem Metallhaken – und mit Seilen, die man ihnen brutal durch die Ohren zieht. Sie werden gezwungen, bedeutungslose, unnatürliche und erniedrigende Tricks darzubieten, müssen in den „Handstand“ gehen oder Menschen auf ihrem Rüssel tragen.

Nach vietnamesischem Recht ist die kommerzielle Ausbeutung von Elefanten illegal. Das scheint Zirkusbetreiber jedoch nicht daran zu hindern, aus dem Leid dieser bemerkenswerten Tiere Profit zu ziehen.

Animals Asia kämpft für ein Ende der Ausbeutung von Elefanten und anderen Wildtieren im Zirkusgewerbe von Vietnam.

Wir decken die grausamen und mutmaßlich illegalen Seiten der Branche auf und berichten darüber. Unsere Petition, die bereits mehr als 60,000 Menschen unterschrieben haben, werden wir vor das Ministerium für Kultur, Sport und Tourismus bringen, um ein vollständiges Verbot von Wildtieren im Zirkus zu fordern.

Auch bei internationalen Gremien wie dem Weltverband der Zoos und Aquarien, der für das Gebaren seiner Mitglieder verantwortlich ist, melden wir unsere Bedenken und Einwände an.

Und wir werden fortfahren, die kommerzielle Ausbeutung von Elefanten in Vietnam zu enthüllen, anzuprangern und bei den Verantwortlichen zu thematisieren – solange, bis sie ein Ende hat.

Urlaub inmitten von Leid und Elend

Wie in vielen anderen Ländern Südostasiens auch, ist der Missbrauch von Elefanten durch die Tourismusindustrie in Vietnam an der Tagesordnung.

Die Tiere verbringen einen Großteil ihres Lebens angekettet und „in Wartestellung“ – jederzeit auf Abruf für den nächsten Ritt von Touristen aus aller Welt. Doch damit ein Elefant dieses entwürdigende Spektakel überhaupt über sich ergehen lässt, muss – hinter den Kulissen – erst einmal sein Wille gebrochen werden. In aller Regel wird das Tier hierfür in einen fast körperengen Bambuskäfig gepfercht und dann solange mit Schlägen und den scharfen Spitzen des Bullenhakens malträtiert, bis es aus Furcht vor dem Schmerz auf dessen bloßen Anblick reagiert.

Der weit überwiegenden Mehrheit der Touristen ist dabei gar nicht bewusst, dass sie den kurzen Spaß, den sie „einmal im Leben“ mitgemacht haben wollen, mit dem lebenslangen Leiden des Tieres erkaufen.

Wir sind der Meinung, es geht auch anders! Im Jahr 2018 haben wir daher  ein neues Tourismusmodell auf Weg gebracht, bei dem alle gewinnen – Touristen, Elefanten und ihre Besitzer.

Dank finanzieller Unterstützung durch den  Olsen Animal Trust konnte Animals Asia alle in Gefangenschaft lebenden Elefanten des Yok Don Nationalparks in Vietnam für fünf Jahre „mieten“. Ab sofort wird dort kein Elefantenreiten mehr angeboten. Stattdessen können Touristen diese ehrfurchtgebietenden Tiere einfach aus sicherem Abstand beobachten. So haben sie die einzigartige Chance, das natürliche Verhalten dieser höchst sozialen Tiere zu erleben und den Anblick einer der faszinierendsten Spezies der Welt unmittelbar auf sich wirken zu lassen.

Wir sind überzeugt, dass dieses Tourismusmodell erfolgreich sein kann. So erfolgreich, dass die Mahouts – die Elefantenbesitzer – nach den fünf Jahren auf diese Weise mehr Geld verdienen als durch das Elefantenreiten. Und wenn sich das erst einmal herumspricht, könnte dieses Modell landesweit Schule machen – und letztlich vielleicht sogar in ganz Südostasien.

Eine Chance für wilde Elefanten

Mit weniger als 100 wild lebenden Elefanten, die gerade noch ein paar vereinzelte Gemeinschaften bilden, bleibt kaum mehr Zeit, die letzten wilden Elefanten Vietnams zu retten. Es zählt jeder Tag und jedes einzelne Tier.

Die gute Nachricht: Die Landesregierung ist entschlossen, es wenigstens zu versuchen – vielleicht auch aufgerüttelt durch den Verlust des letzten wild lebenden Nashorns im Jahr 2010.

In Reaktion auf den bedrohlichen Rückgang der Population hat man in der Zentralprovinz Dak Lak das Elephant Conservation Centre (ECC) eingerichtet.

Noch steckt dieses Projekt in den Kinderschuhen, doch  Animals Asia unterstützt es schon heute durch Beratung in puncto Tierwohl und -management, damit die Elefanten der Einrichtung ein größtmögliches Maß an Freiheit genießen können – einschließlich sozialer Interaktion mit Artgenossen und der Möglichkeit, ihre natürlichen Verhaltensweisen auszuleben.

Man hofft, dass das ECC noch rechtzeitig in der Lage sein wird, Elefanten in natürlichen Familienverbänden und mit nur minimalstem Zutun des Menschen zu züchten, um sie schließlich als Herden wieder auszuwildern.

Die Einrichtung, die künftig der Arterhaltung im Land dienen soll, befindet sich derzeit noch im Aufbau. Aktuell fungiert sie aber bereits als Auffangstation für zwei Jungtiere, die aus der Wildnis gerettet wurden.

Das Elefantenkalb Gold musste aus einem Brunnen befreit werden, der etwas ältere Jun aus der Schlingfalle eines Wilderers. Als man Jun fand, hatte er bereits lebensbedrohende Wunden and Rüssel und Beinen erlitten.

Zunächst betreute Animals Asia Versuche, Gold in eine wilde Herde vor Ort zu integrieren. Und bei der Behandlung von Jun haben wir medizinische Unterstützung geleistet.

Leider jedoch wurde Gold von der Wildherde nicht akzeptiert und die Verletzungen von Jun erwiesen sich als so gravierend, dass sein Überleben in Freiheit unwahrscheinlich wurde.

So werden jetzt wohl beide Tiere ihr gesamtes Leben im Schutz des ECC verbringen. Animals Asia wird ihre Pflege indes auch weiterhin beaufsichtigen – um zu gewährleisten, dass ihr Wohlbefinden und die Erfüllung ihrer natürlichen Bedürfnisse an erster Stelle stehen.

Jeder Elefant verdient ein Leben in Würde – sei es in einem Rettungszentrum, einem Zirkus, einem Zoo oder als Touristenattraktion. Wo immer Elefanten in Gefangenschaft leben, werden wir uns dafür einsetzen, dass ihnen die Haltung und Pflege zuteil wird, die ihr physisches und psychisches Wohl sicherstellt. Wo immer wir Grausamkeiten ein Ende setzen können – wie in der Zirkus- und der Tourismusindustrie – werden wir unermüdlich für dieses Ziel kämpfen.

Wenn Tierfreunde in aller Welt für den Schutz der Tiere zusammenstehen, können wir die Welt verändern. Jeder und jede Einzelne kann dabei Entscheidendes bewirken.

Mit Ihrer Hilfe durch eine monatliche Spende sind Sie Teil unserer weltweiten Gemeinschaft engagierter Menschen, die entschlossen für den Schutz und die Rettung ausgebeuteter und bedrohter Elefanten eintreten.

Wer rettet die Elefanten von Vietnam? Vielleicht sind es Sie.

Übersetzung aus dem Englischen ins Deutsche von Ulrike MacKay (Frewillige Mitarbeiterin)

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