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Start Somewhere News 04/2020

O. von Malm
O. von Malm schrieb am 02.05.2020

Liebe Freunde und Förderer von Start Somewhere.

Im Folgenden wollen wir Euch über unsere Projektfortschritte auf dem Laufenden halten:

Zum Jahreswechsel wurde unser Betonhohlblockstein offiziell vom Kenyan Bureau of Standards (KEBS) zertifiziert.
Das ist in etwa vergleichbar wie der TÜV bei uns und natürlich ein wichtiger Meilenstein. Anfang Januar wurde der zweite Teil unseres ersten richtigen Bauauftrages umgesetzt. Auftraggeber war KDI (Konkouey Design Initiative) - eine NGO aus Architekten und Bauingenieuren – die gemeinsam mit Anwohnern benachteiligter Räume Projekte im öffentlichen Raum plant und umsetzt, wie z.B. Gemeinschafts-Einrichtungen, Wasser- und Sanitäranlagen, grüne Infrastruktur und Freiflächen zur Erholung und Bewegung. Bereits im Dezember wurden Teile der sanitären Anlagen für das VUMA Projekt – ein neues Gemeindezentrum in Kibera - erfolgreich mit unseren Steinen errichtet. Unser Architekt Oliver hat auch hier die Baupläne für das VUMA TANK Wall Project erstellt. Die Wände für den 20.000 Liter umfassenden Trinkwasser Tank für das neue Gemeindezentrum wurde von unserem SSW-Team vor Ort und dem KDI-Team aus unseren in der Manufaktur hergestellten Steinen gebaut. Das Feedback zu unserem Team und unserem Bausystem war sehr positiv. Der Know-How Transfer durch unser „construction training“ vor Ort im November war offensichtlich erfolgreich:



Anfang Februar konnten wir weitere 52 Schalungen verschicken, so dass in der Manufaktur vor Ort nun täglich 57 Steine produziert werden können. Außerdem konnten wir einen weiteren Produktionsmitarbeiter einstellen.



Die Planungen für das Schulgebäude sind in der Zwischenzeit weitergegangen. Die Baupläne wurden in von unseren Statikern geprüft sowie final vor Ort von den entsprechenden behördlichen Stellen genehmigt. Hier ein Auszug aus den finalen Plänen und einige Visualisierungen für das neue zweistöckige Schulgebäude für das Oloo´s Children Centre (für 400 Schüler):




Für den Baustart im April war geplant, dass Oliver für einen Monat nach Nairobi fliegt, um den Bau vor Ort zu überwachen. Zeitgleich verschärfte sich die Corona-Krise und es war klar, dass die Reise nicht stattfinden kann. Nun war völlig unklar, ob wir den geplanten Baubeginn überhaupt einhalten können. Auch in Kenia kam es zum Lock down, die Schulen wurden geschlossen und Ausgangsbeschränkungen beschlossen.
Unser Team vor Ort durfte glücklicherweise weiterhin in der Manufaktur arbeiten, so dass die Steinproduktion für das Schulgebäude fortgesetzt werden konnte. Und zum ersten Mal hat das Team in Eigenregie auch bunte Steine hergestellt.



Außerdem war nun Zeit, vor unserer Manufaktur endlich ein Büro zu bauen. Zum einen ein dringend benötigter Raum, da es in der Manufaktur extrem laut und staubig ist, zum anderen konnte man hier im Kleinen - sozusagen als Testlauf für das Schulgebäude - noch die wichtigsten Techniken üben, wie z.B. Herstellung eines größeren Fundaments, Ringbalken, Stürze, Einbau von Tür und Fenstern, Bau der Zwischendecke.



Dies konnte alles sehr gut umgesetzt werden und gleichzeitig wurden auch die von den Mitarbeitern erstmalig hergestellten bunten Steinen erfolgreich verbaut:



Nachdem die Schulen in Kibera geschlossen sind, wurden wir seitens der Schulleitung als auch des Ministry of Education gebeten, mit dem Bau der Schule zu beginnen. Also beschlossen wir, mit dem Schulbau zu starten, obwohl Oliver nicht selber vor Ort sein kann. Die alte Schule musste erst einmal abgerissen und das Gelände für den Bau vorbereitet werden:  Kanäle für das Fundament wurden gegraben werden, die „Steel Fixer“ sind mit dem Stahl für Säulen und Ringanker beschäftigt, etc..



Wir haben in der Zwischenzeit in eine GoPro-Kamera investiert, über die Oliver die Baustelle per Fotos und Videos und der entsprechenden Software von München aus „fernüberwachen“ kann. Eine gute Alternative. Derzeit macht sich unser Projektleiter mit der Technik vertraut:



Die aktuelle Situation aufgrund der Corona-Krise ist vor allem in den dicht besiedelten Slums wie Kibera eine große Herausforderung. Problematisch ist unter anderem, dass aufgrund des Lockdowns viele der Slumbewohner, insbesondere die Tagelöhner nicht mehr arbeiten können. Sie haben weniger oder gar kein Einkommen mehr, was bei zugleich sich verdreifachten Lebensmittel-Preisen, sehr dramatisch ist. Armut und Hunger werden die schlimmsten Folgen dieser Corona-Krise in Afrika sein, unter der v.a. die Kinder leiden werden. Die Mehrheit der Kinder in Kibera ist von den Mahlzeiten abhängig, die sie in der Schule erhalten. Durch die Schließung der Schulen in Kenia haben Tausende von Kindern in Kibera (vor allem Waisenkinder) keine garantierte tägliche Mahlzeit mehr. Deshalb haben wir mit unserer Partner-NGO Global One, deren Schulen wir schon lange Jahre über Spendengeldern unterstützen, beschlossen, dass wir auch während des Lockdowns wenigstens eine der zwei täglichen Mahlzeiten den 700 Schülern zur Verfügung stellen müssen. Da auch in Kenia Abstandsregelungen gelten, ist die Logistik der Essensverteilung nicht ganz einfach, es wird an zwei unterschiedlichen Orten in den Schulen gekocht und die Kinder bringen Gefäße mit und bekommen die Mahlzeit sozusagen ToGo. Zudem haben die Kinder die Möglichkeit vor dem Essen an Wassertanks ihre Hände mit Seife zu waschen.



Diese Vorgehensweise hat sich gut eingespielt, problematisch ist nur, dass auch nicht schulinterne Kinder zur Essensausgabe kommen, die man einfach nicht wegschicken kann und dass sich zudem die Lebensmittelkosten verdreifacht haben. Dennoch möchten und müssen wir die Kosten für die Lebensmittel und die Schulspeisung weiterhin übernehmen, um die Kinder zu versorgen. Hierfür benötigen wir dringend weitere Spenden, um dies finanzieren zu können!

Auch aus dieser Perspektive ist es natürlich wichtig und sinnvoll, dass der Schulbau trotz der Corona-Krise starten konnte, denn somit können wir einige Handwerker und Hilfsarbeiter aus dem Slum auf der Baustelle beschäftigen und ihnen ein angemessenes Gehalt zahlen, so dass sie ihre Familien weiterhin versorgen können. 

Wir sind aber auch grundsätzlich froh darüber, dass wir den Ablaufplan unseres Schulbauprojektes voraussichtlich wie geplant einhalten können. Nun wird in einer ersten Bauphase das komplette Erdgeschoß des Oloo´s Children Centre errichtet. In der zweiten Bauphase im August folgt dann der erste Stock. Die Kosten für den Schulbau, die wir zu Anfang des zweijährigen Förder-Projektes veranschlagt haben, werden die Fördersumme jedoch um ca. 25.000 EUR übersteigen. Ein solch neuartiges Entwicklungs-Projekt in einem Slum im Voraus zu planen, ist nicht einfach, da nicht alle Kosten und Unwägbarkeiten vorher abzusehen sind. Die weiteren – nicht über der Förderung der DEG – abgedeckten Kosten müssen wir selbst tragen und sind auch hier auf Spendengelder angewiesen, um das Schulbauprojekt komplett abschließen zu können.  Deshalb sind wir auch weiterhin für jede Unterstützung dankbar. 

Herzliche Grüße, Oliver, Kristina und Silvia und das gesamte Start Somewhere Team

Spendenmöglichkeit per Überweisung auf unserer Webseite:
https://www.startsomewhere.eu/donate/