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Das Ziel ist der Umweg

Carola B.
Carola B. schrieb am 04.11.2013

von Julia Gedeon 

„Viele sind hartnäckig in Bezug auf den einmal eingeschlagenen Weg, wenige in Bezug auf das Ziel.‘‘  Friedrich Nietzsche

Wie so viele hat es mich in die große und aufregende Stadt Berlin verschlagen. Der Durst nach Erfahrungen wollte gestillt werden. Die letzten vier Monate habe ich deshalb als Praktikantin bei den Boxgirls in Berlin verbracht.

Lange habe ich überlegt, ob ein Praktikum nach meinem Bachelorabschluss denn das Richtige sei. Als PsychologiestudentIn wird einem häufig vermittelt, dass aufgrund der hohen Konkurrenz das Studium möglichst schnell mit einem Master abgeschlossen werden sollte. Auf der Zielgeraden solle man bleiben.

Ich habe mich gegen diesen Weg entschieden.

In unserem heutigen Studiensystem geht die Praxiserfahrung leider manchmal komplett verloren, es wird aber trotz allem erwartet, als Berufseinsteiger die besten Qualifikationen mitzubringen. Der Weg ist also das Ziel. Ist es nicht eher der Umweg, der die Lebenserfahrung mit sich bringt und zum eigentlichen Ziel führt?

Mein spezielles Interesse liegt im Bereich der Persönlichkeitsförderung durch Sport. Die ganzheitliche Sicht auf den Körper und das Verständnis der sich gegenseitig beeinflussenden Faktoren von Bewegung und Gesundheit können das psychische und körperliche Wohlbefinden ungemein fördern. Meiner Ansicht nach ist dieses Verständnis in unserer heutigen Zeit von sehr großer Bedeutung. Aus diesem Grund habe ich mich für dieses Praktikum entschieden und kann jetzt sagen, dass es eine sehr gute Entscheidung war. Die Arbeit der Boxgirls beschäftigt sich genau mit diesen Themenschwerpunkten. Der motivierende und stärkende Charakter des Sports wird zur Umsetzung vielerlei Projekte genutzt.

Ein Praktikum bei den Boxgirls bietet von allem etwas. In meiner Zeit hier habe ich einen umfassenden Einblick in die alltägliche Arbeit und Strukturen einer Nonprofit-Organisation bekommen und dabei sehr viel über notwendige Verwaltungsaufgaben und den Umgang mit Menschen gelernt. Von rein administrativen Aufgaben über das eigenständige Verfassen von Förderanträgen bis hin zur praktischen Arbeit in den verschiedenen Projekten selbst war alles dabei.

Zum Beispiel das Demokratie- und Toleranzprojekt RespAct: An Neuköllner und Kreuzberger Grundschulen umfasst es eine enge Zusammenarbeit mit Kindern und LehrerInnen. Der Einsatz von medien- und sportpädagogischen Methoden soll den Klassenzusammenhalt stärken und den Kindern zeigen, dass sie in ihrem Lebensumfeld gemeinsam, aber durchaus auch als Einzelpersonen in der Lage sind, Veränderungen sowie Verbesserungen zu bewirken. Die besten Veränderungsvorschläge aus den verschiedenen Projektwochen werden gesammelt und auf einem abschließenden Kiezgipfel EntscheidungsträgerInnen des entsprechenden Bezirks präsentiert. Gemeinsam gestalten die TeilnehmerInnen Aktionsideen und setzen diese um. Sowohl die Arbeit drei Tage lang mit den SchülerInnen in den Projektwochen als auch die direkte Erfahrung der Planung und Umsetzung des Kiezgipfels in Kreuzberg waren für mich interessante Erfahrungen.

Weiter konnte ich an einer neuen BoxAG in einer Neuköllner Grundschule mitwirken. Diese ist darauf ausgerichtet, ViertklässlerInnen die Bedeutung von Bewegung zu vermitteln. Das verbesserte Körpergefühl soll zur Stärkung der Persönlichkeit und des Selbstvertrauens beitragen und gleichzeitig den gegenseitigen Respekt fördern.

Gerade die Arbeit in einem solch kleinen Team bringt viele Vorteile mit sich. Von Anfang an wurde ich als Teammitglied wahrgenommen und aktiv in Entscheidungsprozesse und Projekte eingebunden. Alles in allem hatte ich eine ausgesprochen gute Zeit mit meinen Kolleginnen und bin sehr froh, diese bunte Mischung an Charakteren kennenlernen und so gute Erfahrungen sammeln zu dürfen.

 

Wir brauchen auch weiterhin Eure Unterstützung, z.B. bei der Durchführung von Projektwochen: