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Unser Jahresbericht 2015

T. Lenn
T. Lenn schrieb am 30.01.2016

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Noch am 31.12.2015 wurde mir ein Eichhörnchen gebracht. Rettungsfahrer aus Brandenburg hatten das angefahrene Tier auf der Straße gefunden. Eigentlich gaben sie ihm keine Chancen mehr, aber es dort liegenlassen wollten sie auch nicht. Und so brachten sie es zu uns in die Auffangstation. Wie so oft, mag man gar nicht glauben, dass ein so kleines Tier einen Zusammenstoß mit dem Auto überhaupt überleben kann. Bei Mr. Silvester, einem prächtigen älteren Männchen, war „nur“ der Kopf verletzt, der übrige Körper völlig unversehrt – unglaublich. Er war wirklich arm dran mit seinem Schädel-Hirn-Trauma, kämpfte aber um sein Überleben –wie so viele der Hörnchen, die zu uns kommen. 

Das ist das, in dem wir sie unbedingt unterstützen wollen, ihnen dabei helfen in ihrem Bestreben es zu schaffen und wieder ins Leben und in die Natur zurückzukehren. Das kann, wie bei manchen schwerverletzten Unfallopfern auch mal ein Jahr dauern, oft geht es aber viel schneller. Mr. Silvester z.B. hat bereits am 3. Tag nach seinem Unfall begonnen, am hingehaltenen Apfel zu knabbern und die Spritze mit seinen Händen zu halten. Unser ganz persönliches Neujahrwunder.

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Wie man sieht, lohnt es sich, nach den angefahrenen Tieren auf der Straße zu sehen, man könnte zum Mit-Lebensretter werden.

Die Stadt ist gefährlich für Hörnchen, in diesem Jahr hatten wir öfter Anrufe, dass sich Eichhörnchen auf ihrer Suche nach Futter oder Nistmöglichkeiten in Katzennetzen auf Balkonen verhedderten. Hier lohnt sich natürlich der schnelle Einsatz ebenfalls. Wir konnten so einige Hörnchen befreien und sie draußen wieder laufen lassen.

Trotzdem hat uns das Jahr 2015 den größten Kummer gebracht seit Bestehen des Vereins. Wie bekannt, grassiert unter unseren Wildtieren ab und an eine Krankheit, die den Bestand sehr minimiert. Und in dem Jahr traf es die heimische Hörnchenpopulation und uns und andere Hörnchenstationen völlig unvorbereitet. Für fast drei Monate herrschte bei uns der absolute Ausnahmezustand, von morgens bis in die Nächte hinein versuchten wir die erkrankten Tiere zu retten, errichteten Quarantänezimmer und –käfige, verbrauchten Unmengen von Medikamenten, Papiertüchern, Krankenunterlagen und Wäsche. Die – alte treue – Waschmaschine wusch zwei Monate ungelogen ununterbrochen! Kein Wunder, dass sie dann gegen Ende des Jahres einfach aufgeben musste.

Aber all unser – über alle Grenzen gehender – Aufwand und die Unterstützung lieber Wegbegleiter haben sich letztendlich gelohnt, wir haben viele Tiere gehen lassen müssen, aber wir haben mehr retten können. Diese Tiere, die überlebten, haben lange gebraucht um sich zu regenerieren und viel Aufbaunahrung benötigt, aber nach einigen Monaten (!) sahen sie wieder „vorzeigbar“ aus und können nun im Frühjahr fit und fröhlich in die Natur gehen.

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In diesem Zusammenhang sagen die Hörnchen und wir ein ganz herzliches Dankeschön an die lieben Menschen der Tierrettung Potsdam, die uns schnell und auch mal nachts halfen, den Schaden irgendwie in Grenzen zu halten, Steffen und die anderen, die vorbeischauten: Ihr seid Klasse. Pro Tag nicht mehr zählbare Infusionen und Spritzen geben – ohne unsere Tierärztin Frau Dr. Riedmiller aus Teltow nicht denkbar! Und es gab noch so einige, die ständig Nachschub an Material und Medikamenten bei Praxen, Apotheken etc. holten und zu uns brachten, mitputzten, Wäsche erledigten und uns Zuspruch gaben, ohne Euch hätten wir wohl nicht soo lange durchgehalten. DANKE!

Sie können sich sicher vorstellen, dass es auch ein recht teures Jahr war. Danke auch Ihnen, liebe Spender, für Ihre stetige finanzielle Unterstützung! Schön zu wissen, dass unsere Arbeit so geschätzt wird – auch von aktion tier – tiere für menschen e.V., mit deren finanzieller Hilfe wir einiges auf die Beine stellen können und mit der wir die aktion tier – Eichhörnchenhilfe gegründet haben um gemeinsam möglichst viel für die Belange unserer Eichhörnchen zu erreichen. Eine schöne erfolgreiche Zusammenarbeit!

Und danke an all die fleißigen Nussspender. Die Hörnchen essen kräftig… und das sollen sie auch.

Da Aufklärung über unsere Eichhörnchen eins unserer erklärten Ziele ist, waren wir auch wieder in Schulen unterwegs um den Kindern (und Lehrern) die Lebensweise der Hörnchen und die Natur näher zu bringen. Eine Ausnahme und ein Highlight im späten Herbst war der Besuch einer Klasse Jugendlicher einer Jugendförderschule. Da hatten sogar die Hörnchen Spaß! War schön, Euch und Euren engagierten Lehrer kennenzulernen!

Das Jahr hatte es also in sich, eine völlige Überraschung, diesmal positiver Art, war die Verleihung des Berliner Tierschutzpreises – an mich, Tanya Lenn, als Leiterin dieser Auffangstation. Ich habe diesen Preis all den Hörnchen gewidmet, die mir begegnet sind und von denen ich soo viel lernen durfte, nicht nur über Eichhörnchen und deren Behandlung etc., sondern ganz viel fürs Leben und dessen Wertschätzung.

Durch den Preis sind nun auch vielleicht ein paar Türchen geöffnet um die Belange unserer Eichhörnchen in der Öffentlichkeit, bei Politikern, Behörden etc. präsent zu machen. Lassen Sie uns die Daumen dafür drücken.

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