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Jahresbericht 2020

Heike Vehma
Heike Vehma schrieb am 12.01.2020

Liebe Freunde der Kinder und Jugendlichen im DSA Projekt in Bungamati,
wieder ist ein Jahr vergangen und ich freue mich euch von den Projekten berichten zu können, diesmal auch aus eigener Anschauung. Drei Wochen ging es im Juli 2019 nach Nepal, nicht allein, sondern mit tatkräftiger Unterstützung von Heike aus Cottbus und Patensohn Fura. Dank einer großen Sammelaktion im Vorfeld flogen wir nur mit wenig persönlichem Gepäck und hatten dafür viel Kinderkleidung, Schuhe, ca. 40 Brillen und Sonnenbrillen, Uhren, Taschenlampen, einen Laptop, viel Bastelmaterial und viele kleine Geschenke mit dabei. Nach etwas Ärger am Flughafen, wo im Ergebnis der 2. Laptop dableiben musste, wurden wir zum Glück nicht mehr vom Zoll kontrolliert und alles landete dort, wo es hin sollte – bei den Kindern!
Der Juli in Nepal ist begleitet von heftigem Monsunregen, der gleich in den ersten Tagen zu vielen Todesfällen in Kathmandu und anderen Teilen Nepals führte. Viele Menschen haben immer noch keine feste Bleibe nach dem Erdbeben 2015, wohnen oft noch in Behelfsunterkünften an den Flüssen. Es macht traurig, das zu sehen. Auch Bungamati ist noch sehr zerstört, besonders der Tempelplatz, der einmal ein großer Anziehungspunkt für Touristen war.




Viele Holzschnitzer haben keine Arbeit mehr und es gibt nur noch sehr wenige Werkstätten in dem einst so berühmten Holzschnitzerdorf. Auch eine Folge des Erdbebens – es gibt nicht mehr genügend Wasser. Zum einen haben sich die wasserführenden Bodenschichten verschoben, zum anderen gibt es eine ungezügelte Bautätigkeit in den Außenbezirken von Kathmandu. Wer es sich leisten kann, flieht vor der hohen Luftverschmutzung und dem starken Verkehr im Zentrum der Stadt. Oft reicht nun der vorhandene Wasserdruck nicht mehr aus, damit die Kinder duschen können. Auch die Waschmaschine kann nicht mehr betrieben werden. Und neue Grundstücke sind auch in Bungamati und dem Nachbarort Sainbu schon an reiche Leute (die es auch in Nepal gibt) verkauft. Die Familien, die dort ihre Reisfelder und Hütten haben, müssen das Land verlassen.

Die Kinder bei DSA haben ein kleines Feld, auf dem sie Reis und Gemüse anbauen. Bei unserem Besuch konnten wir ein wenig beim Reispflanzen helfen. Eine Gruppe junger Pfadfinder aus Frankreich war zu der Zeit ebenfalls zu Gast bei den Kindern und so hatten wir alle viel Spaß beim Waten im Modder, mit den Blutegeln und dem gemeinsamen Erlebnis. Auch die blinden Kinder waren natürlich mit dabei, konnten die alten Wurzeln entfernen und die neuen Pflanzen setzen. Über das Jahr erhalten die Kinder so einen Einblick in landwirtschaftliche Tätigkeiten und tragen auch selbst dazu bei, dass es frisches Gemüse im Speiseplan gibt.




Das neue Heim wurde für 40 Kinder gebaut. Bei unserem Besuch waren über 60 Kinder im Heim untergebracht. So schlafen die Kleinen wieder zu zweit in einem Bett und die Zimmer sind voll mit Betten. Da auch die Schule überfüllt ist, mussten die neuen Vorbereitungsklassen in das Heim ausweichen. Im Aufenthaltsraum werden jetzt die neuen Schüler in Braille unterrichtet und in der Veranda die taubstummen Neuankömmlinge. Es dauert etwa 2 Jahre, bis die Kinder dann in die regulären Klassen wechseln können. Die neu eingestellten Lehrerinnen und Betreuer sind sehr engagiert, reichen aber für eine Tagesbetreuung nicht aus. Hier benötigen wir noch mehr Mittel um Betreuer für den Nachmittag und Abend einstellen zu können. Der einzige Raum, der speziell für die taubstummen Schüler in der Schule genutzt werden kann, musste durch 3 geteilt werden. Hier gibt es nun 3 Klassenräume, durch eine Pappwand getrennt, in der Größe von etwa 9 Quadratmetern. Die Lehrerinnen die hier unterrichten, vollbringen wirklich Großartiges – und das mit viel Geduld und Ruhe.






Aktuell werden bei DSA 74 Kinder mit den verschiedensten Behinderungen betreut, fast alle Kinder sind auch im Heim oder im oberen Stockwerk der Schule  untergebracht. Das ist eine Riesen-Herausforderung denn es gibt immer noch keine staatliche Unterstützung. Die Eltern können nur einen geringen Teil der Kosten tragen. Dazu kommen die Kosten für medizinische Betreuung und Hilfsmittel, Logistik, Kleidung, Essen …
Es ist nicht möglich, jedes Kind entsprechend seiner Bedürfnisse zu fördern, dafür gibt es einfach zu wenig Betreuer und Geld. Die Kinder helfen sich viel untereinander, selbst mit der Verständigung zwischen taubstummen und blinden Kindern klappt es.
Dazu bei trägt auch der Kunst- und Musikunterricht. Auch 2019 traten die Kinder wieder bei verschiedenen Wettbewerben auf und erreichten vordere Plätze. So auch am Nationalen Kindertag 2019 den ersten Platz mit einem selbst geschriebenen und komponierten Lied.
Ein 1. und ein 2. Platz wurden bei der Science und Technologie Ausstellung erreicht. Besonders Daya Raj tüftelt und programmiert weiter an kleinen Robotern und Maschinen – und das fast alles im Selbststudium. Auf dem Foto ist eine Soundmaschine zu sehen, die auch richtig funktioniert.
Die Kinder sind alle sehr aufgeschlossen und selbstbewusst und neugierig auf alles, was sie noch lernen können.




Der Umgang mit dem Laptop wird auch für die blinden Schüler immer mehr zur Gewohnheit, sogar die Abschlussarbeiten zum Schuljahr haben sie am Computer geschrieben.
Heike blieb einige Tage in Bungamati und führte verschiedene Projekte mit den Kindern durch. Es wurde experimentiert, gemalt, gebastelt und Insektenhäuser gebaut. Alle hatten viel Spaß dabei.







Jedes Kind ist etwas ganz Besonderes und auf seine ganz spezielle Weise liebenswert. Ein kleiner Junge vereint aber so viel Besonderheit, Energie und Ausstrahlung, dass man ihm nur großen Respekt entgegenbringen kann. Es ist Yannick oder einfach Nick. Er hat keine Arme und keine Beine.




Nick war bei unserem Besuch 9 Jahre alt, er ist trotz seiner Behinderung ein fröhlicher Junge, der alles versucht um wie seine Freunde zu sein. Er flitzt auf seinen Beinstümpfen über den Flur, versucht selbst zu essen, zu zeichnen und am Computer zu schreiben. Aber es gibt so vieles, wo er doch Hilfe braucht und wo die Hilfsmittel fehlen. Mit dem Rollstuhl wird er in die Schule geschoben, muss dann aber die Treppen getragen werden.
Ein großes Problem ist die Benutzung der Toilette und das Waschen. Nick hat keinen Betreuer. Oft sind die Armstümpfe entzündet und er kann nicht zur Schule gehen. Er ist ein intelligenter Junge, er braucht eigentlich nur medizinische Betreuung und Hilfsmittel, die bei der schlechten Infrastruktur in Nepal verwendbar sind.
Elektrorollstühle sind z.B. nicht möglich. Prothesen wären evtl. eine Möglichkeit, das wird zur Zeit geprüft. Dann kosten diese aber auch viel Geld.
Reimar und Margitta aus Cottbus spendeten daher ihr gesamtes Geburtstagsgeld für den Jungen, ganz herzlichen Dank dafür!






Vielleicht hat jemand Erfahrung mit dieser Art Behinderung oder kennt jemanden, wir sind für jeden Hinweis um Nick zu helfen sehr dankbar. Die diesjährige Kalenderaktion von Sahayata ist auch für medizinische Hilfe für Nick und andere Kinder bestimmt.




   
Auch Kumari, dem Mädchen, das auch mit nur einem Bein so schön tanzen kann, konnten wir mit einem neuen Kleid für die Auftritte eine Freude machen. Die Kinder haben sich in den letzten 3 Jahren toll entwickelt. Bishow Ram ist ein junger Mann geworden und immer noch einer der Besten seiner Klasse, ebenso Yewon. Beide Jungs werden das College besuchen.
Sunil und Binayak sind nun schon im 2. Studienjahr, unter nur sehenden Studenten. Sanjeeta kümmert sich immer noch liebevoll um die Jüngeren.



Allen Sponsoren der Kinder hiermit ein herzliches Dankeschön für die nun schon jahrelange Unterstützung!



Auch 2019 erhielt Daya Ram Maharjan vom Rotary Club in Kathmandu eine Auszeichnung. Die Prämie in Höhe von 50000 Rupie (ca. 400 Euro) wurde wieder für die Einrichtung verwendet. Aber wir brauchen weiterhin viel Unterstützung, für Essen, Schulgebühren, Schuhe, Decken und Matratzen … die Liste ist lang.
Eine große Hilfe sind regelmäßige Spenden, gern auch über unsere Plattform http://www.betterplace.org/p14396

An zwei Tagen wurde auch das Kinderheim in Sundarijal besucht. Die Kinder wohnen seit zwei Jahren im neuen Haus, mit viel Platz drinnen und draußen, einem schönen Garten, einer Farm zur Selbstversorgung und einer tollen Aussicht auf die Berge. Es war sehr lustig, wir haben uns an die vielen Begegnungen erinnert und den alten Film von 2012 geschaut. Die Kinder sind so groß geworden und einige der Älteren wohnen nun schon außerhalb. Dafür gibt es wieder kleine Kinder, die Jüngsten sind sieben Jahre alt.
Aktuell sind 24 Kinder im Haus, welches für alle, auch Dank Ram Hari, Kabita und dem ganzen Team ein richtiges Zuhause ist. Leider steht das zweite Haus für die Indreni-Kinder immer noch im Rohbau, weil das Geld fehlt, um es fertigzustellen. Dabei wäre es so wichtig, dass alle Kinder zusammen leben können.







Die Swet Bahari Schule wo die Kinder bis zur 10. Klasse lernen, wurde auch zweimal besucht. Es werden ca. 700 Kinder in 2 Durchgängen (vormittag und nachmittag) unterrichtet. Es gibt einen Kindergarten, eine Sektion für behinderte Kinder und auch eine Schulspeisung. Man kann es kaum glauben, wie sich die Schule in den letzten 10 Jahren entwickelt hat. Die Klassenräume haben Fenster und Türen bekommen, der Hof ist gepflastert und es gibt sogar einen Schulbus. Der Weltladen aus Senftenberg sponsert in diesem Projekt einen Schüler, weitere Hilfe kommt über den Verein Sahayata.

Einige können sich sicher noch an Ramesh Lama, den taubstummen Jungen der so schön zeichnet, erinnern. Ramesh hat geheiratet und betreibt jetzt mit seiner ebenfalls taubstummen Frau Tsering und einem taubstummen Freund ein kleines Restaurant. Alle Bestellungen schreiben die Gäste auf einen Zettel, wenn sie die Zeichensprache nicht können. Es können in Nepal aber viel mehr Menschen Zeichensprache als in Deutschland. Ramesh hat für uns gekocht, denn vom Zeichnen allein kann man auch in Nepal nicht leben. Es war eine sehr nette und lustige Begegnung bevor es leider wieder nach Deutschland ging. Das kleine Restaurant (Tserings Laphing Center) ist in der Nähe der Stupa in Boudhanath und es wäre schön, wenn ihr es besuchen würdet.




Drei Wochen waren natürlich viel zu wenig und auch hier im Bericht konnte ich nur einen kleinen Teil der Begegnungen und Eindrücke wiedergeben. Aber diese Reise hat wieder gezeigt, dass es sich lohnt, sich für die Bildung der nepalesischen Kinder einzusetzen. Deutschland und Nepal pflegen seit 1958 diplomatische Beziehungen. Nach dem Erdbeben 2015 stellte die Bundesregierung 35 Millionen Euro für den Wiederaufbau bereit. 150 Schulen sollten gebaut werden, nur ein kleiner Teil wurde bisher realisiert. Private Spender aus Deutschland konnten 113 Millionen Euro sammeln. Diese Hilfe erfolgte schnell, zielgerichtet und effizient in den vielen kleinen Projekten der Nichtregierungsorganisationen (NGO).Euch allen noch einmal herzlichen Dank, auch im Namen der Kinder, für alle Geld- und Sachspenden – und ein friedliches und erfolgreiches 2020!
Heike Vehma